Femina Politica. Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft (Web)
Einreichfrist – verlängert: 16.06.2021
Seit geraumer Zeit warnen NGOs auf staatlicher sowie transnationaler Ebene vor erhöhten Armutsrisiken für immer größere Bevölkerungsgruppen. Die Neoliberalisierung westlich-moderner Sozial- und Wohlfahrtsstaaten ebenso wie die Austeritätspolitiken im Kontext der Finanz- und Wirtschaftskrise haben die Armutsrisiken deutlich erhöht und bleiben auch in Zeiten der Autoritarisierung akut. Die weltweite Corona-Pandemie verschärft diese Tendenzenund bringt zugleich neue politische und sozio-ökonomische Krisen hervor: So ist zu erwarten, dass sich der Kreis der von Armut Betroffenen ausweiten wird und Formen „extremer Armut“ selbst in jenen Staaten zunehmen werden, die über ein Sozialstaatssystem oder zumindest sozialpolitische Mindestsicherungen verfügen. Ebenso drohen in vielen Ländern des globalen Südens aktuell neue Hunger- und Überlebenskrisen durch Einkommensausfälleund unzureichende Unterstützungsprogramme. Verarmungsprozesse sind in vielfacher Weise vergeschlechtlicht, sexualisiert, rassifiziert und klassisiert, explizit gefährdet sind dabei vor allem jene, die ohnedies besonders verletzbar und marginalisiert sind.
Armut ist demnach ein multidimensionales und transnationales Phänomen: Ausbeutungsverhältnisse im Kontext globalisierter Wertschöpfungsketten, die gesellschaftliche Strukturen in Ländern des globalen Südens zerstören, haben ebenso globale Auswirkungen wie die Externalisierung von Arbeit, die bspw. in der Textilindustrie oder durch die Digitalisierung von Arbeit forciert wird und damit sozialrechtliche Absicherungen umgeht und prekäre Lebensbedingungen hervorbringt. Zugleich muss Armut im Kontext historischer Gewordenheiten, z.B. der Durchsetzung kapitalistischer Wirtschafts- und Lebensformen nach der Auflösung des Sowjetblocks und hinsichtlich kolonialer Kontinuitäten betrachtet werden, die sich auf unterschiedlichen Ebenen in aktuelle (trans-)nationale Politiken übersetzen und auf intersektionale Geschlechterverhältnisse Einfluss haben. Weiterlesen … (PDF)
Quelle: FEMALE-L@jku.at