Konferenz: „Das Leben als Kunstwerk“: Der Dandy als kulturhistorisches Phänomen im 19. und frühen 20. Jahrhundert, 10/2011, Berlin

Gesellschaft für Geistesgeschichte, Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien, Institut für Kulturwissenschaft, Humboldt-Universität zu Berlin
Zeit: 27.-29.10.2011
Ort: Berlin (Details: s.u., Programm)
Anmeldefrist: 01.10.2011 (Anna-Caroline Augustin: aaugusti@uni-potsdam.de)
Der Dandy ist – kulturhistorisch betrachtet – in seiner ursprünglichen Gestalt eine janusköpfige Figur: einerseits Kavalier alter Schule und in Habitus und Mentalität dem 18. Jahrhundert verhaftet, andererseits die adligen Standesschranken und -regeln durchbrechender Einzelgänger. Das Brüchigwerden der Adelswelt im Laufe des 19. Jahrhunderts schnitt den Typus des Gesellschaftsdandys von seinem angestammten Terrain – dem aristokratischen ‚Highlife‘ – ab und drängte ihn noch stärker in die Vereinzelung. Die verwandte Spielart des Künstlerdandys repräsentiert eine mondäne Boheme und existiert in ihren verschiedenen Amalgamierungen bis heute.
Die Konferenz hat es sich zum Ziel gesetzt, die verschiedenen Erscheinungsformen und Transformationen des Dandys im 19. und 20. Jahrhundert zu untersuchen. Der Zusammenbruch der ‚großen Welt‘ vor und nach dem Ersten Weltkrieg stellte für den Dandy eine massive Existenzbedrohung dar. Die Dekomposition der Oberschichten und die entstehende Massenkultur, die damit einhergehenden neuen Formen der Geselligkeit, des Lebensstils, der Mode, des Freizeitverhaltens im Zuge der Kommerzialisierung und ‚Amerikanisierung‘ der Lebenswelt erforderten neue Selbstbehauptungsstrategien, die hier ebenso thematisiert werden wie die Biographien bekannter Dandys.
PROGRAMM
Donnerstag, 27. Oktober 2011, 18:00

Ort: Hörsaalruine im Medizinhistorischen Museum der Charité,
Charitéplatz 1, 10117 Berlin
Grußworte
Eröffnungsvortrag:
Aristokratismus und Dandytum im 19. und 20. Jahrhundert
Prof. Dr. Günter Erbe, Berlin
Empfang
Freitag, 28. Oktober 2011
Ort: Humboldt Graduate School, Luisenstraße 56, 10117 Berlin
Biographien
9:30-11:30 Uhr
Moderation: Prof. Dr. Helmut Peitsch
Fürst Hermann von Pückler-Muskau
Prof. Eckart Kleßmann, Klein-Bengerstorf
„Frucht dieser allzu sehr gebrandmarkten Eitelkeit“. Jules Barbey d’Aurevilly und George Brummell
Dr. Gernot Krämer, Berlin
Der ewige Dandy: Oscar Wilde in britischen Biopics
Dr. Lucia Krämer, Hannover
11:30-11:45 Uhr Kaffeepause
11:45-13:15 Uhr
Moderation: Prof. Dr. Joachim H. Knoll
Flaneur, Bohemien – Dandy? Franz Hessel in München, Paris und Berlin
Moritz Reininghaus M.A., Berlin
Stefan George: Vom Dandy zum Meister
Dr. Ute Oelmann, Stuttgart
13:15-14:30 Uhr Mittagspause
14:30-16:00 Uhr
Moderation: Prof. Dr. Thomas Brechenmacher
Der jüdische Dandy: Die Selbstinszenierung des Theodor Herzl
Prof. Dr. Julius Schoeps, Potsdam/Berlin
Francesco von Mendelssohn – der „glamorous boy“ Berlins
Dr. Thomas Blubacher, Basel
 
Rezeptionen
16:15-17:45 Uhr
Moderation: Prof. Dr. Christina von Braun
Charles Baudelaires Bestimmung des Dandysmus und sein Entwurf einer „Femme dandy“ in den Fleurs du Mal
Prof. Dr. Hiltrud Gnüg, Bonn
Der Dandy als ästhetische Figur. Vom realen Autor zur literarischen Fiktion
Prof. Dr. Sebastian Neumeister
Samstag, 29. Oktober
Ort: Humboldt Graduate School, Luisenstraße 56, 10117 Berlin
Identitäten
9:30-11:00 Uhr
Moderation: Dr. Anna-Dorothea Ludewig
Entartet? Untergeordnet? Sublim? Der Dandy aus Sicht der Men’s Studies
Prof. Dr. Gregor Schuhen, Siegen
Die „Femme dandy“ – eine vergessene Tradition?
Dr. Isabelle Stauffer, Mainz
11:00-11:15 Uhr Kaffeepause
11:15-12:45 Uhr
Moderation: Prof. Dr. Julius H. Schoeps
„Des Dandys bestes Stück“: Die Krawatte als modisches Paradox
PD Dr. Julia Bertschik, Berlin
Die Zukunft des Dandys zwischen Texten und Textilien
Dr. Fernand Hörner, Freiburg
Kontakt:
Gesellschaft für Geistesgeschichte (Web)
c/o Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien
Frau Anna-Carolin Augustin
Am Neuen Markt 8, 14467 Potsdam
Tel.: (0331) 28094-0,
Fax: (0331) 28094-50
aaugusti@uni-potsdam.de

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