Tagung – „Mit den Erwachsenen hatte ich keine gemeinsame Sprache mehr“ – Adrienne Thomas

Einladung zur Tagung

Freitag, 19. Jänner 2007, 10.00-17.00 Uhr

„Mit den Erwachsenen hatte ich keine gemeinsame Sprache mehr“ – Adrienne Thomas (1897-1980)

Während des Ersten Weltkrieges diente die in der Garnisonstadt Metz aufgewachsene Adrienne Thomas, geb. Strauch, als Rot-Kreuz-Schwester. Diese Erfahrungen, die sie in einem später veröffentlichten Tagebuch festhielt, verarbeitete sie auch in dem sehr erfolgreichen Antikriegs- und Liebesroman „Die Katrin wird Soldat“ (1930). Ein Jahr später erschien im „Völkischen Beobachter“ ein Hetzartikel gegen dieses Buch, worauf sie ins Ausland floh.1932 ging sie in die Schweiz, 1933 nach Frankreich und 1934 nach Österreich. 1938 floh sie von dort über die Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien und Italien nach Straßburg. 1940 wurde sie im Frauenlager Gurs interniert. Mit gefälschten Entlassungspapieren konnte sie jedoch entkommen. 1941 gelang ihr die Flucht in die USA. Sie lebte dort als freie Autorin und publizierte ihre Werke in Exilverlagen. Während der NS-Zeit waren ihre Werke verboten, sie zählte zu den „verbrannten“ Autoren. Im Exil schrieb sie Beiträge für die „Basler Nachrichten“, für die „Neue Jüdische Zeitung“ und für das „Free World Magazine“.

Adrienne Thomas hatte sich in Amerika gut eingelebt, trotzdem kehrte sie 1947 auf Drängen ihres Mannes, des Politikers Julius Deutsch (1884-1968), nach Österreich zurück und führte in ihrem Haus in Grinzing einen Salon. Ab 1948 schrieb sie für die Wiener Tageszeitung „Neues Österreich“ eine Artikelserie über die Zeit der Vertreibung und das Leben im Exil. Außerdem veröffentlichte sie Romane, Novellen und Hörspiele. Später war sie ihrem Mann bei der Niederschrift seiner Memoiren behilflich und beschäftigte sich schließlich nur noch mit Überarbeitungen und Korrekturen ihrer eigenen Werke.

Die Tagung steht im Zusammenhang des derzeit am IWK unter der Leitung von Ernst Seibert laufenden Projektmoduls „Jüdische Schriftstellerinnen in Österreich – ihr Leben, ihr Schicksal und ihr Schaffen“ des Großprojektes „biografiA“ (www.biografia.at).

Programm

10.00 Uhr: Susanne Blumesberger (Wien): „Vielleicht konnte man zu Kindern noch reden. Mit den Erwachsenen hatte ich keine gemeinsame Sprache mehr.“ Biografische Notizen zu Adrienne Thomas

10.30 Uhr: Siglinde Bolbecher (Wien): Adrienne Thomas und ihr Wiener Salon

11.00 Uhr: Petra Herczeg (Wien): Adrienne Thomas als Journalistin

11.30 Uhr – 12.00 Uhr: Pause

12.00 Uhr: Peter Malina (Wien): Geschichtsschreibung mit anderen Mitteln: Das 20. Jahrhundert in den Texten von Adrienne Thomas

12.30 Uhr: Rahel Rosa Neubauer (Wien): Die Jugendromane Adrienne Thomas’ aus der Zwischenkriegszeit

13.00 Uhr – 14.30 Uhr: Mittagspause

14.30 Uhr: Ingrid Schramm (Wien): Die „heile Welt“ der Adrienne Thomas. Zwei gegensätzliche Beispiele: Andrea und Viktoria und der Nachlass

15.00 Uhr: Ernst Seibert (Wien): „Katrin“ – ein frühes Beispiel emanzipatorischer Mädchenliteratur

15.30 Uhr – 16.00 Uhr: Pause

16.00 Uhr: Edith Stumpf-Fischer (Wien): Adrienne Thomas und Julius Deutsch

16.30 Uhr: Daniela Biberle (Wien): „Wenn ich mich an Gurs zurückerinnere, sehe ich eigentlich nur Dunkelheit.“ Das französische Internierungslager Gurs 1939-1945.

Tagung des IWK in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung (OEGKJLF)

Konzept: Susanne Blumesberger und Ernst Seibert

Biografien der Vortragenden finden Sie auf unserer Homepage:
http://univie.ac.at/iwk

Veranstaltungsort:
INSTITUT FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST
1090 Wien, Berggasse 17, Seminarraum 3
Telefon / Fax: (++43 1) 317 43 42

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