Klicktipp: Digitales Deutsches Frauenarchiv (DDF): Inzwischen 89 Essays online (Portal)

i.d.a. Dachverband deutschsprachiger Frauen-/Lesbenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen (Web)

Das Digitale Deutsche Frauenarchiv (DDF) dokumentiert die Geschichte der Frauenbewegungen in Deutschland.

Das umfangreiche Portal ist ein langfristig und groß angelegtes Kooperationsprojekt der verschiedenen feministischen Archive, Biliotheken und Dokumentations-Einrichtungen (aus Deutschland), die im Dachverband i.d.a. vernetzt sind. i.d.a. ist die Trägerin des DDF (Web). Möglich ist das umfangreiche Digitalisierungs-Vorhaben mit einer Finanzierung durch das deutsche Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Das Portal ist 2018 online gegangen und wird laufend erweitert. Aktuell sind bereits 89 Essays online (Web).

Die Essays enthalten neben inhaltlichen Informationen auch Bibliografien sowie Links zu ausgewählten Quellen. Diese Textdokumente, Plakate, O-Töne, Filme etc. sind dabei in digitaler Form verfügbar.

Die Quellen sowie die Literaturangaben sind verknüpft mit dem Verbund-Katalog META (Web). In META können die Bestände aller verschiedenen i.d.a.-Einrichtungen gemeinsam recherchiert werden. (Während das DDF auf Deutschland bezogen ist, dokumentiert der Katalog auch die Bestände der i.d.a.-Einrichtungen aus Italien, Luxemburg, Österreich und der Schweiz.)

Die Themenschwerpunkte des DDF sind folgende (zu den jeweiligen Essays etwas hinunterscrollen):

  • Arbeit & Ökonomie (21 Beiträge) (Web)
  • Bildung & Wissen (30 Beiträge) (Web)
  • Gewalt (10 Beiträge) (Web)
  • Körper & Sexualität (21 Beiträge) (Web)
  • Kunst, Kultur & Medien (32 Beiträge) (Web)
  • Politik, Recht & Gesellschaft (63 Beiträge) (Web)

Arbeit & Ökonomie

Weibliche Berufs- und Erwerbstätigkeit war und ist ein weiteres Schlüsselthema frauenbewegter Auseinandersetzungen. Wurde in der Ersten Frauenbewegung noch darüber diskutiert, ob Frauen überhaupt erwerbstätig sein sollten – und wenn ja, in welchen Berufen, erweiterten sich die Diskurse zu Beginn des 20. Jhds. Dargestellt wird u. a.  die Bedeutung der Berufstätigkeit für die Persönlichkeitsentwicklung von Frauen, die Kritik der hierarchischen, geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung, der Kampf für gleichberechtigte Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen, für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit und für den Zugang zu bis dahin nur Männern vorbehaltenen Berufen. Zugleich gehören feministische Positionen zur Fürsorge- und Reproduktionsarbeiten, also etwa Hausarbeit, Erziehung, Pflege im privaten und öffentlichen Bereich, zu den Streitpunkten, die über die Jahrhunderte kaum an Aktualität eingebüßt haben.

Bildung & Wissen

Frauenbewegungen waren und sind zugleich auch Bildungsbewegungen. Frauen wie Louise Otto-Peters, Hedwig Dohm oder Alice Salomon rebellierten gegen das weibliche Leitbild der „Hausfrau und Mutter“. Zu entdecken ist, wie die Akteurinnen der Frauenbewegungen für die gleichberechtigte Teilhabe an Bildung für Frauen und Mädchen an Schulen und Universitäten und für eigene Lernorte kämpften. Wie organisierten sich die Akademikerinnen und wie und warum entstand die Frauenforschung seit den 1980er Jahren? Außerdem wird die Bedeutung der Frauensommeruniversitäten als Aktionsform vorgestellt. Diskurse um Frauen- und Lesbenthemen erreichten auch andere Bildungsinstitutionen, wie z.B. die Volkshochschulen oder die Evangelischen Akademien in der DDR und BRD, die ihrerseits neue Impulse für die Frauenbewegungen und die Gesellschaft einbrachten.

