Ausstellung: „Spitzen und so weiter…“ Die Sammlungen Bertha Pappenheims im MAK, 02.10.2007-16.03.2008, Wien

Enthüllung der Gedenktafel für Berta Pappenheim am 2.10.2007 um 17 Uhr

Eröffnung der Ausstellung „Spitzen und so weiter…“ am 2.10.2007 um 20 Uhr, Dauer der Ausstellung bis 16.03.2008
Ort: Wiener MAK, Museum für Angewandte Kunst/Gegenwartskunst – Studiensammlung Textil, 1010 Wien, Stubenring 5

Bekannt ist, dass sich hinter dem Pseudonym Anna O. aus den „Studien über Hysterie“ (Veröffentlichung 1895) die ehemalige Patientin Josef Breuers, Bertha Pappenheim, später engagierte Pionierin der Sozialarbeit sowie der Jüdischen Frauenbewegung verbirgt. Bertha Pappenheims Sammelleidenschaft von Spitzen- und Eisenkunstgussobjekten ist hingegen weitgehend unbekannt geblieben.

Waren die Eisenkunstgussobjekte vor allem zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Modeschmuck entstanden, so stellten Spitzen um die Jahrhundertwende sowie im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts einen überaus beliebten Sammelgegenstand dar. Das Wiener MAK zeigt in seiner Ausstellung „Spitzen und so weiter … “ eine charakteristische Auswahl dieser heterogenen und doch verwandten Objekte, welche Bertha Pappenheim 1935 dem Östererichischen Museum für Kunst und Industrie (heute MAK) als Leihgabe überlassen hatte und welche nach ihrem Tod 1936 in dessen Besitz übergegangen ist.

Der Charakter der Sammlung von 1.256 Spitzen – sowie 43 Eisenkunstgussobjekten zeugt von einer kundigen Sammlerin und repräsentiert ein breites Spektrum von Techniken der Spitzenherstellung als auch regionaler und zeitlicher Herkunft. Die Sammlung umfasst sog. „klassische Spitzen“ aus den europäischen Spitzenzentren des 16. und 17. Jahrhunderts (Italien, Flandern). Kulturhistorisch von besonderem Interesse sind vor allem jene Objekte, welche Bertha Pappenheim auf ihren vielen Reisen im Kampf gegen den jüdischen Mädchenhandel sowie im Rahmen des Jüdischen Frauenbundes erworben hatte und aus den europäischen Spitzenzentren des 19. und frühen 20. Jahrhunderts stammen (Osteuropa, Italien, Frankreich, deutsches Erzgebirge).

Die präsentierten Spitzen- und Eisenkunstgussobjekte lassen sich auch als Chiffre für ihre psychosoziale Biografie lesen, als symbolisch materielle Manifestationen des Verhältnisses von Anna O. zu Bertha Pappenheim, als „gleich- und gradfadige Verflechtungen und Verwebungen“ der Textur einer weiblich jüdischen Moderne.

Gedenktafel Bertha Pappenheim

Bertha Pappenheim bewohnte gemeinsam mit ihren Eltern, dem Kaufmann Sigmund Pappenheim (1824-1881) und dessen Gattin Recha Pappenheim, geb. Goldschmidt (1830–1905 ) sowie mit ihrem Bruder Wilhelm (1860-1937) von 1978 bis 1881 eine Wohnung im dritten Stock des Hauses Liechtensteinsteinstraße 2, 1090 Wien – in der Nähe von Sigmund Freuds Wohnsitz in der Berggasse 19.

Die Österreichische Volksbanken AG im Konzern Hauseigentümer und Stifter sucht nun in Kooperation mit der Historikerin und Projektinitiatorin Gudrun Wolfgruber über die Errichtung einer Gedenktafel dieser bemerkenswerten Frau auch in Wien, ihrer ehemaligen Heimatstadt in Form einer Gedenktafel ein Zeichen des Gedächtnisses sowie der Würdigung ihrer umfassenden Tätigkeiten zu setzen.

Die feierliche Enthüllung der Gedenktafel findet ebenfalls am 02.10. 2007 um 17 Uhr statt.

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