Der Erste Weltkrieg in Selbstzeugnissen – Auszüge aus Beständen der Sammlung Frauennachlässe Nr. 76: Feldpost von Christl Lang und Leopold Wolf, 13. bis 17. Mai 1916, Wien und ein unbekannter Ort in Italien

1916 05 13In einem über mehrere Tage geschriebenen Brief berichtete der Wiener Leopold Wolf (geb. 1891) seiner Verlobten Christl Lang (geb. 1891) von seinen Tätigkeiten bei Kampfhandlungen in den Dolomiten. Gleichzeitig schilderte er die Schönheit der Landschaft und bedauerte, sie nicht gemeinsam mit der Freundin erleben zu können. Christl Wolf berichtete von der Ungewissheit über die Verlässlichkeit von Informationen zum Frontverlauf sowie von einer allgemeinen Kriegsverdrossenheit, sie schilderte den Besuch einer Unterstützungs-Veranstaltung sowie den Inhalt eines Propaganda-Gedichtes. Beide diskutieren standesbewusst die Tätigkeiten von Leopold Wolf als Oberstleutnant.

Brief, Leopold Wolf an Christl Lang, Vermerk: „eingelangt 23.5.1916.”; Stempel: „Zensuriert. Zur Beförderung geeignet.“

13. V. 16.
Liebste Christl!
Soeben bemerke ich, daß ich meine Füllfeder irgendwo vergessen habe, doch kann ich mich erfreulicherweise erinnern wo das war und ich hoffe, daß sie wieder reuig zurückkehrt. Heute bin ich also fertig geworden mit meiner Extravaganzarbeit [wahrscheinlich Telefondienst] und werde mir nun wieder einige Zeit zur Erholung auf meinen Höhenluftkurort begeben[?]. Heute erhielt ich einen Brief von Dir, einen vom Hanns; eine Karte vom Willi [die zwei Brüder des Schreibers, die ebenfalls als Soldaten eingerückt waren] und eine vom Bano [?], der jetzt auf Urlaub ist. Also Post genug! (Meint der Laie!)
Mein Aussehen wie ein Blasengel hat sich natürlich verschlechtert bei dem ewigen Auf und Ab während der letzten Tage. Nun kommt aber eine gemütliche Retablierung mit Höhenluft, Aussicht auf Kurorte, mit Konservenmilch und anderen Konserven, dann kommt abermals Höhenluft, dann wieder lang nix, dann Konserven – Trotzdem wir noch keine halbwegs anständige Temperatur hatten, die einen zu einem braunen Teint verhilft, bin ich dennoch sozusagen abgebrannt. Der Teil, wo das Hirn drunter sein soll, ist bei mir ganz weiß. Kein Wunder! Ein Grottenolm ist ja auch schneeweiß, weil kein Lichtstrahl zu ihm dringt, und seit Kriegsbeginn kommt ja auch bei mir keiner dorthin. Weiter unten aber, wo sich die Werkzeuge zum „Ins Blaue schauen“, die zum Essen und Gähnen befinden und wo der Rasierplatz ist, dort ists schon ganz bräunlich.
17. V.
Das war die in der heutigen Karte entschuldigte Pause und nun habe ich wieder einen Deiner Briefe zu beantworten.
Eure Aufnahme beim Lusthaus [Lokal im Wiener Prater] hat mir große Freude gemacht. Gestern hab ich sie bekommen, und seitdem kommt sie mir kaum einen Moment aus der Hand. Alle unsere Lieben! Papa fehlt freilich, aber er mußte sich ja der guten Sache opfern! Tini, wie siehst Du drein? Nicht wahr, Du hast ein bissel an mich gedacht und da es mir recht leid täte nicht dabei zu ein, wenn ich könnte. Anderseits hat der Herr „Fotograff“ [sic] die berühmten Worte „Bittä, recht freindlich“ gesagt und da mußte man halt auch ein bißl freindlich sein. Aber ich glaub, Du siehst so aus, wie Deine Stimmung war von der Du im Brief schreibst. Bitte, bitte schick mir noch so Bilder! Eigentlich ist das aber nicht gut, denn wenn ich die Lichtbilder so ansehe, krieg ich eine ganz unbezähmbare Sehnsucht nach Wien, und der entsprechen halt die Umstände gar nicht. Hei, wie das Herz klopft, wie’s in allen Nerven zieht – und ohnmächtig, wie angeschmiedet muß ich hier bleiben, bis bessere Tage kommen, wie ich mir’s von Herzen wünsche.
