CfP: Lebensborn: NS-Geburtenpolitik, Entbindungsheime und die „Eindeutschung“ von Kindern aus den besetzten Gebieten (Event. 01/2022, Graz); bis: 15.11.2021

Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung (Web)

Zeit: 19.01.2022
Ort: Graz
Einreichfrist: 15.11.2021

Die NS-Bevölkerungs- und Rassenpolitik beschränkte sich nicht nur auf die Tötung „unwerten“ Lebens, sondern umfasste auch die Förderung „erbgesunden“ Nachwuchses. Zentral hierbei war der im Jahr 1935 von Reichsführer SS Heinrich Himmler gegründete Lebensborn e.V.. Um die Geburtenziffer „arischer“ Kinder zu erhöhen, unterhielt der Verein zwischen 1936 und 1945 mehr als 20 Entbindungsheime, in denen Schätzungen zu Folge circa 20.000 Kinder zur Welt kamen.

Die Lebensborn-Entbindungsheime ermöglichten Frauen, ohne das Wissen des sozialen Umfeldes und unter medizinischer Aufsicht zu entbinden, wenn sie eine uneheliche Schwangerschaft geheim halten wollten. Auch Kinder verheirateter Paare kamen in den Entbindungsheimen zur Welt. Viele der in den Heimen geborenen Kinder erfuhren erst im fortgeschrittenen Erwachsenenalter von den Umständen ihrer Geburt. Manche begleitete jahrezehntelang das Gefühl, „irgendetwas stimmt nicht“ (Heidenreich, 2004). Bei den nachfolgenden Generationen stößt dieser Aspekt der Familiengeschichten oft auf großes Interesse.

Der Lebensborn e.V. war ab 1942 an der „Eindeutschung“ von Kindern aus Polen beteiligt. Auch aus Jugoslawien, Rumänien und der Tschechoslowakei wurden Kinder auf Grund ihres „arischen“ Erscheinungsbildes aus ihrer vertrauten Umgebung in deutsches Reichsgebiet verschleppt. Jenen Kindern, die den „rassenbiologischen“, gesundheitlichen und psychologischen Kriterien entsprachen, wurden deutsche Namen gegeben. Sie wurden schließlich in deutsche Pflege- und Adoptivfamilien vermittelt.

Die Geschichte des Lebensborn als Instrument NS-Bevölkerungs- und Rassenpolitik sowie einzelner Entbindungs- und Kinderheime ist bereits aufgearbeitet. Auch liegen für die „Eindeutschung“ von polnischen Kindern eingehende Forschungsergebnisse vor. Der Workshop richtet sich an Nachwuchsforscher:innen und Wissenschafter:innen unterschiedlicher Fachdisziplinen, die aktuell zu Lebensborn forschen und sich mit bislang wenig beachteten Aspekten des Themas auseinandersetzen. Weiterlesen und Quelle … (Web).