- Herlinde Koelbl: Jüdische Portraits (Wien)
- Andrea Geyer: The past never changes (Wien)
- Maria Hahnenkamp: Ausstellungsinstallation (Salzburg)
- Raoul Korty / ÖNB: Zur Erinnerung an schönere Zeiten. Bilder aus der versunkenen Welt des jüdischen Sammlers Raoul Korty (Wien)
- Margit Dobronyi / Ruth Beckermann: Leben! Juden in Wien nach 1945 (Wien)
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Herlinde Koelbl. Jüdische Portraits
Ausstellung bis 23. März 2008
Ort: WestLicht. Schauplatz für Fotografie, Westbahnstraße 40, 1070 Wien
In den Jahren 1986 bis 1989 porträtierte die Fotokünstlerin Herlinde Koelbl deutschsprachige, jüdische Persönlichkeiten, die der Shoah entkommen waren, mit der Kamera und führte eindringliche Dialoge mit ihnen. Vom 5. Februar bis 23. März 2008 zeigt WestLicht. Schauplatz für Fotografie rund 35 dieser großformatigen Originalabzüge in Verbindung mit Zitaten aus diesen Interviews. Unter den Porträtierten sind u.a.: Alfred Eisenstaedt (Fotograf, Fotojournalist), Sir Ernst Gombrich (Kunsthistoriker), Karl Kahane (Industrieller), Teddy Kollek (Politiker), Marcel Reich-Ranicki (Literaturkritiker), Georges Tabori (Schauspieler, Regisseur, Autor) und Bruno Kreisky (Österreichischer Bundeskanzler).
Um in den 1930er und 40er Jahren dem Nazi-Regime und damit der Shoah zu entkommen, blieb den meisten Persönlichkeiten jüdischer Abstammung nur der Weg ins Exil. Nur wenige kehrten nach dem Krieg zurück in ihre alte Heimat. Herlinde Koelbl fotografierte und befragte sowohl jene, die heimkehrten als auch jene, die es vorzogen, im Exil zu bleiben. Sie sprach mit ihnen über ihr Verständnis von jüdischer Tradition, Religion und Heimat, über ihre Haltung zu Israel, Deutschland und Österreich. Die freilich sehr unterschiedlichen Antworten sind – jeweils in Verbindung mit den hochsensibel fotografierten Porträts – überaus persönliche Erinnerungen jeder/s einzelnen GesprächspartnerIn.
Die Fotografien und Interviews stellte sie in der Publikation „Jüdische Porträts“ (1. Auflage: 1989) gegenüber. Entstanden ist daraus das Porträt jener jüdisch-deutschen Generation, welche die Zerschlagung dieser Kultur miterleben musste und sie überlebte. Vor diesem Hintergrund ist Herlinde Koelbls Arbeit als historisch überaus aufschluss-reiches Zeitdokument zu lesen: als wertvolles geschichtliches Unternehmen, da heute nur mehr wenige der Interviewten noch am Leben sind.
aus: http://apps.vienna.at/tools/wohin/welcome.asp?action=showevent&event_id=268419&ecgid=80
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Andrea Geyer: The past never changes
Ausstellung bis 5. April 2008 (Di-Fr 11-18, Sa 11-15 h)
Ort: Galerie Hohenlohe, 1010 Wien, Bäckerstr. 3, Tel. 512 97 20
Die Galerie Hohenlohe präsentiert in ihrer aktuellen Ausstellung drei Arbeiten von Andrea Geyer: „Spiral Lands Chapter 1“, die zuletzt auf der documenta 12 zu sehen war, „Spiral Lands Chapter 2“, die, wie auch Teile aus „The Audrey Munson Project 2008“², zum ersten Mal gezeigt wird.
„Spiral Lands“ versteht sich als fotografische und textuelle Geschichtsschreibung. Ein grundlegendes Thema dieser Arbeit ist die Frage des Verhältnisses von Identität und Land in Amerika. Anhand des Beispiels des amerikanischen Südwestens beschäftigt sich die Künstlerin mit dem Verhältnis der „Indianer“ zu den europäischen/amerikanischen Siedlern, mit Landrechten, Kolonialisierung und Gewalt, sowie mit gebrochenen Verträgen (treaties) und Vertreibung. Sie zeigt, dass es sich bei all dem nicht um unwesentliche Ereignisse handelt, sondern dass diese Fragen und deren Auffassungen die Basis und das Fundament des heutigen Amerikas sind. Mit ihrer Kamera hält sie die Landschaft fest und dokumentiert die Spuren der Vergangenheit und der Gegenwart.
