CfP: „Das erste Opfer des Krieges ist die Emanzipation / The First Victim of War is Emancipation“ (Event), Deadline: 10.03.08

Der Zusammenhang von Medien, Krieg, Geschlecht / On the Relationship between Media, War, and Gender

English Version below

Ort: Paris-Lodron-Universität Salzburg, Fachbereich Kommunikationswissenschaft
Datum: 02.-04. Oktober 2008

In den vergangenen Jahren hat sich die Forschung verstärkt den Wechselwirkungen und Interaktionen von medialem und kriegerischem Geschehen zugewandt: Untersuchungen beschäftigen sich mit der Rolle von Medien im Krieg sowie mit Repräsentationen von Krieg in den Medien. Gefragt wird beispielsweise nach der Militarisierbarkeit der Medien in unterschiedlichen Mediensystemen, dem Potenzial von Medien als „Frühwarnsystemen“ bei Konflikten und nach Perspektiven des Friedensjournalismus. Krieg und Konflikte bedingen immer eine Veränderung der gesellschaftlichen Ordnung und berühren deshalb zentral auch die bestehenden Geschlechterverhältnisse.
In jüngerer Zeit sind manche Militäreinsätze mit dem Ziel der »Befreiung von Frauen aus autoritär-patriarchalen Verhältnissen« begründet worden. Hierauf nehmen wir mit dem Tagungstitel »Das erste Opfer des Krieges ist die Emanzipation« Bezug. Zudem zeigen die vorliegenden Forschungsergebnisse im Themenbereich Krieg und Gender, dass Kriege eine traditionelle Rollenaufteilung und die Entgegensetzung von Männlichkeits- und Weiblichkeitskonzepten befördern, allerdings manchmal auch zu einer Überarbeitung bestehender Geschlechterarrangements führen können. Kriegen haftet immer zugleich die Erwartung an, die ganze Gesellschaft möge sich hinter Kriegsziel, Staatsführung und Militär versammeln. Damit treten insbesondere in den Fällen, in denen es eine Tendenz zur totalitären Kriegführung gibt, gesellschaftliche Widersprüche, wie sie das symbolische System der Zweigeschlechtlichkeit beinhaltet, in den Hintergrund. Zugleich sind solche »rally ‚round the flag«-Effekte nicht notwendig ein stabiles Phänomen, sondern auf längere Sicht von den jeweiligen Entwicklungen des »Kriegsglücks« und deren medialer Vermittlung abhängig.

Für die Tagung sind interdisziplinär angelegte Beiträge gewünscht, die die Verschränkung der Bereiche Medien, Krieg und Geschlecht aus gesellschaftstheoretisch und gesellschaftskritisch fundierter Perspektive problematisieren und/oder empirisch analysieren. Damit nimmt sie die Bedeutung staatlicher Intervention, materieller Gegebenheiten und sozialer wie kultureller Ressourcen hinsichtlich der Handlungsfähigkeit individueller und kollektiver AkteurInnen in den Blick. Die Tagung soll Antworten auf folgende Fragen bieten:

  • Wie haben sich auch unter Berücksichtigung einer historischen Perspektive Kooperationen von Militär und Medieninstitutionen (z.B. „embedded journalists“, „pool system“) unter geschlechterspezifischen Gesichtspunkten entwickelt?
  • Zu welchen über den journalistischen Bereich hinausreichenden Veränderungen von Geschlechterpolitiken und politischer Kultur, wie sie etwa mit dem Konzept des „Banal militarism“ angesprochen werden, haben Kooperationen zwischen Militär und Medien geführt, welche sind für die Zukunft absehbar?
  • Wie wirken mediale Repräsentationen von Militär und Krieg an der Konstruktion von Geschlecht mit bzw. wie beeinflussen je (kultur-)spezifische Konstruktionen von Geschlecht die mediale Vermittlung von Militär und Krieg? Gibt es dabei Unterschiede zwischen „Kriegs“- und „Friedenszeiten“?
  • Inwieweit dienen speziell »Frauenrechte« als Kriegslegitimation? Welche Zuschreibungen von Weiblichkeit und Männlichkeit werden in der Berichterstattung über Krieg, Konfliktparteien, Antikriegsdemonstrationen, Konfliktlösungsmodelle und Friedensarbeit vorgenommen?
  • Was wissen wir über die ProduzentInnen/KommunikatorInnen medialer Repräsentationen von Militär und Krieg, was über die RezipientInnen?

