CfP: Robert Michels‘ „Grenzen der Geschlechtsmoral“ (Event 03/2022, Halle); bis: 06.09.2021

Harald Bluhm und Vincent Streichhahn, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Zeit: 31.03.-01.04.2022
Ort: Halle
Einreichfrist: 06.09.2021

„Die neue Geschlechtsethik, deren Sonnenball wir am Horizont bereits auftauchen sehen, deren Strahlen aber noch blaß und matt sind und noch nicht die Kraft haben, neues Leben zu spenden, hat ihre größte Gegnerin in der Heuchelei. Es ist zwar auch der vornehme, edeldenkende, reine Mensch, der sich heute noch vielfach gegen eine neue Ethik sträubt […]. Aber der heftigste Feind des neuen keimenden Lebens […] sitzt da, wo sich Dunkel und Hell paart, im Clairobscur des sozialen Körpers, am Rande des Sonnenlichts und der Finsternis. Das sind die Elemente, die, insofern sie seelisch infekt sind, alles Interesse daran haben, alles beim alten zu lassen, weil ihr Mangel an Moralität mit der alten Moral sehr gut auskommt“ (Robert Michels 2021 [1911]: 65f.).

Das Zitat von Robert Michels stammt aus seiner 1911 erschienenen Essay-Sammlung „Die Grenzen der Geschlechtsmoral“, in der er sich als feministischer Mitstreiter der Frauenbewegung sowie sozialwissenschaftlicher Bewegungsforscher präsentiert, der für eine „neue Sexualmoral“ eintritt. Allerdings ist diese Seite von Michels theoretischen sowie praktischen Wirken in geschlechteregalitärer Absicht vor dem Ersten Weltkrieg kaum bekannt. Die „Grenzen der Geschlechtsmoral“ erschienen zwar 1911 in zwei Auflagen, sind aber bis zur kürzlich erschienenen Neuausgabe hierzulande nicht mehr neu aufgelegt worden. Auch seine Beiträge in verschiedenen Periodika der deutschen Frauenbewegung sind weitgehend vergessen.

Das liegt u.a. an einer verbreiteten einseitigen Rezeption von Michels Werk, die stark von dessen späteren Hinwendung zum italienischen Faschismus geprägt ist. Der Wahlitaliener steht in seinem eigenen Schatten als Klassiker der Parteiensoziologie, in dessen … weiterlesen und Quelle (Web).