Vorgestern hatten wir den großen Feiertag, den wir uns so lange schon ersehnten. Die Zeitungen werden Euch ja schon von all dem Großen gesagt haben, das hier geschehen ist. Der Hanns arbeitet natürlich noch fleißig mit und hat sicher schon mehr geleistet als ich hier, obzwar ich auch nicht müßig war. Gestern war ich wieder Halbbatterie Kommandant und mußte in die Gegend schießen wo seinerzeit ein Vorstoß gemacht wurde. Während ca. einer Stunde mußte ich aber zugleich mit einer Haubitzbatterie schießen, das Telefon selbst in der Hand halten, die Schusselemente und Korrekturen für beide ausrechnen, Situationsmeldungen abgeben, Geschehnisse aufschrieben, für mich und die andern Batterie beobachten, etc. Also ich hätte mich vierteilen können. Aber lustig wars doch, in einer Hand das Telefon, in der anderen den Bleistift, vor den Augen das Fernrohr, und dazu noch reden – höher geht’s nimmer!
Hanns hat mir an 14. telefoniert, ich glaub wir werden nun nicht so bald wieder reden miteinand, doch ist ein eventuelles Treffen nicht ausgeschlossen. Am 13.ten war’s ein Jahr, seit ich ihn bei Przemysl getroffen habe, ich glaub da bekam ich gerade auch das Signum.
19. V. 16.
Liebste Tini! Wie wirst Du mir bös sein, wenn ich scheinbar so ein Faulenzer bin, daß ich schon fast eine Woche zu dem Brief brauche. Aber seit den letzten obigen Zeilen habe ich buchstäblich bloß sechs Stunden geschlafen, was Dir sagen soll, daß ich jetzt wirklich recht angestrengt bin. Vom Brief weg mußte ich beobachten, es wurde fleißig geschossen und auch der Feind war nicht müßig. In der folgenden Nacht wurde ich wieder zum Halbbatteriekommandanten gemacht, und die wenigen Stunden, die ich zum Schlafen gehabt hätte wurden mit den Anordnungen für den nächsten Tag aufgebraucht.
Wenns „Schlafengehen“ heißt, denke ich mir immer: Zwölfe zeigt die Uhr, in Wirklichkeit ists aber elfe, da kann man schon noch ein wenig schauen. Aber am Morgen gilt halt doch die neue Zeit. Und wenn ich um fünf Uhr bereits Meldungen machen muß, so muß ich noch vor viere aufstehen und rasch sein, um noch so viel aufzuklären, daß man eine anständige Meldung abgeben kann. Also steh ich tatsächlich um 3 Uhr auf. Das war vorgestern und gestern so und wirds vielleicht auch an den folgenden Tagen sein, doch tu ich es gern und werde gewiß keinen Moment unwillig sein drüber. Ein Jeder soll und muß ja jetzt leisten, was nur immer in seinen Kräften steht.
Seit dem letzten Brief mit den beiden Bilderln hab ich nichts von Dir erhalten. Ich trage nun schon seit 2 Tagen fleißig Deine Brillen, die sehr angenehm für’s Auge sind. Die Sonne scheint ja dementsprechend grell auf die kahlen Felsen, auf denen schon das Gras zu wachsen beginnt. Unten bei der Batterie soll es schon prächtig warm sein, seitdem am 15ten das Wetter plötzlich sehr schön geworden, als hätte der Petrus ein Einsehen für uns gehabt. Hier heroben weht aber konstant der Wind und wenns auch für kurze Zeit einmal still ist, so verträgt man noch immer Handschuhe und einen gefütterten Mantel. Von Folgarie [Folgaria in Trient] hört und sieht man von Stunde zu Stunde immer schönere Erfolge, an deren Erringen der Hanns fleißig mittut. Doch auch wir sind nicht müßig und wo seinerzeit ein Vorstoß gemacht wurde, sind in den letzten Tagen viele gelungen, und da hab ich mitgetan wenn ich die Halbbatterie hatte.
Der Anton sorgt fleißig um mich und spielt meinen Haushofmeister, weil ich ja doch nur zum Schlafen nach Hause komme. Er weiß schon selber was mit wohltut, sorgt, daß meine Post heraufkommt um auch etwas für mein geistiges oder seelisches Wohl zu tun, ist aufrichtig mit mir betrübt, wenn ich nichts bekomme, oder kein violettes Brieferl dabei ist. Er schleppt Essen, Trinken und Rauchen herbei, kurz und gut er bestätigt sich lebhaft und weiß, daß er der beste Diener der Welt ist.
Schon seit drei Tagen kann ich täglich früh den Sonnenaufgang bewundern, und Du kannst Dir denken, Liebste, welchen Eindruck jenes himmlische Schauspiel auf mich machte, das ich ja jetzt das erste Mal sah. Wenn all die herrlichen Farben tönen würden, er gäbe kein schöneres Loblied für unsern Herrgott, der alles so schön gemacht hat. Ich dachte an Dich mein Mädel; und daran, wenn wir zusammen diese Pracht bewundern könnten, und war so glücklich, daß ein übervolles Herz mir ein heißes Tränlein aus den Augen preßte. Habe jetzt gerade wieder geschossen.
Hanns telefonierte soeben von Folgeria. Großartige Erfolge. Bei uns große Schlacht.
Tausend Bussi
Dein Poldi.
Handküße!