Die OrganisatorInnen der Tagung in Salzburg 2008 laden dazu ein, sich an der Weiterentwicklung von Forschungsansätzen zu den Bereichen Medien, Krieg und Geschlecht zu beteiligen.
Vortragsvorschläge (je 20 Minuten) sind in Form eines Abstracts (4000 bis 5000 Zeichen) bis zum 10. März einzureichen. Die Vorschläge werden in einem anonymisierten Reviewverfahren begutachtet. Deshalb bitten wir, das Abstract mit einem Deckblatt zu versehen, auf dem der Beitragstitel, Angaben zur Autorin/zum Autor, derzeitige berufliche Tätigkeit, Adresse und EMailadresse sowie Telefonnummer vermerkt sind. Die Abstracts werden nach folgenden Kriterien beurteilt:

a) Deutlicher Bezug zu den drei Forschungsbereichen Medien, Krieg und Geschlecht
b) Originalität der Fragestellung
c) Plausibilität der theoretischen Fundierung.
d) Angemessenheit der Methode (bei empirischen Arbeiten)
e) Klarheit und Prägnanz der Darstellung
Die Abstracts sollen also begutachtungsfähige Aussagen zu den Punkten a) bis d) enthalten. Das Organisationsteam wird das Programm bis zum 30. März zusammenstellen. Die ReferentInnen werden anschließend gebeten, ihre Vortragsskripte bis zum 10. September 2008 einzureichen,
um den ModeratorInnen und KommentatorInnen die Vorbereitung zu erleichtern. Eine Publikation der Beiträge ist vorgesehen. Bitte schicken Sie Ihr Abstract an beide Mitglieder des Organisationsteams:

Jun.-Prof. Dr. Tanja Thomas
Universität Lüneburg
Fachbereich Kulturwissenschaften
Scharnhorststrasse 1
Geb. 5, Raum 109
21335 Lüneburg
thomas#uni-lueneburg.de

Univ.-Ass. Mag. Dr. Martina Thiele
Fachbereich Kommunikationswissenschaft
Abteilung Kommunikationstheorien und Mediensysteme
Rudolfskai 42
A-5020 Salzburg
martina.thiele#sbg.ac.at

Organisation: Fachgruppe »Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht« der DGPuK (Jun.-Prof. Dr. Tanja Thomas, Dr. Martina Thiele); Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt (Prof. Dr. Brigitte Hipfl); Fachbereich Kommunikationswissenschaft, Universität Salzburg (Prof. Dr. Elisabeth Klaus); gendup – Zentrum für Frauenförderung und Geschlechterforschung, Universität Salzburg (Mag.a Teresa Schweiger), Zentrum für Konfliktforschung an der Philipps-Universität Marburg (Dr. Fabian Virchow).

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»The First Victim of War is Emancipation« On the Relationship between Media, War, and Gender
Place: Paris-Lodron-University Salzburg (Austria), Department of Communication Studies
Date: October 2-4, 2008

Organized by: Division »Media, Public, and Gender« of the German Communication Association (Prof. Dr. Tanja Thomas, Dr. Martina Thiele); Department of Media and Communication Studies at the Alpen-Adria-University Klagenfurt (Prof. Dr. Brigitte Hipfl); Department of Communication Studies at the University Salzburg (Prof. Dr. Elisabeth Klaus); gendup – Center for Gender Studies (Mag.a Teresa Schweiger), Center for Conflict Studies at the
Philipps-University Marburg (Dr. Fabian Virchow).

