Revue Allemagne d’aujourd’hui; Cecile Chamayou-Kuhn und Olivier Hanse (Web)
Einreichfrist: 30.11.2022
Angesichts des wieder steigenden Interesses am Phänomen “Körperökologie” in den Geistes- und Sozialwissenschaften wird auch die Rolle Deutschlands im frühen 20. Jhd. besonders hervorgehoben. Deutschland galt und gilt weiterhin oftmals als Vorreiter hinsichtlich der Entstehung und Präfiguration von alternativen Körperkulturen, welche weder auf sportlichen Wettbewerb noch auf die Erbringung sportlicher Leistungen ausgerichtet waren.
Die Lebensreform und ihr ausgewiesener Kampf gegen vermeintliche Pathologien der Moderne (Nervosität, Degeneration, Atomisierung, Arrhythmie) bildete als heterogene und apolitisch anmutende Reformbewegung den Rahmen für die Entstehung regelrechter sozialer Laboratorien. Als Beispiel ließe sich der „Monte Verità“, der Berg der Wahrheit (eine im italienischsprachigen Schweizer Kanton Tessin gegründete Kolonie, die sich wiederum vornehmlich aus deutschen Boheme-Intellektuellen, und -Künstlern zusammensetzte), anführen, in der vielfältige Körperpraktiken mit „regenerierender“ Wirkung – wie nackt verrichtete Gartenarbeit, Wassertherapie, Wohnen in Lufthütten oder aber Kollektivtanz im Freien – erprobt wurden. Einige dieser Praktiken sind schon zur Zeit des Deutschen Reichs in den Mainstream „eingeflossen“.
Das heute widersprüchlich anmutende Nebeneinander von bestimmten Phänomenen wie dem allgemeinen Trend zur Dematerialisierung durch IT- und Digitaltechnologie, dem Wiederbeleben von Körper- und Gesundheitskult sowie der Präsenz des Körpers als „Schnitt-Stelle“, als Grenze, der sowohl durch seine Materialität als auch durch das, was dieser entgeht, erfasst wird , werfen zahlreiche Fragen auf (…). Im Zuge der Gender Studies und deren Untersuchung von Machtverhältnissen überschneiden sich Fragen nach Identitäts-, Geschlechterkonstruktion und nach Körpersexualisierung in den Medien sowie eben auch die hier in ihrer Gesamtheit angesprochenen Fragestellungen. Weiterlesen und Quelle … (Web)