Vortrag im Rahmen der Reihe Geschichte am Mittwoch (PDF) in Kooperation mit „fernetzt. Junges Forschungsnetzwerk Frauen-und Geschlechtergeschichte“ (Web)
Zeit: 06.11.2019, 18.30–20.00 Uhr
Ort: Universität Wien, Institut für Geschichte, Universitätsring 1, Hörsaal 30
In den Fabriken des niederösterreichischen Industrieviertels, das auch „Manchester des Habsburgerreiches“ genannt wurde, waren ab dem späten 18. Jhd. nicht nur Männer und Frauen, sondern auch viele Kinder beschäftigt. Das Lohnverhältnis entsprach etwa 4:2:1. Die Arbeit dieser Mädchen und Buben sicherte ihnen und ihren Familien einen kargen Lebensunterhalt. Gleichzeitig galt diese Arbeit als ein Mittel, um Kinder zur ‚Nützlichkeit‘ zu erziehen. Es entstand der Diskurs von Fabriken als gemeinnützige, wohltätige Einrichtungen für Kinder.
Der Klerus, der die Schulaufsicht innehatte, sollte die Einhaltung der seit 1774 geltenden Unterrichtspflicht in den Fabriken gewährleisten. Die Priester legten in diesem Zusammenhang besonderes Augenmerk auf die religiös-sittliche Erziehung. Neben der regelmäßigen Teilnahme an der Sonntagsmesse sollten Kinder in ‚Fabriksschulen‘ an ihrer Arbeitsstätte unterrichtet werden.
Die schulbezogenen Berichte des Klerus aus den 1830er-Jahren bilden die Grundlage für diesen Vortrag, in dem anhand von Fallbeispielen neue Einblicke in die bisher wenig erforschten Lebens- und Arbeitsbedingungen von sogenannten Fabrikskindern gegeben wird. Neben geschlechterspezifischen Aspekten wird das Augenmerk dabei auf lokale Machtverhältnisse und Dynamiken sozialer Ungleichheit gelegt.
- Moderation: Li Gerhalter
Zur Vortragenden: Waltraud Schütz, Historikerin, forscht als Projektmitarbeiterin bei Prof.in Gabriella Hauch am Institut für Geschichte der Universität Wien zu unternehmerisch tätigen Frauen im frühen 19. Jhd. in Wien. Forschungsschwerpunkte: Gender History, Geschichte der Bildung, Biografieforschung, Dynamiken sozialer Ungleichheit, Geschichte der lokalen Verwaltung und Justiz im 19. Jhd.