Brief von Christl Lang an Leopold Wolf

Wien, 13. 5. 1916.
Liebster Poldi!
Vielen herzlichen Dank für Deinen Brief vom 27. v. M. Mir kommts auch so vor als ob die Post nun in’s richtige Geleise gekommen wäre. Wenns nur auch so blieb bis der Krieg endgültig aus ist! Man darfs nur nicht verschreien. Daß Dein Freund O. J. unten ist bei Euch wußte ich schon lange, daß er aber Dein direkter Vorgesetzter ist allerdings nicht. Aber ich denke Du bist’s zufrieden Olly, gelt? Hat er Dich überhaupt erkannt oder hast Du ihn auf Euer seinerzeitiges gemeinsames Wirken vor I. u. S. aufmerksam gemacht? Hat er Dir diese nun unangenehme Beschäftigung aufgehalst wie lange dauert die. Gestern erhielt ich die Karte vom 28. A. die Du mit erstarrten Fingern schriebst. Armer Poldi, viele viele süße Bussi drauf daß Dir wieder warm wird! Das Mittel kommt zwar schon zu spät aber vielleicht hilft’s für das nächste mal. Ich hoffe und wünsche zwar daß Dir eine solche Gelegenheit zum Finger frieren erspart bleiben möge.
Ich freue mich schon sehr auf den versprochenen Brief, aber wenn Du so arg müde bist nach anstrengender Arbeit, warte ich schon einen Tag, denn, daß Du die wenigen Schlafstunden opferst will ich nicht. Du brauchst sie zu notwendig. Eigentlich finde ich es sehr unnötig, daß Du Dich für solche Arbeiten hergibst, Du bist doch kein Telefonist. Hoffentlich hast Du wenigstens ordentliche Leute zur Verfügung gehabt. Dann schreibst Du in der Karte, daß Euer Berg befetzt o. besetzt worden ist, während Du unten im Tal warst. Ich vermute, Du meinst daß er beschossen worden ist, nicht wahr? Sind die Italiener denn so nahe? Wie ist überhaupt die Stimmung und Kriegslage bei Euch unten?
Wie lange geht’s denn noch so fort? Man möchte meinen, daß wir am Rande der Erschöpfung sind. Immer werden wir auf die große Offensive vertröstet, die aber bis heute noch immer auf sich warten läßt. Also nach Deinen Berichten zu schließen findet man ja begreiflich warum. Das Wetter wird halt schuld sein. Die Leute behaupten zwar immer Verrat.
Also man weiß nichts bestimmtes, und wird es wohl auch nicht erfahren, denn aufrichtig /gesagt/ werden wir ja auch mehr o. weniger hinters Licht geführt ebenso wie unsere Feinde. Die von Galizien kommenden Herrn äußern sich sehr pessimistisch. Da krieg ich immer einen Zorn, so was mag ich gar nicht hören. Die Einen sagen […] der Krieg dauert noch 2 Jahre, andere meinen gar 5 Jahre. Das ist doch so aus der Luft gegriffen und entbehrt jede Begründung. Wie kann man eine genaue Zeit angeben? Das kann doch niemand im Voraus ermessen. Der Krieg kann ebenso gut in 2 o. 5 Monaten aus sein. Das Richtige wird uns wohl nur die Zeit lehren. Daß Onkel Franz im Kriegsministerium ist dürfte Dir bekannt sein, und zwar in der Abt. M 5. Von dieser Abteilung dürftest Du jedenfalls den Oblt. F., jetzt Hauptmann, kennen, nicht wahr? Im selben Büro ist auch der Direktor der Semperit-Werke tätig. Er hat meinem Onkel sogar schon ein Reh versprochen natürlich gegen Bezahlung, da er demnächst auf die Jagd geht. Also hoffentlich kriegen wir diesen Leckerbissen, den Onkel Franz natürlich uns überlässt. Auch den Hpt. L. kennt Onkel Franz, da er sehr oft beim Hptm. F. zu tun hat. Das ist ja Euer Mörser-Referent.
Onkel Franz sagt, er ist sehr ein fideles Haus!
Ist’s wahr? Du kennst ihn ja!
Gestern war ich in einer Vorlesung vom Hölbling (Hofburgschauspieler) [?] die war zu einem wohltätigen Zweck arrangiert. Es hieß „Eine Auslese Deutscher Dichtkunst!“ Das war auch wirklich eine Auslese. Wenn Du mich fragst was mir am Besten gefallen hat wird mir die Wahl schwer. Jedes einzelne war so eigenartig und hatte so einen schönen Sinn. Eines hat mich aber doch am meisten ergriffen. Du wirst gleich begreifen warum. Es heißt „Ein Abendkonzert in den Dolomiten“ von F. C. Ginzkey [Franz Karl Ginzkey 1871-1963]. Der Inhalt, den ich Dir nur kurz schildern will ist folgender: Ein Leutnant sitzt auf einer Bergspitze in den Dolomiten, es ist Abenddämmerung und besagter L. ist versunken in den Anblick dieser Pracht aus dem er durch ein dünnes Telefongeklingel gestört wird Ein kurzes Gespräch