Forschungszentrum Gotha der Univ. Erfurt, Forschungsstelle „Stadtgeschichte Gotha“ und Stiftung Schloss Friedenstein Gotha (Web)
Zeit: 23.-25.11.2022
Ort: Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt
Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772-1822) regierte von 1804 bis zu seinem Tod 1822 in bewegten Zeiten: In seine Regentschaft fiel die Besetzung Deutschlands durch Napoleon, aber auch Klassik, Romantik und restauratives Biedermeier. Ganz anders als sein nüchterner, strengmoralischer Vater war August – wie auch sein Bruder Friedrich – dem Luxus, der Mode und der Kunst zugetan, seine Phantasie war überbordend, aber auch sein beißender Witz, mit dem er manche Zeitgenossen verschreckte. August kleidete sich zuweilen als Frau, liebte Schminke und Riechstoffe, trug ständig wechselnde Perücken. Die Politik überließ er nach Möglichkeit seinen Ministern, stattdessen diktierte er Romane, Gedichte und fiktive Briefe. Zugleich war er glühender Verehrer Napoleons, selbst in den Zeiten der Befreiungskriege.
Wie soll man mit einem solchen Regenten umgehen? Den vergangenen Epochen war er peinlich, sie schwiegen über ihn, die Forschung hat ihn zumeist übergangen. Doch es ist an der Zeit, sich auf neue und unbefangene Weise dieser komplexen Persönlichkeit zu nähern: Ist seine schillernde, fluide geschlechtliche Identität zwischen Mann und Frau der Schlüssel zu seinem Verhalten? (…) Die Tagung versteht sich als Ergänzung zur Ausstellung der Stiftung Schloss Friedenstein über „Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg als Sammler“ (Web). Sie thematisiert fast alle anderen Bereiche seines Lebens und Wirkens, etwa seinen Umgang mit der Mode und mit Büchern, aber auch seine Politik, seine Verschuldung und sein Delegieren aller praktischen Dinge an seine Minister.
- Panels: Sinnlichkeit, Obszönität, Queerness | Erziehung, Hof, Familie | Schattenseiten | Der literarische Nachlass | Politik und Residenz | Konsum und Kennerschaft
- Programm und Quelle: (Web)