Gewalt

Ein Thema, das die Erste wie auch die Zweite Frauenbewegung war die Gewalt gegen Frauen. Während Gewalt im 19. und frühen 20. Jahrhundert vor allem im Zusammenhang mit arrangierten Ehen, „Sittlichkeitsfragen“ und der „Sozial-Hygiene“ diskutiert wurde, änderten sich mit dem Aufkommen der Zweiten Frauenbewegung seit den späten 1960er der sprachliche Duktus und das Themenspektrum „Gewalt“ deutlich. Frauen trugen das Wissen um Gewalt im familiären Bereich und in Paarbeziehungen in das öffentliche Bewusstsein und entwickelten zugleich Ansätze um sie zu bekämpfen, z. B. die Gründung von Frauenhäuser. Schließlich gehören staatliche Repressionen und Verfolgungen gegen einzelne Akteurinnen und Gruppen der Frauenbewegungen zu diesem Themenbereich.

Körper & Sexualität

Die sexualisierten Machtverhältnisse entwickelten sich zu einer weiteren Schlüsselfrage der Frauenbewegungen. Die Frauenbewegungen begehrten gegen bürgerliche Doppelmoral und „weibliche Tugenden“ wie Keuschheit und Bescheidenheit auf. Sie demaskierten patriarchale Mythen weiblicher Sexualität und schafften neues Wissen und einen neuen Umgang mit (weiblicher) Sexualität – auch und besonders erfolgreich im Kontext von lesbischen Beziehungen und Beziehungen jenseits der sogenannten Heteronorm. Das Streben nach sexueller Freiheit und Kontrolle über den eigenen Körper entlud sich am lautesten in der Forderung nach einem selbstbestimmten Schwangerschaftsabbruch. Zum Thema Körper und Sexualität gehören auch Debatten und Kämpfe um Frauengesundheit, Gen- und Reproduktion sowie gegen die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen.

Kunst, Kultur & Medien

Kunst, Kultur und Medien spielten in de Ersten und Zweiten Frauenbewegung tragende Rollen. Theater- und Filmgruppen von Frauen und mit feministischen Themen bildeten sich, Künstlerinnenkollektive entwickelten alternative Kunstformen um sich mit den Machstrukturen auseinanderzusetzen. Zeitschriften, Verlage, Radio- und Fernsehprogramme der Frauenbewegungen widmeten sich feministischen Fragestellungen ihrer Zeit, die häufig bis heute aktuell sind. So wichtig wie einzelne Publikationsorgane sind die Akteurinnen, Gruppen und Produktionsbedingungen in deren Kontext feministische Kunst, Kultur und Medien entstanden. Ferner widmet sich dieser Themenbereich den Aspekten Netzwerke sowie Erinnerungs- und Traditionsstiftungen innerhalb der Frauenbewegungen.

Politik, Recht & Gesellschaft

Politik und Recht gehören seit dem frühen 19. Jhd. zum zentralen Bestandteil der Kampfarenen der Frauenbewegungen. Im Zentrum stand der Kampf um das aktive und passive Wahlrecht für Frauen.  Ab Mitte des 20. Jhds. wurden die politische Repräsentation von Frauen, die feministische Kritik der politischen Kultur und die Auswirkungen der Gesetzgebung auf die konkrete Lebensrealität von Frauen zu bestimmenden Politikfeldern. Damit wird sichtbar, ob und mit welchen Formen sich die politische Partizipation von Frauen auf politische Systeme und den gesellschaftlichen Wandel auswirkt. Darin eingeschlossen ist das sich ändernde und ambivalente bis ablehnende Verhältnis von autonomen Frauenbewegungen zum Staat und zu etablierten (politischen) Einrichtungen.

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