mit einem Kameraden und wieder ist der Leutn. einsam. Doch plötzlich, horch, was ist denn das ist’s ein Traum ein Märchen, oder ist’s wirklich der liebe alte Donauwalzer? Von seinem Herzen löst sich etwas wie ein Krampf und vor seinen Augen sieht er die liebe Heimat erstehen. Durch viele viele Monate die Musik entbehrt, erscheint sie ihm hier oben wie ein Zauber. Leise, leise schleichen sich die Töne an sein Ohr und gar bald hat er die drei Glücklichen /gefunden/ die die Stunde in der sie das Handwerk gelernt, 3mal segneten /aus/. Einer Violine eine Guitarre und einer Harmonika besteht dieses primitive Orchester. Plötzlich fällt dem Leutnant ein wie glücklich wohl auch seine Kameraden wären, könnten sie es hören. Doch halt, schon hat er’s, schnell zum Telefon. Er sagt es seinem Kameraden, am XKofel sitzen 3 Musikanten und spielen den Donauwalzer, der muß es wieder weiter geben u.s.f. bis die frohe Kunde die ganze Dolomiten Front erreicht hat. Gehört werdens wohl viele nicht haben aber, empfunden! Ein Stück Heimat ist ihnen vorgezaubert worden und hat ihre Herzen höher schlagen lassen, in ihrem harten schweren Dasein, das alles durch 3 einfache Musikanten. –
Ist das nicht wirklich rührend? Es ist natürlich in Versen geschrieben und ich hab mich gleich in einigen Buchhandlungen darnach umgesehen, es ist aber noch zu neu u. daher noch nicht im Druck erschienen, sonst hätt ich’s gekauft u. Dir geschickt. Ich bin überhaupt eine Verehrerin vom Ginzkey, ich finde alles von ihm so schön, so gemütvoll u. geistreich. Ich glaube er muß selbst an der Front sein, um derartiges schreiben zu können, oder ist es das Geheimnis der Dichtkunst, daß der Mensch Erlebnisse so wahr empfinden und schildern kann, die er selbst nicht im entferntesten erlebt hat?
Dann kamen aber noch andere sehr gute Sachen, z.B. von Wildgans, Auernheimer J. Wolf, Presker, Herzog. Zum Schluß „Der Selbstmord mit Hindernissen“ von Chiavacci [Vinzenz Chiavacci, 1847-1916]. Er ist gewiß auch glänzend in seiner Art, aber zu den Übrigen hat’s nicht gepasst. Das kam mir so vor, als hätte man mir nach einem feinen Diner, noch eine Schüssel voll Knödel hingestellt. Die Knödel können ja sehr gut gewesen ein, aber zu anderer Gelegenheit. Es ist schon wieder der 1 H. geworden und die gute Nachmittagstunde, es ist Sonntag, ist dem Brief schreiben geweicht. Mama u. Papa sind beim Rennen, was für mich keine besondere Anziehungskraft besitzt. Das Wetter ist auch garnicht heiter, da ist’s zu Haus viel schöner.
Um 6h hab ich aber doch Rendez-vous – mit Papa u. Mama, damit ich auch an die Luft komme, um sagen wir den Standpunkt meines Herrn Bräutigams zu behaupten.
Na jetzt gesteh Poldi gibts noch eine rührendere Braut als ich? Ich hoffe Du zollst mir die gebührende Anerkennung! Gestern bekam ich Euere „geistreiche“ Karte vom 28. v. M. 16 Gläserl, Ihr seid wirklich zu liebenswürdig Euch für unser Wohl so zu „opfern“. Ich hoffe aber Ihr habt dabei das Euere nicht außer Acht gelassen. Oder soll vielleicht ich mich für Euch opfern? Ich kann auch so liebenswürdig sein, wenn’s sein muß!
Sonntag ist mir der unangenehmste Tag den ganzen Tag keine Post, bloß einmal um 8h früh, das ist doch sehr peinlich. Ich warte schon so auf Deinen Brief. Ich bekomme Deine Post jetzt meistens nachmittag o. abends. Diese neue Einführung datiert vom 1. Mai, also seit der „Sommerzeit“ Worüber Ihr übrigens keine Witze zu machen habt, denn Euch geht’s ja genauso wie uns in der Beziehung.
Oh, es ist schon wieder 5h, da muß ich fliegen sonst verpass ich mein „Rendezvous“ das wär schlimm. Also schnell Schluß.
Jetzt schreien sie grad wieder Extra-Ausg. heißt aber so nichts.
Nun mein lieber liebster Poldi sei umarmt und heiß geküsst von
Deiner Christl
Mama u. Papa haben mir herzl. Grüße für Dich aufgetragen. Erstere schrieb Dir gestern eine Karte.
Noch was. Du frägst mich in einem d. letzten Briefe ob Du nicht einige Geb. u. Namenstag vergessen hast. Ja beide Tage Deines Vaters. Er hat sich war nicht geäußert darüber, aber ich hab Mutter gefragt. Mutters Geburtstag ist am 1. Juli, aber bis dahin bist Du hoffentlich schon da!

