Angiolina Arru: Die Migrationen des Geldes und Unwägbarkeiten im Italien vor der Einigung, 17.12.2008, Wien

Vortrag im Rahmen der Reihe GESCHICHTE AM MITTWOCH
Angiolina ARRU (Neapel) – Gastprofessorin für Frauen- und Geschlechtergeschichte am Institut für Geschichte in diesem Semester
Ort: Universität Wien – Institut für Geschichte, HS 45
Zeit: Mittwoch, 17. Dezember 2008, 18.00 c.t. – 20.00 Uhr
Moderation: Christa Ehrmann-Hämmerle
Kredite gelten in der Migrationsforschung primär als Instrument für die Organisation des Aufbruchs, und das von den EmigrantInnen verdiente Geld wurde fast nur in Form von Geldsendungen oder Ersparnissen in den Blick genommen. MigrantInnen werden dabei in historischen Kontexten betrachtet, in denen Bargeld knapp war, nicht als mögliche GläubigerInnen. In der Rekonstruktion von Beziehungsnetzen um verliehenes und geliehenes Geld wurde die geografische Zugehörigkeit der in Kreditgeschäfte involvierten Personen bislang nicht berücksichtigt. Notariatsakten, Grundbücher und v.a. Gerichtsquellen lassen darauf schließen, dass es sich bei Krediten von Personen, die in verschiedenen Phasen ihrer Mobilität gearbeitet und gespart haben, um ein weit verbreitetes Phänomen gehandelt hat. Wanderrouten und Abweichungen davon wurden häufig von den Möglichkeiten bestimmt, das eigene Geld anlegen zu können. Wurden MigrantInnen zu Gläubigern, konnten sich ursprüngliche Pläne ebenso ändern wie der weitere Migrationsverlauf und das Geschick der Familie, ebenso Art und Zusammensetzung der Vermögen. Ein geringfügiges, innerhalb eines ländlichen Orts erworbenes Vermögen konnte zum mehrteiligen Vermögen werden und aus Grundstücken in einem anderen Ort bestehen oder aus neuen Vermögenswerten in der Stadt. Es gab also eine weitläufige Verflechtung von Beziehungen, die sich auf die Mobilität und den Zugang zu Gerichten auswirkte und das Ausnützen der unterschiedlichen Rechtslagen in Italien vor der Einigung ermöglichte, v.a. im Blick auf die Zukunft der Erben eines Migranten.
Zur Person: Angiolina Arru is full Professor of Contemporary History in the Faculty of Political Science at the University of Naples „L’Orientale“, where she taught Women’s and Gender Studies (2000-2005), and where she was President of the M.A. course in International and Diplomatic Relations (2004-2007). She is one of the founders of the „Society of Women Historians“ (Società delle storiche: SIS) and of the SISSCO (Society of Contemporary History).Since 1989 she has been a member of the editorial board of the periodical „Quaderni Storici“, for which she edited several issues. In 1994 she founded the PhD Programme on „Women’s and gender history in modern and contemporary period“, of which she was (1998-2008) national coordinator. In the last few years she has focused on particular aspects of Women’s and Gender History, in particular the mechanisms of exchange governing dowries, the role of credit, donatio inter vivos, and logics of gender relations within migration. Books (co-edited with F. Ramella): L‘ Italia delle migrazioni interne. Donne, uomini, mobilità in età moderna e contemporanea (Roma 2003), and Donne e uomini migranti. Storie e geografie di breve e lunga distanza (Roma 2008).
Institut für Geschichte der Universität Wien
https://www.univie.ac.at/Geschichte/
aus: gam@lists.univie.ac.at

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