Prof. Dr. Marion Gerards, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg; Dr. Martin Loeser, Universität Greifswald; Dr. des. Katrin Losleben, Hochschule für Musik und Tanz Köln
Zeit: 29.-30.09.2011
Ort: Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Alexanderstr. 1, 20099 Hamburg
Seit den 1990er Jahren ist das Bewusstsein dafür gewachsen, dass den Kategorien Geschlecht und Gender eine grundlegende Bedeutung sowohl für historische als auch für sozial- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen zukommt. Dabei konzentrierten sich im Bereich der Musik zunächst vielfältige Forschungsaktivitäten auf die kulturelle Teilhabe von Frauen, um die gravierenden Wissenslücken und Ausschlussmechanismen in einer bis dato fast ausschließlich nach männlich geprägten Denkmustern operierenden Wissenschaft und Gesellschaft offenzulegen und aufzuarbeiten. Erst langsam beginnt demgegenüber die Konstruktion von Männlichkeiten in den Blickpunkt der Forschung zu rücken.
Innerhalb dieses vergleichsweise schmalen Forschungssegmentes gibt es bislang nur wenige Studien zum 20. Jahrhundert. Die Kategorie Männlichkeit scheint mit Blick auf die deutsche Musikkultur nach 1950 in musikwissenschaftlichen Untersuchungen sogar inexistent zu sein. Nur unwesentlich besser sieht die Situation im Bereich musik- und sozialpädagogischer Forschung aus. Insgesamt sind Männlichkeitskonzepte und ihre Bedeutung für die jüngere Musikkultur in Deutschland bislang allenfalls ansatzweise von der Musik-, Kultur- und Sozialwissenschaft thematisiert worden. Dies ist umso erstaunlicher, da das Wissen um die Bedeutung von Männlichkeitszuschreibungen in übergreifenden
musikkulturellen Zusammenhängen und Zeiträumen eine unverzichtbare Voraussetzung dafür bildet, differenziert über ihr Gegenstück Weiblichkeit zu sprechen. Auch die Kategorie Männlichkeit bildet einen essentiellen Teil im Konzept einer im Idealfall symmetrischen Musikgeschichtsschreibung, einer gendersensiblen Musikpädagogik und einer Sozialen Kulturarbeit.
Die Hamburger Tagung widmet sich diesem Desiderat. Gefragt wird ganz bewusst nach der Bedeutung von Männlichkeit(en) seit ca. 1950 und mit räumlicher Begrenzung auf Deutschland, aber mit einem weiten Blick auf unterschiedliche Musikarten und -bereiche – die so genannte Eebenso wie die U-Musik – sowie auf musikalische Institutionen. Die Nähe zur Gegenwart trägt zu einer großen Relevanz der Untersuchungsergebnisse aus sozial- und musikpädagogischer Perspektive bei.
Tagungsprogramm
Donnerstag, 29. September 2011, 14.00-17.30 Uhr
14.00-15.00: Eröffnungsvortrag
Prof. Dr. Stefan Horlacher: Von den Gender Studies zu den Masculinity Studies. Aktuelle Konzepte der Männlichkeitsforschung im Überblick
Sektion 1: Die Kategorie Männlichkeit im 20. und 21. Jahrhundert und ihre Relevanz für die Musik in Ost- und Westdeutschland
15.15-15.45: Prof. Dr. Beatrix Borchard: Rückblicke. Ausblicke: Der männliche Komponist als gottgleiche Gestalt
15.45-16.15: Dr. Nina Noeske: Beethoven 1970: Männlichkeitsinszenierungen als politische Strategie in Ost und West
Pause
16.45-17.15: Dr. Monika Bloss: Männlichkeitsinszenierungen in der populären Musik
17.15-17.45: Dr. des. Katrin Losleben: Männlichkeiten in der Neuen Musik nach 1945
19.00: Gemeinsames Arbeitsessen
Freitag, 30. September 2011, 10.00-18.00 Uhr
09.30-10.00: Ankunft; Kaffee
Sektion 2: Instrument – Institution – Männlichkeiten
10.00-10.30: Prof. Dr. Dörte Schmidt: Ist das Männliche das Allgemeine? Komponisten zwischen Abstraktion und Konkretion im Umfeld der Darmstädter Avantgarde mit einem Seitenblick auf Stockhausens „Originale“
10.30-11.00: Dr. Irving Wolther: Männlichkeitsinszenierungen im Eurovision Song Contest
Pause
11.15-11.45: Dr. Verena Barth: Männlichkeitsinszenierungen im Umfeld der Trompete
11.45-12.15: Dr. Birgit Kiupel: E=XY. Die E-Gitarre und die Inszenierungen von Männlichkeiten
Mittagspause
Sektion 3: Männlichkeit(en) in popularmusikalischen Gattungen
13.00-13.30: Dr. Florian Heesch: Männlichkeitsperformanz mit hoher Stimme? Zum Heavy Metal in den 1970er- und 80er-Jahren
13.30-14.00: Dr. Martin Loeser: „Wann ist ein Mann ein Mann?“ Männlichkeitskonstruktion in westdeutscher Pop- und Rockmusik am Beispiel von Marius Müller-Westernhagen und Herbert Grönemeyer
Pause
14.15-14.45: Dr. Malte Friedrich: Texte der Allmacht. Männerphantasien und Rapmusik
14.45-15.15: Prof. Dr. Gerlinde Haid: Von Männlichkeiten und vom Umgang mit deren Symbolen in der alpenländischen Volksmusik
Sektion 4: Männlichkeiten und ihre Relevanz für die Musik- und Sozialpädagogik
15.30-16.00: Prof. Dr. Marion Gerards: Inszenierung von Männlichkeiten in musikalischen Lebenswelten von Jungen und Mädchen
16.00-16.30: Judith Müller: „Inszenierungen von Musik und Männlichkeit – Konsequenzen für die Jugendkulturarbeit“
16.30-17.00: Prof. Dr. Ilka Siedenburg: Der Weg zum guitar hero: Lernprozesse in der Populären Musik und männliche Identität
17.15-18.00: Abschlussdiskussion
Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos.
Anmeldungen bitte an: Judith Cole; Zentrum für Praxisentwicklung (Zepra) der HAW Hamburg (Judith.cole@haw-hamburg.de)
Konferenz: Musik und Männlichkeiten in Deutschland seit 1950. Erscheinungsformen und Funktionen, sozial- und musikpädagogische Perspektiven, 09/2011, Hamburg
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