Call for Papers & Einladung an TheoretikerInnen, KünstlerInnen und AktivistInnen
[OOPS!] WE DO IT AGAIN. DIY-Aktivismus, Feminismus, Handarbeit und neue Häuslichkeit
Strickende Feministinnen, häkelnde AktivistInnen, subversive StickerInnen – gibt es nicht? Gibt es doch. Allerdings wird – wie schon das Motto „Not Your Granny’s Craft“ signalisiert – unter veränderten Vorzeichen zu Nadel und Faden gegriffen. Schließlich gelten Handarbeiten wie Sticken, Häkeln und Stricken traditionell als Tätigkeiten, mit denen sich brave Mädchen und gute Hausfrauen beschäftigen. Für alternativePerspektiven war lange Zeit allenfalls die bildende Kunst zuständig – aber selbst hier wurde die Assoziation textiler Techniken und Materialien mit Stereotypen von „Weiblichkeit“ selten durchbrochen, sondern eher noch explizit zum Thema gemacht.
Mittlerweile scheint sich das Blatt jedoch gewendet zu haben: Im Zuge eines neuen Do-It-Yourself-Fiebers boomen nunmehr auch Nadelarbeiten aller Art – und haben dabei deutlich an Sex-Appeal gewonnen. Allenthalben winkt Handgestricktes, gehäkeltes und besticktes aus den Schaufenstern schicker kleiner Läden; Promis wie Madonna, Kate Moss oder Russell Crowe lassen sich mit Strickzeug ablichten.
Zugleich begegnen textile Techniken unter den Vorzeichen eines „Radical Crafting“, das sie aus ihrer traditionellen Verankerung zu befreien verspricht und stattdessen neu im Radius von Design, Kunst und Aktivismus verortet. „Knitted Graffiti“, gemeinschaftlich gehäkelte Anti-Sweatshop-Quilts und „subversives Sticken“ kommen als Strategien einer im Realraum lokal agierenden, aber überregional oder gar global vernetzten Culture Jamming-Avantgarde zum Einsatz. Und die Institutionen nehmen diese Impulse dankbar auf, wie einschlägige Ausstellungsprojekte von „Knit2Together“ (London u.a. 2005) über „New Embroidery: Not Your Grandma’s Doily“ (Portland 2006) bis „Radical Lace & Subversive Knitting“ und „Pricked: Extreme Embroidery“ (New York 2007, 2008) belegen.
Doch was zeichnet die aktuellen Ansätze im Bereich der DIY-Kultur, in Kunst, Design und Aktivismus aus? Welche Rolle kommt der Entwicklung von materialen Strategien, welche den elektronischen Medien und Netzwerken zu – und wie spielen diese jeweils ineinander? In welcher Beziehung stehen die aktuellen Handarbeitstrends des Third Wave Feminismus und das Phänomen der neuen Häuslichkeiten zu historischen Bewegungen und deren Geschlechterpolitiken? Nicht zuletzt stellt sich die Frage, wie der neue Hang zur Handarbeit gesamtgesellschaftlich zu verorten ist – etwa mit Blick auf die Umstrukturierung von Arbeits- und Beschäftigungsverhältnissen oder den „kreativen Imperativ“ postfordistischer Ökonomien.
Der Critical Crafting Circle lädt TheoretikerInnen, KünstlerInnen, PraktikerInnen und AktivistInnen zur Auseinandersetzung mit dem neuen Handarbeits-Boom ein.
In einem deutschsprachigen Buchprojekt wollen wir Texte und Bilder, Stellungnahmen und Reflexionen zu textilen Strategien im Spannungsfeld von Radical Crafting und DIY-Aktivismus, Kunst, Mode und Design, Feminismus, Handarbeit und „neuer Häuslichkeit“ versammeln. Besonders interessieren uns Beiträge, die in diesem Zusammenhang einen oder mehrere der oben skizzierten Komplexe fokussieren.
Schlagworte:
Handarbeit in Alltagskultur, Kunst, Design, Aktivismus, Ökonomie, Arbeitsverhältnisse, „weibliche Produktivität“, Creative Industries, Cultural Entrepreneurs, Kreativer Imperativ; Geschlechterpolitiken, Geschichte des Feminismus, Gender, Queer-Movements, Civil Rights Movements, Craftivism, DIY, Prosumer Cultures; Bio-Bourgeosie, Cocooning und „neue Häuslichkeit“, Popkultur, Subkulturen, Moden & Styles, Netzwerke, Web 2.0, Medienkultur, Materialkultur, Visuelle Kultur, Kulturgeschichte, Kritik, Kultureller Widerstand, Culture Jamming, Anti-Sweatshop, Brand Sabotage.
Mögliche Formate:
* Themenbeiträge/Essays (10.000 bis 15.000 Zeichen)
* Interviews mit KünstlerInnen und AktivistInnen (10.000 bis 15.000 Zeichen)
* Projekt-Porträts (ca. 3.500 bis 7.000 Zeichen)
* Kurz-Statements (bis ca. 1.500 Zeichen)
* Bild-Beiträge [Voraussetzung ist, dass die Bildrechte geklärt sind und für die Rechte zum Abdruck keine Kosten entstehen]
Vorschläge für Beiträge (Abstracts von ca. 1.500-2.5000 Zeichen) mit kurzer Biographie und Kontaktinformationen bzw. Links bitte bis spätestens zum 15. 03. 2008 per E-Mail mit Anhang bzw. Anhängen in Form einer .doc/.rtf/.txt-Datei an ccc[at]criticalcrafting.net schicken.
Eine Rückmeldung über die Aufnahme der Beiträge erfolgt bis 15. 04. 2008.
Die fertigen Beiträge sollen bis 30. 08. 2008 eingereicht werden.
Das Buch erscheint im Frühjahr 2009 beim Ventil-Verlag (Mainz; s.www.ventil-verlag.de)
Critical Crafting Circle
Elisabeth Freiß, Elke Gaugele, Elke Zobl, Sonja Eismann, Verena Kuni
www.criticalcraftingcircle.net
ccc[at]criticalcraftingcircle.net
Quelle: ladyfest@mur.at
CfP Critical Crafting, Deadline: 15.03.08
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