Ausstellung von Vida Bakondy und Amila Širbegovic für die Initiative Minderheiten in Koop. mit den Büchereien der Stadt Wien (Web)
Laufzeit bis 14.11.2020
Ort: Hauptbücherei am Gürtel, Wien
Als Begleitprogramm finden diese weiteren 3 Zeitzeug/innengespräche statt: 29.09.2020 mit Selma Nišic; 08.10.2020 mit Adisa Beganovic; 14.10.2020 mit Nero Beharic; Kuratorinnengespräch am 12.11.2020 mit Vida Bakondy und Amila Širbegovic; Beginn jeweils um 17.30 Uhr, Beschreibung als PDF.
„Es gibt zwei Sorten Flüchtlinge: solche mit Fotos und solche ohne Fotos, sagte ein Flüchtling aus Bosnien.“ Dubravka Ugrešic (2000).
Krieg und Flucht können uns alles nehmen. Besonders rütteln sie am Menschen selbst. Fremdbestimmt wird man im Ankunftsland auf den „Flüchtling“ reduziert. Was bleibt, sind oft nur Erinnerungen an die eigene, vielschichtige Identität: wer man einst war, vielleicht noch ist und eines Tages werden wollte. Die Ausstellung „Nach der Flucht“ widmet sich Geschichten von Menschen, die im Zuge des kriegerischen Zerfalls Jugoslawiens zu Beginn der 1990er Jahre flüchten mussten und in Wien ein neues Zuhause gefunden haben. Mit über 100.000 aufgenommenen Kriegsflüchtlingen war Österreich ein zentraler Fluchtpunkt, die größte Gruppe mit 85.000 Schutzsuchenden stammte aus Bosnien und Herzegowina. Ungefähr zwei Drittel von ihnen blieben dauerhaft in Österreich.
Erfahrungen und Erlebnisse der ehemaligen Kriegsflüchtlinge sind in der Geschichte der Stadt Wien und Österreichs bis heute unterrepräsentiert. Nach der erfolgreichen Integration in die österreichische Gesellschaft wurde ihnen kein öffentliches Interesse mehr zuteil. Sie wurden zu viel geschätzten Kolleg*innen am Arbeitsplatz, doch kaum jemand interessiert(e) sich für ihr Leben vor der Flucht und nach der Ankunft in Wien. 25 Jahre nach dem offiziellen Kriegsende in Bosnien-Herzegowina spürt die Ausstellung anhand persönlicher Erinnerungsstücke den Biografien von 14 Wiener*innen nach. Die gezeigten Objekte schlagen eine Brücke zwischen ihrem Leben vor der Flucht und danach. Sie vermitteln Einblicke in individuelle Erfahrungen von Krieg, Flucht und Neubeginn. Die Geschichten stehen aber auch für das Weiterleben und für das Recht auf Erinnerung.
Gefördert aus Mitteln der Stadt Wien – Integration und Diversität.