14. Workshop des Forschungsschwerpunkts Frauen- und Geschlechtergeschichte der Hist.-Kulturwiss. Fakultät der Univ. Wien in Koop. mit dem Institut für Geschichte des ländlichen Raumes (IGLR) (Web) und fernetzt. Junges Forschungsnetzwerk Frauen- und Geschlechtergeschichte (Web)
Ort: Universität Wien
Zeit: 19. Juni 2020
Einreichfrist: 15. April 2020, Call for Papers als PDF
Der Workshop fragt nach historischen und aktuellen Ausgestaltungen, Bedingungen und Handlungsweisen in geschlechterhierarchisch strukturierten Arbeitskontexten. Dabei wollen wir vorläufig keine Definition von Arbeit liefern, sondern historische Vorstellungen, Einteilungen, Praktiken und Ausgestaltungen von Arbeit selbst zum Untersuchungsgegenstand machen.
Seit Jahrzehnten kämpfen Feminist*innen gegen Geschlechterungleichheit und -diskriminierung in Arbeit, Beschäftigung und in sozialstaatlichen Sicherungssystemen an. Aber nach wie vor werden Frauen in ihren Erwerbsarbeitsverhältnissen Männern gegenüber benachteiligt. So sind die arbeitsbezogenen Ansprüche, die Frauen an den Staat geltend machen können, geringer als jene von Männern und sie sind häufiger von Armut betroffen. Dazu trägt bei, dass viele ihrer Tätigkeiten bis heute kaum als Arbeit anerkannt werden. Dies äußert sich beispielsweise in den schlecht entlohnten und häufig informellen Beschäftigungsverhältnissen im Haushalt oder in haushaltsnahen Bereichen.
Arbeitsam arbeits/arm verweist daher sowohl auf die Prekarität als auch die vielfache Minderbewertung von ‚weiblich‘ konnotierten Tätigkeitsbereichen, die so arbeitsintensiv wie gesellschaftlich notwendig sind. Diese Bewertungen sind eng mit Geschlechterverhältnissen verschränkt, die sich mit anderen Formen und Verhältnissen sozialer Ungleichheit (z. B. Rassismus, Alter, Körper, Klasse) überkreuzen.
- Wie wurde bzw. wird Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in Arbeitskontexten re/produziert, gefestigt oder verändert?
- Wie veränderte sich die Bewertung von Tätigkeiten, wenn sie vermehrt von Frauen bzw. von Männern ausgeführt wurden?
- Welche Rolle spielte Geschlecht in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um die Bewertung von Arbeit und Lebensunterhalt?
- Wie waren staatliche, politische, private oder karitative Organisationen und Einrichtungen in diese Kämpfe involviert?
- Welche Formen des Widerstands und Aktivismus riefen Geschlechterungleichheiten und Diskriminierungen in verschiedenen historischen Kontexten hervor?
Zum anderen sind Beiträge willkommen, die sich die oft prekären Auskommensweisen aus Perspektive der Frauen- und Geschlechtergeschichte zum Gegenstand machen und sie im Kontext von Verhältnissen sozialer Ungleichheit untersuchen. Die Möglichkeiten und Strategien zum Lebensunterhalt waren (und sind) auch unter widrigen Bedingungen vielfältig und reichten von Lohnarbeit bis hin zu informellen Tätigkeiten. Dazu gehörte beispielsweise die Aufnahme von Bettgeher*innen in den eigenen Haushalt, das Sammeln, Herstellen, Reparieren und Bewahren von lebensnotwendigen Gütern oder die Pflege von Nachbarschafts- und Freund*innennetzwerken, die materielle Hilfen oder tatkräftige Unterstützung boten. Witwen übernahmen ggf. den Familienbetrieb und sorgten gleichzeitig für Kinder und/oder andere Angehörige. Dienstmägde oder Arbeiter*innen changierten zwischen Dienststellen und anderen Erwerbstätigkeiten und Unterhaltsformen, um Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern.
- Wie organisierten Frauen bzw. Männer ihren Lebensunterhalt? Welche geschlechtsspezifischen Möglichkeiten und Bedingungen fanden sie vor?
- In welchem Verhältnis standen ihre Tätigkeiten zu durchgesetzten Vorstellungen und Praktiken von Arbeit und geschlechtsspezifischen Aufgabenbereichen?
- Inwiefern handelten sie im Einklang oder im Widerspruch zu gesetzlichen Regelungen und behördlichen Vorgaben?
Der Workshop richtet sich sowohl an etablierte Wissenschaftler*innen als auch an Forscher*innen am Beginn ihrer Karrieren. Beiträge aus unterschiedlichen zeitlichen, geographischen und politischen Räumen und den historischen Wissenschaften verwandten Disziplinen (bspw. Philosophie, Literaturwissenschaft, Soziologie, Rechts- oder Wirtschaftswissenschaften) sowie interdisziplinäre Perspektiven sind herzlich eingeladen.
Organisationsteam: Johanna Gehmacher (Universität Wien), Gabriella Hauch (Universität Wien), Jessica Richter (IGLR/fernetzt), Tim Rütten (Universität Wien/fernetzt) und Michaela Neuwirth (Universität Wien)
Bitte senden Sie Ihren Vorschlag (max. 3.000 Zeichen) für einen Vortrag von ca. 15 bis 20 Minuten sowie eine Kurzbiografie bis zum 15.04.2020 an: tim.ruetten@univie.ac.at und jessica.richter@ruralhistory.at
Reise- und Unterkunftskosten können leider nicht übernommen werden. Wir bemühen uns (noch ohne Gewähr) um einen Zuschuss für Kolleg*innen ohne institutionelle Förderung.
Jessica Richter, Institut für Geschichte des ländlichen Raumes, Kulturbezirk 4, 3109 St. Pölten, E-mail: jessica.richter@ruralhistory.at
Web: www.ruralhistory.at