Over the last years research has increasingly dealt with the interactions and correlations of war and the media. Investigations have focussed on the role of the media in war, on the representation of war in the media, on the possibility of militarization of the media in different media systems, on the potential of the media as early warning systems in conflicts, and on the issue of peace journalism.
War and conflicts always cause changes in the societal order and, by that, influence existing gender relations. Recently, some military interventions have been legitimized with the aim of »rescuing women from authoritarian-patriarchal conditions«. The conference title »The First Victim of War is Emancipation« refers to this development. Available research in the field of war and gender proves that war corroborates traditional gender roles and the contra position of concepts of masculinity and femininity although in some cases they may contribute to a change of the existing gender arrangements. Wars are also afflicted with the expectation that the whole society supports the war aim and the protagonists being in charge of the interests of state and of military affairs respectively.
Especially in cases where there is a tendency to total warfare societal contradictions as, for example, inherent in the symbolic system of two sexes tend to fade in importance. However, such »rally ‚round the flag«-effects are not stable phenomena under any circumstances but may depend on the fortunes of war an their coverage by the media in the long run.
The conference organizers especially invite contributions that investigate the interactions and crossing over of the fields of media, war and gender from a perspective of critical social theory and/or have a clear empirical focus. Contributions should refer to the relevance of state intervention, material conditions and social as well as cultural resources insofar as the ability and the power to act individually or collectively is addressed. The aim of the conference is to bring together a wide audience of researchers from various academic disciplines to engage in fruitful debate and facilitate mutual understanding around, but not restricted to the following questions:

  • How did the cooperation between the military and the media (e.g. »embedded journalism«, »pool system«) develop in historical perspective concerning gender aspects?
  • In which way have gender politics and political culture been influenced by cooperations and interactions of the military and the media that take place beyond the journalistic field? What can be expected for the future?
  • How are media representations of war and the military contributing to the construction of gender? How is media coverage of war and the military affected by the construction of gender which it itself culture specific? Is there any difference between »wartime« and »periods of peace«?
  • To what an extent does »women’s liberation« serve as a source legitimizing war? How are markers of masculinity and femininity ascribed in the coverage of war, of conflict parties, anti war activities, conflict resolution procedures and peace work?
  • What do we know about the producers/communicators of mediated representations of war and the military?
  • What do we know about the recipients?

The organizers of the Salzburg conference invite papers that contribute new perspectives and knowledge on the interaction between media, war and gender. Presentations will be 20 minutes; abstracts of a maximum of 1,000 words should be sent by March 10, 2008 the latest. Abstracts will be reviewed anonymously. Therefore, abstracts should have a cover with the title of the contribution, contact data of the author(s) and information on the institutional affiliation (if any). Abstracts will be reviewed according to the following criteria

  • Clear reference to the fields of media, war and gender
  • Innovation of approach
  • Plausibility of theoretical approach
  • Appropriateness of empirical approach (if empirical work)
  • Lucidity and conciseness of presentation

Accepted papers- will be notified by the April 22, 2008 the latest. Accepted speakers are asked to give a full paper by September 10, 2008 in order to allow chairwo/men and commentators a serious preparation. A selection of papers will be considered for publication.
Please send your abstract to both members of the organizing committee.

Jun.-Prof. Dr. Tanja Thomas
Universität Lüneburg
Fachbereich Kulturwissenschaften
Scharnhorststrasse 1
Geb. 5, Raum 109
21335 Lüneburg
thomas#uni-lueneburg.de

Univ.-Ass. Mag. Dr. Martina Thiele
Fachbereich Kommunikationswissenschaft
Abteilung Kommunikationstheorien und Mediensysteme
Rudolfskai 42
A-5020 Salzburg
martina.thiele#sbg.ac.at

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