CfP: Dekolonialität (Publikation); bis: 15.09.2024

kuckuck. notizen zur alltagskultur (Web), Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Karl-Franzens-Univ. Graz; Lydia Arantes, Caroline Gatt und Sarah Nimführ

Einreichfrist: 15.09.2024

Trotz der Dekolonisierungsprozesse des 20. Jhds. ist unsere Gegenwart immer noch von kolonialen Strukturen geprägt. Obwohl die Forderung nach Dekolonisierung bereits in den 1990er Jahren in den Amerikas erhoben wurde, um das Wissen von der kolonialen Machtmatrix zu befreien, hat sie erst im letzten Jahrzehnt Eingang in die hegemonieorientierte Wissenschaft gefunden. Dekolonialität bzw. dekoloniale Theorien identifizieren und thematisieren anhaltende Muster der Kolonialität (Escobar 1995, Chakrabarty 2000, Mignolo 2009, Smith 2012, Quijano 2016). Neben der Umsetzung von Eingliederungs- und Wiedergutmachungsmaßnahmen fördert die dekoloniale Wissenschaft die Betonung marginalisierter Perspektiven und stellt bestehende Machtdynamiken in Frage. Auch wenn es keine allgemeingültige Definition dekolonialer Wissensperspektiven geben kann, ist ihnen allen der Versuch gemeinsam, epistemische Ungerechtigkeiten zu überwinden, hegemoniale Wissensordnungen in Frage zu stellen und die Logik der akademischen Debatte so zu verändern, dass dekoloniale Wissensformen als gleichberechtigt und nicht mehr als „andere“ Wissensformen verstanden werden. Wichtig ist jedoch, dass Dekolonisierung und dekoloniale Wissenschaft als ein weiterer Diskurs kritisiert wurden, der normative Machtstrukturen reproduziert, z.B. dass akademische Institutionen, die in Kolonialität verstrickt sind, dazu neigen, das Etikett „dekolonial“ eher als Metapher zu verwenden, während sie weiterhin nur bestimmte Wissensformen und Methodologien anerkennen (Mafeje 2005, Cusicanqui 2012, Tuck und Yang 2012, Moosavi 2020, Gopal 2021, Nimführ 2022, Gatt 2023).
Für diese Kuckuck-Ausgabe laden die Herausgeber:innen zu Beiträgen ein, die sich mit dem Thema der Dekolonialität befassen. Sie sind daran interessiert, wie sich Dekolonialität sowohl auf die Forschung als auch auf gelebte Erfahrungen bezieht, wie sie in verschiedenen Regionen der Welt existiert und wie sie in verschiedenen Wissensgebieten und miteinander verflochtenen Bereichen ständig neu erfunden wird. Die Herausgeber:innen freuen sich über wissenschaftliche und/oder künstlerische Beiträge, die theoretische, praktische und erfahrungsbezogene Perspektiven zu den folgenden Fragen untersuchen sowie zusätzliche Perspektiven einbringen, die hier unerwähnt sind:

  • Welche Praktiken im weiteren Sinne und welche Forschungspraktiken im engeren Sinne können als dekolonial bezeichnet werden?
  • Welche materiellen, politischen und symbolischen Auswirkungen hat der Begriff der Dekolonialität in gegenwärtigen gesellschaftlichen Kontexten?
  • Wie verzahnt sich Dekolonialität mit anderen intersektionalen Themen der Ausgrenzung und Unterwerfung?
  • Wie können mehrstimmige und pluralistische Ansätze mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung erfahren?

Die Ausgabe möchte möglichst vielsprachig sein und lädt Beiträge auf Englisch, Spanisch, Deutsch, Französisch und Portugiesich ein. Wenn Sie jedoch einen Beitrag in einer anderen Sprache bevorzugen, nehmen Sie bitte Kontakt mit den Herausgeber:innen auf, und wir werden prüfen, ob wir Kapazitäten dafür haben.

Die Beiträge sollen nicht länger als 20.000 Zeichen inkl. aller Referenzen sein und durchlaufen einen kollaborativen Peer-Reviewprozess der KUCKUCK Herausgeber:innen und Redaktion.

Einreichfrist für Abstracts, Ideen und Vorschläge von 150 Wörtern sowie einer Kurzbiographie des/der Beitragenden ist der 15. September 2024.

Timeline:
Abstracts/ideas: September 15, 2024
Feedback on submissions: October 15, 2024
Deadline for submission of manuscripts/contributions: January 31, 2025
Submission decision and feedback: March 2025
Deadline for final, revised contributions: May 15, 2025
Printing proof: June 2025
Publication: July 2025

Kontakt:
Lydia Arantes: lydia.arantes@uni-graz.at
Caroline Gatt: caroline.gatt@uni-graz.at
Sarah Nimführ: sarah.nimfuehr@kunstuni-linz.at

Quelle: HSozuKult