Luisa Accati: Vortrag und Buchpräsentation, 28.03.08, Wien

Eine Kooperation von IWK und Sigmund Freud Privatstiftung

Zeit: Freitag, 28. März, 19.00 Uhr
Ort: Sigmund Freud-Museum, Berggasse 19, 1090 Wien

Mit Luisa Accati (Universität Triest) und Gisela Engel (Universität Frankfurt am Main)
Konzept und Organisation: Klaus Neundlinger

Im Anschluss an den Vortrag von Luisa Accati „Dominante Mütter“ und den Kommentar von Gisela Engel „Abwesende Väter“ wird Luisa Accati ihr Buch „Das Monster und die Schöne. Vater- und Mutterbilder in der katholischen Erziehung der Gefühle“ (Berlin: Trafo 2006) vorstellen.

Der Vortrag von Luisa Accati wird in italienischer Sprache gehalten – eine deutsche Übersetzung wird bereitgestellt.

Geschichte und Psychoanalyse

Luisa Accati (Triest):

Dominante Mütter

Geschichte und Psychoanalyse teilen zumindest zwei Interessen: die Untersuchung des Einflusses der Vergangenheit auf Gegenwart und Zukunft sowie die Frage nach der Art und Weise, wie Menschen ihre gegenseitige Abhängigkeit leben und gestalten. Die Geschichte erledigt die damit verbundene Arbeit auf der Ebene des Sozialen, während die Psychoanalyse auf der Ebene des Individuellen vorgeht. Beide Disziplinen beschäftigen sich mit dem Übergang von einer Generation zur nächsten, mit den Formen der Nachfolge und der Weitergabe von Macht.
Die absolute Macht, welche die Grundlage vieler moderner Staaten bildet, steht in einem besonders engen Verhältnis zur absoluten Macht der Mutter in den Augen des Kindes, das in den ersten Lebensjahren vollkommen von dieser abhängig ist. Deshalb ist es möglich, die Entwicklung dieses Machttyps anhand des Marienkultes zu betrachten, der ja einen Kult der Mutterfigur darstellt. Der Vortrag unternimmt den Versuch, die Grundlagen des psychoanalytischen Denkens und jene der politischen Despotie sowie die kulturellen und sozialen Unterschiede zwischen dem katholischen, mutterzentrierten Süden und dem protestantischen, vaterzentrierten Norden Europas zu begreifen.

Vortrag in italienischer Sprache. Eine deutsche Übersetzung wird in schriftlicher Form bereitgestellt.

Gisela Engel (Frankfurt am Main):

Abwesende Väter

In diesem Kurzvortrag geht es um die Bedeutung, die in Luisa Accatis Buch das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis mit seiner Vorgeschichte für die – symbolische – Ausschließung des Vaters aus der Beziehung zwischen der Madonna und ihrem Sohn hat und welche Folgen sich daraus für die westeuropäische, christlich geprägte Kultur ergeben: Als schlimmste Folgen des Autoritätsverlusts der Väter können Misogynie und Antisemitismus betrachtet werden.

Der Vortrag von Luisa Accati präsentiert Thesen, die sie in ihrem Buch „Das Monster und die Schöne. Vater- und Mutterbilder in der katholischen Erziehung der Gefühle“ vorgestellt hat. Im Anschluss an die beiden Vorträge wird dieses 2006 im Berliner Trafo-Verlag erschienene Buch präsentiert.

Luisa Accati lehrt seit 1986 als Professorin für Neuere Geschichte an der Universität Triest. Ihre Forschungsschwerpunkte sind historische Anthropologie, Religiosität und Hexenwesen. In letzter Zeit befasst sie sich auch mit dem Marienkult, seinem symbolischen Gehalt und seiner Bedeutung für unterschiedliche soziale und politische Strukturen in katholischen und protestantischen Gesellschaften Europas. Publikationen in den Zeitschriften Annales, Clio, Duoda, Freibeuter, Genesis, Gender and History, Historia Social, Memoria, Quaderni Storici, Studi Medievali, Studi Storici. Monografien: Il matrimonio di Raffaele Albanese. Milano: Anabasi 1994; Il mostro e la bella. Padre e madre nell’educazione cattolica di sentimenti. Milano: Cortese 1998. (Deutsche Übersetzung: Das Monster und die Schöne. Vater- und Mutterbilder in der katholischen Erziehung der Gefühle. Berlin: Trafo 2006.)

Gisela Engel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum zur Erforschung der Frühen Neuzeit und am Institut für England- und Amerikastudien der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Ihre Schwerpunkte in Lehre und Forschung sind Geschichte der Politischen Theorien, Gender Studies und die Kultur-, Ideen- und Sozialgeschichte der Frühen Neuzeit. Sie ist Herausgeberin der Reihe Salecina-Beiträge zur Gesellschafts- und Kulturkritik und Herausgeberin der Reihe Frankfurter Kulturwissenschaftliche Beiträge.
Letzte Veröffentlichungen: Die Frankfurter Judengasse, zus. mit Fritz Backhaus, Robert Liberles und Margarete Schlüter. Frankfurt: Societätsverlag, 2006; Technik in der Frühen Neuzeit, zus. mit Nicole Karafyllis, Frankfurt: Klostermann, 2004; Bilder und Begriffe des Bösen, zus. mit Malte-Christian Gruber, Berlin: Trafo 2007 (= Salecina – Beiträge zur Gesellschafts- und Kulturkritik Bd. 7); Fallstudien: Theorie – Geschichte – Methode, zus. mit Johannes Süßmann und Susanne Scholz, Berlin: Trafo 2007 (= Frankfurter Kulturwissenschaftliche Beiträge Bd. 1).

Klaus Neundlinger ist Philosoph und Übersetzer, arbeitet derzeit am Ludwig Boltzmann-Institut für Geschichte und Gesellschaft an einem Projekt

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