Konferenz: Ich – Du – Er, Sie, Es. Subjekt und Gehirn – Mensch und Natur, 21.-23.02.08, Berlin

Veranstalter: Christoph Asmuth (TU Berlin), Patrick Grüneberg (TU Berlin)
Datum: 21.-23.02.2008
Ort: TU Berlin, Mathematikgebäude, MA 141
Im Licht der modernen Naturwissenschaften scheinen sich zahlreiche Fragen der Philosophie erledigt zu haben. Vielfach sind davon genuin philosophische Fragestellungen berührt. Darunter fallen neben theoretischen Feldern, wie z.B. der Wahrnehmung und dem Wissen, auch handlungstheoretische und ethische Kategorien, wie die der Person und deren Anerkennungsverhältnisse, die der Verantwortung und nicht zuletzt der (Willens-)Freiheit. Die Komplexität und Vielschichtigkeit der menschlichen Lebenswirklichkeit stellt aber auch an wissenschaftliche Unternehmungen besondere Herausforderungen. Das seit geraumer Zeit vorherrschende naturwissenschaftlich-technische Paradigma kann daher auch umgekehrt befragt werden, inwiefern es dieser Komplexität gerecht werden kann. Um nicht vielschichtige Fragen vorschnell in einseitige Reduktionismen aufzulösen, gilt es, die genannten theoretischen und praktischen Kategorien kritisch und unvoreingenommen mit Blick auf die Ansprüche der modernen Naturwissenschaften einerseits und auf ein aufgeklärtes philosophisches Selbstverständnis des Menschen andererseits zu untersuchen. Zentraler Ansatzpunkt für die laufende Diskussion um die Stellung des Menschen und insbesondere seine Personalität sind dabei häufig die personalen Perspektiven. Positionen in den vergangenen und zeitgenössischen Debatten thematisieren den epistemischen und ontologischen Status der Subjektivität, des phänomenalen Erlebens und den Begriff der Person mit den daran hängenden praktischen Implikationen häufig ausgehend vom Verhältnis der Personenperspektiven. Die gesamte theoretische und praktische Bandbreite der Diskussion um den Menschen als Subjekt und als Person lässt sich mit dem Topos der personalen Perspektiven systematisch aufschließen: Im Ich tritt die Person als Subjekt des Denkens, Fühlens und Handelns in den Vordergrund. In der dritten Person des Er, Sie und Es wird die Person verobjektiviert und epistemischer Gegenstand. Das Du wiederum eröffnet die interpersonale Dimension und damit den wechselseitigen Bezug zweier Subjekte. Dieser grundlegende Topos bildet die systematische Folie für das diesjährige Thema der Arbeitstagung, das die Referenten aus unterschiedlichen historischen und systematischen Perspektiven bearbeiten.
Programm:
Donnerstag, 21.02.2008
10.30-10.45: Begrüßung
Patrick Grüneberg/Christoph Asmuth
Prof. Dr. Thomas Gil
(Geschäftsführender Direktor)
Begrüßung im Namen des Instituts für Philosophie, Wissenschaftstheorie, Wissenschafts- und Technikgeschichte
10:45-11:30: Kai Gregor (Berlin)
Grenzen des Zeitgeistes? – Zur Ideologizität des naturwissenschaftlichen Weltbildes der Moderne
11.30-12.15: Andreas Woyke (Technische Universität Darmstadt)
Kriterien für ‚gute’ und ‚schlechte’ Metaphysik in zweierlei Hinsicht – Von der romantischen Naturforschung zur Restitution eines ganzheitlichen Naturverständnisses
12.45-13.30: Henrike Lerch (Wuppertal)
Vom Du zum Ding. Ernst Cassirers Phänomenologie der Erkenntnis im Ausgang des Ausdruckphänomens
13.30-15.30: Mittagspause
15.30-16.15: Nico Nuyens (Groningen/Berlin)
Die Konstruktion der Subjektivität in der Philosophie Ernst Cassirers und seine Kritik an Fichtes Theorie des Selbstbewusstseins
16.15-17:00: Valentina Chizzola (Padova)
Teleologie zwischen Immanenz und Transzendenz. Das Beispiel Hans Jonas
17.30-18:15: Patrick Grüneberg (Berlin)
Wie soll das Gehirn eine Repräsentation sein können? Zur genetischen Einholung eines Grundbegriffes der analytischen Philosophie des Geistes
18.15-19.00: Gianluca Mendola (Padova):
Geist und Gehirn. Die kritische Funktion der Philosophie Hegels im Bereich der Debatte zwischen Materialismus und Mentalismus
Freitag, 22.02.2008
10.30-11.15: Francesca Michelini (Trient)
Der Weg zum Organismus. Spinoza und die Neurobiologie
11:15-12:00: Christoph Binkelmann (Berlin)
Selbsterhaltung und Selbstbewusstsein. Spinoza, Hegel und die Neurowissenschaften
12:30-13.15: Rainer Schmitz (Berlin)
„Ich, das Wir, und Wir, das Ich ist.“ Das Ich zwischen Verdoppelung und Verschwinden
13.15-15.15: Mittagspause
15.15-16.00: Wibke Rogge (Berlin)
Ist das Dasein das Bewusstsein? Systematische Äquivalenz von Seinslogik und Selbstbewusstsein bei Hegel
16:00-16.45: Sergueï Spetschinsky (Brüssel/Berlin)
Natur und Hoffnung in der „Kritik der Urteilskraft“ von Kant
17:15-18.00: Alexander Tikal (Berlin)
Die Erweiterung der Vernunft durch F. H. Jacobi
18.00-18.45: Arthur Kok (Tilburg/Berlin)
Der freie Wille und das determinierte Gehirn. Immanuel Kants Faktum der Vernunft als ein Argument für die radikale Nicht-Natürlichkeit der menschlichen Freiheit
19.00-19.45: Antje Stache (Berlin)
„Der Natur zu folgen“: Erziehung als Körpererziehung bei Peter Villaume
Samstag, 23.02.2008
10.30-11.15: Cristiana Senigaglia (Triest/München)
Die Frage der Subjektivität in der multimedialen Welt
11:15-12:00: Monika Roscher (Marburg)
Über das Ich und das Es im Bewegen. Perspektive als ästhetische Distanz
12:30-13.15: Federico Italiano (München)
Topologie des Du. Eine geopoetische Untersuchung
13.15-15.15: Mittagspause
15.15-16.00: Lars Leeten (Berlin)
Wen meine ich, wenn ich ‚wir’ sage?
16:00-16.45: Benedetta Bisol (München/Berlin)
…und Wir? Beobachtung, Interesse, Anerkennung als Formen der interpersonalen Beziehung
17:00-17:45: Tom Denter (Köln)
Das Ich beobachten – nicht wie, sondern warum? Der Primat des Praktischen in Fichtes Spätphilosophie
Abschlussvortrag
18.00-19:00: Jakub Kloc-Konkolowicz (Warschau/Frankfurt a. M.)
Der Status des Subjekts oder die persönliche Identität – was genau wird durch das intersubjektive Verhältnis gestiftet?
Kontakt:
Christoph Asmuth
TU Berlin, Institut für Philosophie, Straße des 17. Juni 13
030-314-25633
christoph#asmuth.ping.de
URL: http://www.christoph-asmuth.de
URL zur Zitation dieses Beitrages http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=8562

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