Feldpostkorrespondenzkarte, Leopold Wolf an Christl Lang, Vermerk: „eingelangt 21.5.1916.“

17. V. 16.
Liebste Christl!
Vielen herzlichsten Dank für Deinen Brief mit den beiden Bildern, den ich nach 4 tägiger Pause erhalten habe.
Vor drei Tagen hab ich einen Brief an Dich begonnen, doch haben sich seit damals die Umstände stark geändert. Wenn Du diese Karte erhältst, wirst Du ja aus den Zeitungen klüger geworden sein.
Bitte schreib immer recht fleißig, ich freue mich von einem Tag zum andern auf eine Nachricht von Dir. Ich werde versuchen in Pausen den Brief an Dich zu beenden.
Viele herzliche Grüße und Küsse von Deinem
Poldi.
Handküsse zu Hause!

Sammlung Frauennachlässe NL 14 I
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  • Zur Feldpostkorrespondenz von Christine Lang und Leopold Wolf siehe auch: Christa Hämmerle: Schau, daß Du fort kommst! Feldpostbriefe eines Ehepaares. In: Christa Hämmerle: Heimat/Front. Geschlechtergeschichte/n des Ersten Weltkriegs in Österreich-Ungarn, Wien/Köln/Weimar 2013, S 55-83.
  • Zum Kriegsfotoalbum von Leopold Wolf siehe https://ww1.habsburger.net/de.

Zitation dieses Beitrages: Der Erste Weltkrieg in Selbstzeugnissen – Auszüge aus Beständen der Sammlung Frauennachlässe Nr. 76, Feldpost von Christine Lang und Leopold Wolf , Datum, SFN NL 14 I, unter: URL