Feministische Studien 2/2011 (Web)
Deadline: 01.07.2010
Bewegung, Körperkultur und Sport sind aktuell und historisch elementare Bestandteile moderner Gesellschaften seit dem 20. Jahrhundert. Sportliche Großereignisse wie beispielsweise Olympiaden, Weltmeisterschaften oder Städtemarathons trugen zur Entstehung der modernen Massenkultur bei und werden heute medial als „events“ aufbereitet und weltweit vermarktet. Doch auch in der individuellen Sportpraxis werden die Körper zu Markte getragen, fungiert das Training als Selbsttechnik, der schlanke, sportliche Körper als Schönheitsideal.
Sport gilt als gesund, birgt aber auch hohe Risiken und kann tödlich sein. Möglichst tägliche Bewegung des Körpers soll den typischen Krankheiten sitzender und im Büro tätiger Menschen vorbeugen und wird von der Krankenkasse unterstützt, die Finanzierung von Sportunfällen dagegen regelmäßig infrage gestellt. Wer dick ist, befindet sich schnell auf der gesellschaftlichen VerliererInnenseite, und muss sich dafür auch noch rechtfertigen. Sportliche Praxis steht daher im Spannungsfeld von Individualisierung und Normierung, zugespitzt formuliert ließe sich auch sagen: Sport ist als Selbsttechnik zur gesellschaftlichen Norm geworden.
Vor diesem Hintergrund möchten wir fragen, wie sich Sport, Bewegung und Körperkultur im 20. (und 21.) Jahrhundert aus einer feministischen Perspektive darstellen. Gibt es überhaupt so etwas wie eine feministische Perspektive auf Sport? Wie lässt sich feministische Kritik am Sport als Individualisierungsstrategie zwischen Selbstermächtigung und Disziplinierung bzw. Verfügbarkeit des Körpers formulieren? Wie haben sich die mit dem Sport verbundenen Körperbilder historisch verändert? Wurde den frühen Sportlerinnen Vermännlichung vorgeworfen, so scheint Fitnesstraining heute der Geschlechterdifferenz auf neue Weise Vorschub zu leisten. Wo liegen Unterschiede für Frauen im (Hoch-)leistungssport und im Breitensport? Welche Rolle spielen Körpermanipulationen durch Doping? Wie beeinflussen Geschlechtermuster die Sportpraxis, aber auch den kommerziellen Zuschauersport? Wie wirken diese verschiedenen Formen von Sport auf die Konstruktion von Männlichkeit und Weiblichkeit zurück? Ist Sport nicht das moderne Medium der Geschlechterdifferenzierung? Oder bietet er bis heute Chancen zur Überschreitung der Geschlechtergrenzen? In welchem Verhältnis stehen dabei Individual- und ‚Mannschafts’sportarten? Nicht zuletzt aus Anlass der Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland wollen wir diesen Fragen in einem interdisziplinär angelegten Themenheft der Feministischen Studien nachgehen.
Wir bitten um Abstracts für mögliche Beiträge zum Themenheft „Sport“ bis zum 1.7.2010. Eine Benachrichtigung erfolgt spätestens bis 1.8.2010, die ausgearbeiteten Beiträge müssten dann bis zum 31.12.2010 vorliegen. Bitte senden Sie die Abstracts an Anne Fleig anne.fleig@germanistik.uni-hannover.de und Kirsten Heinsohn kirsten.heinsohn@uni-hamburg.de.
Kontakt
PD Dr. Anne Fleig: anne.fleig@germanistik.uni-hannover.de
PD Dr. Kirsten Heinsohn: kirsten.heinsohn@uni-hamburg.de
aus: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=12879