„Spiral Lands Chapter 1“ besteht aus 19 Arbeiten, die Fotografie mit einem fortlaufenden Text verbinden. Während die s/w-Aufnahmen in der Tradition der amerikanischen Landschaftsphotographie stehen, bricht der Text die Idylle. Er geht von einem imaginären Ich aus, situiert zwischen 1850 und 2007, das dieses Land bereist und kombiniert dessen Erzählung mit Zitaten historischer Figuren des Landes, Verträgen und wissenschaftlichen, sowie philosophischen Texten. In den Fotografien wird durch unterschiedliche Aufnahmen derselben Landschaft, mit dem Stereoskop-Effekt spielend, deutlich gemacht, dass Betrachterstandpunkte und Erzählungen immer in Relation zu deren Autoren gelesen werden müssen.
In „Spiral Lands Chapter 2“ untersucht Andrea Geyer die Rolle der Wissenschaft bei der Konstruktion von Geschichte und Identität. Im Mittelpunkt steht der Forscher oder Ethnologe. Während im Chapter 1 der subjektive Standpunkt zu Wort kam, ist es nun die scheinbar objektive Stimme des Gelehrten. Für „Spiral Lands Chapter 2“ wurde als Form ein Vortrag mit Diaprojektionen und einer Tonspur gewählt. Der Betrachter nimmt auf Stühlen vor einer Leinwand Platz. Die Stimme der Wissenschaft, trägt einen Text vor. Durch das wiederholte Erzählen wird auf das Konstrukt und die oft nur scheinbare Kohärenz der Geschichte verwiesen. Der Betrachter wird durch das Zuhören selbst zum zustimmenden Teil der Konstruktion Geschichte.
„The Audrey Munson Project 2008“ ist die Geschichte einer vergessenen Frau, die aus ärmlichen Verhältnissen kam und eines der bekanntesten Modelle des frühen 20. Jahrhunderts wurde. Audrey Munson hinterließ neben ihrem in Stein gefassten Körper, der noch heute die Hochhäuser dieser Zeit schmückt, eine Serie von Zeitungsartikeln, in denen die junge Frau über die Diskriminierung von Künstlermodellen schrieb und deren Anerkennung einforderte. Dennoch starb sie vergessen und völlig verarmt 1996 im Alter von 104 Jahren in der Psychiatrischen Abteilung des Lawrence State Hospital in Ogdensburg, New York, wo sie die letzten 65 Jahre ihres Lebens verbringen musste. Ihre Nachforschungen über Audrey Munsons Geschichte verarbeitete Andrea Geyer zu einem Buch und Fotoarbeiten, gerahmt hinter graviertem Glas. Mit der Kamera hält die Künstlerin jene Figuren fest, für die Munson Modell gestanden hat und stellt ihnen in die Glasplatten gravierte historische Bilder der Frauenrechtsbewegung gegenüber, die sich wie Schatten über die Skulpturen Munsons legen. Auf weiteren, gleichsam hinter graviertem Glas gerahmten Fotos sind die Bäume zu sehen, die sich im Park der psychiatrischen Anstalt befinden, in der Audrey Munson einen Großteil ihres Lebens verbrachte. Hier erzählt ein poetischer Text von den fragwürdig konstruierten Grenzen zwischen „Normalität“ und „Wahnsinn“.
