Vortrag: Dorothee Wierling: Kriegsgewalt – imaginiert und kommuniziert: Die Korrespondenz einer Berliner Familie, 1914-1918, 02.04.2014, Wien

Präsentation des Sammelbandes Gender and the First World War, Palgrave McMillan 2014, durch die Herausgeber/innen Christa Hämmerle, Oswald Überegger und Birgitta Bader-Zaar und Vortrag im Rahmen Reihe „Geschichte am Mittwoch“
Zeit: 2. April 2014, 18.30 Uhr
Ort: Lesesaal der Fachbereichsbibliothek Geschichtswissenschaften, Universitätsring 1, 1010 Wien
Programm

  • Begrüßung: Claudia Theune-Vogt, Dekanin der Historisch-Kulturwiss. Fakultät
  • Vorstellung des Sammelbandes durch die Herausgeber/innen
  • Vortrag: Dorothee Wierling: Kriegsgewalt – imaginiert und kommuniziert: Die Korrespondenz einer Berliner Familie, 1914-1918
  • Moderation: Gabriella Hauch, Institut für Geschichte

In den Jahren des Ersten Weltkriegs schrieben sich die sozialdemokratische Feministin Lily Braun, ihr Ehemann Heinrich, der gemeinsame Sohn Otto sowie eine enge Freundin der Familie, Julie Vogelstein, etwa 2000 Briefe. Wie in ebenfalls erhalten gebliebenen Tagebüchern von Otto Braun, ging es darin auch um Kriegsgewalt und Gewalterfahrung – was im Zentrum des Vortrags stehen wird. Er analysiert beispielhaft fünf Briefe und verknüpfte Tagebucheinträge, um so die Lebens- und Sinnwelt der Schreiber/innen zu erschließen. In ihrer Korrespondenz „übersetzen“ sie zuvor rein Privates und Alltägliches in eine Sphäre des „Großen Krieges“ von weltgeschichtlicher Bedeutung, dessen katastrophales Ende zwei von ihnen – Otto und Lily Braun – nicht erleben sollten.
Zur Person der Vortragenden
Dorothee Wierling ist Professorin für Zeitgeschichte an der Universität Hamburg sowie stellvertretende Direktorin der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Derzeit lehrt und forscht sie als Gerda Henkel Visiting Professor am Deutschen Historischen Institut, London, und an der London School of Economics. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehören die Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, Oral History sowie Geschlechter- und Generationengeschichte. An wichtigen Veröffentlichungen sind etwa zu nennen: „Geboren im Jahr Eins: Der Geburtsjahrgang 1949 in der DDR, Versuch einer Kollektivbiographie“ (Chr. Links, 2002) sowie neuestens „Eine Familie im Krieg: Leben, Sterben und Schreiben 1914-1918“ (Wallstein, 2013).
Zum Sammelband Christa Hämmerle, Oswald Überegger und Birgitta Bader-Zaar Hg.: „Gender and the First World War“, Palgrave McMillan 2014
Der Erste Weltkrieg kann ohne die analytische Kategorie Geschlecht nicht ausreichend dokumentiert und verstanden werden.
Der im Anschluss an eine internationale Tagung (Herbst 2011) der Forschungsplattform „Neuverortung der Frauen- und Geschlechtergeschichte im veränderten europäischen Kontext“ (2006-2011) entstandene Band untersucht hierzu wichtige Aspekte – nämlich die Beziehungen von „Heimatfront“ und Front, Gewalt, Pazifismus, und Bürgerinnenrechte. Er betont so die Relevanz von Geschlecht im stark expandierenden Feld der Forschungen zum Ersten Weltkrieg.
Die breite Palette an Themen und Fallstudien – u.a. zu stark heroisierten britischen und französischen Frauenfiguren, österreichisch-ungarischen Kriegskrankenschwestern, italienischen „Portatri-ci“, geschlechtsspezifischen Darstellungen der Trauer und der modernen Kriegstechnik – bietet eine länderübergreifende und vergleichende Herangehensweise. Studien zu West- und Mitteleuropa sind ebenso vertreten wie solche zu in der internationalen Weltkriegsforschung meist marginalisierten Regionen wie Italien, Österreich-Ungarn und Litauen.

Schreibe einen Kommentar