Klicktipp: Frauen*geschichte(n) – Quellen zur Schweizer Frau*engeschichte (Website)

Frauen*geschichte(n) – Quellen zur Schweizer Frau*engeschichte (Web)

Die Webseite ist begleitend erschienen zu dem Buch «Frauengeschichte(n)», das soeben in seiner fünften Neuauflage veröffentlicht wurde (Web).

Hinter der Webseite steht der Verein Frauen*geschichte(n) (Web). Dessen Ziel ist es, in Kooperation mit Archiven und Körperschaften eine kuratierte Quellensammlung zu feministischen und frauen*geschichtlichen Aspekten zu unterhalten. Der Fokus liegt dabei auf Quellen der neusten Zeitgeschichte in der Schweiz.

Die Webseite versteht sich als «Türöffnerin»: Sie präsentiert eine Auswahl historischer Quellen, wodurch interessierte Nutzer*innen unkompliziert einen ersten Zugang zu Quellen und Hinweise auf Archive finden können, die die Geschichte(n) von Frauen* bzw. feministische Geschichte dokumentieren. Dieser erste Eindruck soll ggf. zu weiterführenden Recherchen anregen (Web).

Zur Geschichte der «Frauen*geschichte(n)»

Den Anfang machten die unabhängigen Historikerinnen Elisabeth Joris und Heidi Witzig: 1980 starteten sie mit der Entwicklung eines Konzepts, durchstöberten dann über Jahre grosse und kleine Archive, erstellten Fotokopien, schnitten die interessanten Textstellen heraus, klebten sie auf Blätter, ordneten sie ein und gaben jeder Quelle einen Titel. Entscheidende Hilfe bekamen sie nach der ersten Historikerinnentagung von 1983 von anderen Historikerinnen, die sie mit Quellen versorgten, sowie vom Frauentutorat der Universität Zürich, das einen bedeutenden Teil der Dokumente und Texte zum Abschnitt „Weiblichkeit als Norm“ beisteuerte.

1986 gaben sie nach dieser mehrjähriger Arbeit im Limmat Verlag die über 550 Seiten starke Quellenedition «Frauengeschichte(n) – Dokumente aus zwei Jahrhunderten zur Situation der Frauen in der Schweiz» heraus. Die Gestaltung des Buches übernahm Helen Pinkus Ryman. Bis ins Jahr 2001 wurde das Buch schließlich vier Mal – jeweils ergänzt – neu aufgelegt.

Die neuste Ausgabe – und der Schritt in die digitale Welt

Im Jahr 2021, dem Jahr, in dem sich die Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz zum 50. Mal jährt, sollte das Buch in einer letzten erweiterten Auflage erscheinen. Elisabeth Joris und jetzt Anja Suter durchforsteten wieder Quellenmaterial und schrieben ein neues, ergänzendes Kapitel für die Jahre 1985 bis 2021. Um das Projekt einer solchen Quellensammlung in eine neue Form zu bringen, wurde der Verein Frauen*geschichte(n) gegründet: Er lancierte diese Webseite, die die Neuauflage von 2021 mit der digitalen Welt verbindet. Der Aufbau der Webseite orientiert sich thematisch an den acht Unterkapiteln des Nachtrags dieser Neuauflage, weshalb er auch online zur Ansicht (Web) zur Verfügung steht.

Nicht nur die Technologie, auch die Sprache entwickelt sich

Sowohl im Buch als auch in der digitalen Quellensammlung wollten wir den Fokus nicht nur auf die wesentlichen Veränderungen der gesellschaftlichen Stellung der Frauen* richten. Ebenso wichtig war den Herausgeberinnen, die seither geführten Debatten unter Feministinnen* so gut wie möglich nachzuzeichnen. So wirkt sich beispielsweise die seit den 1990er Jahren in akademischen Zusammenhängen wie in feministischen Bewegungen vorgenommene Infragestellung klar abgegrenzter binärer Geschlechterkonstruktionen – Frauen/Männer – bis heute auf feministische Diskussionen und Theoriebildung aus. Um dies zum Ausdruck zu bringen, haben sich die Herausgeberinnen für eine kontextabhängige Verwendung des Gendersterns (*) entschieden. Einfach gestaltete sich dies natürlich nicht, definierte doch die Frauenbewegung noch weit über die 1980er-Jahre hinaus auch ihre Kritik des Patriarchats über die Abgrenzung gegen Männer und als männlich definierte Werte. Die Herausgeberinnen haben sich für diesen Weg entschieden, obwohl die gewählte Lösung nie ganz stringent ist, nie stringent sein kann – nicht zuletzt auch deshalb, weil es sich bei der Bezeichnung sowohl des feministischen Subjekts als auch der unterschiedlichen Geschlechter um Debatten handelt, die offen bleiben und immer aufs Neue geführt werden müssen.

Dennoch ist es wichtig, Akteur*innen jeweils so genau wie möglich zu bezeichnen, sprich Menschen mit einer Geschlechtsidentität jenseits der Zweigeschlechtlichkeit, die wichtiger Teil der feministischen Bewegung sind, nicht sprachlich unsichtbar zu machen. So verwenden die Herausgeberinnen sowohl den Genderstern als auch Bezeichnungen wie FLINT (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nonbinäre und transidente Menschen) oder FINTA (Frauen, intergeschlechtliche, nonbinäre, transidente und agender Personen) und wollen sich der sprachlichen Entwicklung in der Bezeichnung von Geschlechts- und sexuellen Identitäten nicht verschliessen.