Andrea Geyer wurde 1971 in Freiburg geboren, lebt und arbeitet in New York und Freiburg.
aus: http://www.galeriehohenlohe.at/
Maria Hahnenkamp
Ausstellung bis 13. April 2008
Ort: Salzburger Kunstverein, Künstlerhaus, Hellbrunner Straße 3, 5020 Salzburg
„Bilder sind zunächst und vor allem Siege über die Angst. Ohne das Ohr wäre das Auge jedoch nicht zu bremsen.“ (Dietmar Kamper, Bildstörungen. Im Orbit des Imaginären, 1994)
Mit Textzitaten wie dem des Kulturtheoretikers Dietmar Kamper arbeitet Maria Hahnenkamp in ihrer Ausstellung im Salzburger Kunstverein. Die Künstlerin präsentiert eine Rauminstallation mit einer Fülle von Bildern, sowie gesungenen, gesprochenen und projizierten Texten und geht der Frage nach: Wie sind Körper und Bild, Raum, Zeit und Sprache aufeinander bezogen?
Elemente der Ausstellungsinstallation sind die neue Audioarbeit Kantate/Bild, zwei Video-Großprojektionen, bei der sie ihre Arbeitsmethode mit vorgefundenem Bildmaterial zu operieren nun auch im Bereich des Films fortführt, sowie das neue Video V5/08 mit Texten von Judith Butler. Ergänzt wird die Ausstellung mit einer Info-Station, die das Thema Frau, Feminismus und Emanzipation u. a. mit Filmproduktionen und psychoanalytischen Audio-Vorlesungen auszuloten versucht.
Seit Ende der 1980er Jahre thematisiert Maria Hahnenkamp in ihren Arbeiten gesellschaftliche Zuschreibungen an den weiblichen Körper und die stereotypen Repertoires von Rollen, Ritualen, Gesten und vor allem Bildern dieses Körpers.
Maria Hahnenkamp, geboren 1959 in Eisenstadt, lebt und arbeitet in Wien.
aus: http://www.salzburger-kunstverein.at/av/default.asp?lang=1
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Zur Erinnerung an schönere Zeiten. Bilder aus der versunkenen Welt des jüdischen Sammlers Raoul Korty
Ausstellung bis 13. April 2008
Ort: Österreichische Nationalbibliothek, Prunksaal, Josefsplatz 1, 1010 Wien
Korty, ein unerschütterlicher Monarchist und Bohèmien, sammelte vorzugsweise Porträtaufnahmen von prominenten Persönlichkeiten des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts: SchauspielerInnen, KünstlerInnen, österreichisches Kaiserhaus und europäischer Adel, Wiener Gesellschaft, Politiker und Wissenschaftler: ein Panoptikum der versunkenen Welt des Sammlers. Die Aufnahmen entstanden in einem Zeitraum von über 80 Jahren, beginnend bei den in den 1860er Jahren so populären „cartes de visite“ über Atelieraufnahmen um 1900 bis hin zu Presse- und Modefotografie um 1920.
Die Ausstellung spiegelt einerseits das Schicksal der Korty’schen Fotosammlung wider und zeigt andererseits die Vielfältigkeit dieser bedeutenden Sammlung. In neu interpretierten Zusammenstellungen werden Themen wie Adel, Gesellschaft oder Bühne in ihrem teils kuriosen Charakter aufgegriffen und präsentiert.
aus: http://www.onb.ac.at/ausstellungen/korty/index.htm
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Leben! Juden in Wien nach 1945 Fotografiert von Margit Dobronyi. Ausgestellt von Ruth Beckermann
Ausstellung von 19. März – 22. Juni 2008
Ort: Palais Eskeles, Dorotheergasse 11, 1010 Wien
Die heute 95-Jährige Fotografin Margit Dobronyi schuf durch das Festhalten von Bar Mizwas, Bällen, Hochzeiten und offiziellen Veranstaltungen die wichtigste Bildquelle zur Geschichte der Wiener Juden nach 1945. Ihr rund 150.000 Bilder umfassendes Archiv wurde 2004 vom Jüdischen Museum Wien angekauft, wo es von Pnina Schreiber bearbeitet wird.
Im Februar 2007 stellte Ruth Beckermann ein Team zusammen, welches mit der systematischen Dokumentation der Fotos für die Ausstellung begann. Ruth Beckermann legt in der Ausstellung „Leben!“ den Schwerpunkt auf die Fülle des Materials. 3500 Fotos bilden eine Installation, welche durch Filmausschnitte animiert und durch Video-Erzählungen verdichtet wird.