Category Archives: Topic_1968

Ausstellung: Auf der Flucht. 25 Objekte erzählen, 02.03.2024-02.02.2025, St. Pölten

Museum Niederösterreich: Haus der Geschichte (Web)

Laufzeit: 02.03.2024-02.02.2025
Ort: Haus der Geschichte Niederösterreich, St. Pölten

Was haben eine Babypuppe, eine Holzkassette, ein Opernglas und eine Kinderzeichnung gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts. Auf den zweiten erzählen sie alle von Krieg, Flucht und Vertreibung. Die Gegenstände wurden von Menschen in kritischen Situationen mitgenommen oder mussten zurückgelassen werden. Dadurch haben sie eine besondere Bedeutung erhalten.
Die Puppe bringt ein 15-jähriges Mädchen 1968 aus der Tschechoslowakei nach Wien, wohin sie mit ihren Eltern nach der Niederschlagung des Prager Frühlings flieht. Die Holzkassette wird von Geflüchteten aus der Ukraine 1916 in Gmünd als Geste der Dankbarkeit hergestellt. Das Opernglas begleitet seine Besitzerin nach Argentinien, als sie mit ihrer Familie nach dem „Anschluss“ 1938 aus Österreich vertrieben wird. Und die Zeichnung wird 2015 von einem Kind in der Flüchtlingsunterkunft im Wirtschaftshof in St. Pölten angefertigt.
Basierend auf dem Forschungsprojekt „Mobile Dinge, Menschen und Ideen. Eine bewegte Geschichte Niederösterreichs“, unter der Leitung des Instituts für Jüdische Geschichte Österreichs (Injoest) (Web), bringt die Sonderausstellung „Auf der Flucht“ Geschichten von geflüchteten Menschen anhand von 25 Objekten ins Museum. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen dabei Objekte, die von den Umständen der Mitnahme oder dem Zurücklassen berichten.
Es geht speziell um Dinge, die nicht nur Erinnerungen, sondern auch Identitäten bewahren, die Zugehörigkeit bedeuten und Zerrissenheit belegen. Dabei werden auch Objekte berücksichtigt, die aus der Erinnerung an eine Vertreibung rekonstruiert oder die im Zuge von kriegerischen Ereignissen zerstört worden sind. Der Schwerpunkt liegt im 20. und 21. Jhd., aber auch Fluchtbewegungen älterer Epochen werden erfasst.

Kuratiert wurde die Ausstellung vom wissenschaftlichen Team des Hauses der Geschichte im Museum Niederösterreich: Christian Rapp, Maren Sacherer, Andrea Thuile und Benedikt Vogl.

Klicktipp: Listen to the Archive! Podcast des Digitalen Deutschen Frauenarchivs zu feministischer Geschichte

i.d.a.-Dachverband: Digitales Deutsches Frauenarchiv (DDF) (Web)

Das DDF ist das Fachportal zur Geschichte der Frauen- und Lesbenbewegungen in Deutschland. Seit 2018 macht es laufend weitere thematische Dossiers und Digitalisate von ausgewählten Quellen der Geschichte der Frauen*bewegungen im Internet zugänglich.
Das DDF ist aufgebaut auf dem Online-Verbund-Katalog „Meta“ des i.d.a.-Dachverbandes, der 2015 online gegangen ist und in dem die Kataloge von mehr als 30 Einrichtungen zusammengeführt recherchiert werden können (Web). (Während sich das DDF auf Deutschland bezieht, sind im „Meta“-Katalog auch Einrichtungen aus Österreich, Luxemburg und Italien vertreten.)

Seit 2022 gestaltet das DDF auch einen Podcast. Bisher sind diese Folgen erschienen (Web):

  • „Die haben wir alle gelesen“: Autorinnen der DDR neu- und wiederentdecken: 90 Jahre Reimann, Wander, Morgner (42 Min.)
  • Feministisches Erinnern bleibt politisch: Vernetzung & Rolle feministischer Archive (39 Min.)
  • 175 Jahre Märzrevolution: Frauenemanzipation und Louise Otto-Peters (41 Min.)
  • Mit Hass an die Macht: Die NS-Machtübernahme 1933 (42 Min.)
  • Migration, Flucht & Stadtpolitik: Von Teheran nach Köln (44 Min.)
  • 11 Freund*innen: Fußball und Feminismus (57 Min.)
  • Bilder Sozialer Arbeit: 150 Jahre Alice Salomon (52 Min.)

Beschreibung: „Feminismus hat Geschichte! Und die ist politisch, bewegt und reich an Auseinandersetzungen. Sie erzählt von Solidaritäten und Brüchen, sie hat viele Gesichter, Perspektiven und nicht zuletzt Schultern, auf denen auch heute Feminismus gelebt, gedacht und ausgehandelt wird. Von Frauenstreiks bis Cyberfeminismus, von Pionier*innen in Sport oder Sprache: Der DDF-Podcast blickt auf Akteur*innen und Phänomene aus mehr als 200 Jahren feministischer Bewegungsgeschichte. Was trennt, was verbindet – damals und heute? Wir öffnen feministische Zeitkapseln und Schatzkisten, treffen Historiker*innen, Zeitzeug*innen und weitere Expert*innen – und nehmen euch mit auf eine Entdeckungstour durch die feministischen Archive. Listen to the Archive!“

Videoscreening und Vortrag: Katharina Müller: Filmische Selbstdokumentation der FrauenLesbenbewegung, 16.01.2024, Wien

STICHWORT – Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung (Web)

Zeit: 16.01.2024, 19.00 Uhr
Ort: STICHWORT, Gußhausstr. 20/1A+B, 1040 Wien

Videoscreening mit Einführung zu den archivarischen Herausforderungen im Umgang mit audiovisueller lesbisch-feministischer Geschichte und Selbstdokumentation mit Katharina Müller: In manchen Momenten war eine Kamera dabei: Ausgehend von der Videodokumentation zum Feministischen Lauffeuer (1992), veranstaltet anlässlich des 20-jährigen Bestehens der autonomen Frauenbewegung in Österreich, widmet die Veranstaltung sich audiovisuellen Spuren der FrauenLesben­bewegung. Ein brisanter Bestandteil der Sammlung von STICHWORT ist nämlich die filmische Selbstdokumentation.
Ephemere Filme und Videos (oder: „Amateurfilme/-videos“) wie jenes, das eine Aktion zwischen Stephansplatz und Oper einfängt, sind von großer Unmittelbarkeit. Ohne „erklärende“ Personen, die eine Verbindung zu der Geschichte herstellen, auf die sich diese Filme beziehen, bleiben sie jedoch vielfach „stumm“. In jedem Fall erreichen uns die Bilder auf Ebene der Affekte und Gefühle. Für Bewegungsgeschichte(n) sind sie daher von besonderer Bedeutung: Sie vermögen, wie Filmwissenschafterin Heide Schlüpmann schreibt, „Körperausdruck zu vermitteln“, geben Hinweise auf gesellschaftliche Revolutionspotentiale, für die es (noch) keine Worte gibt.
Dabei sind audiovisuelle Archive aus aktivistischen bzw. autonomen Zusammenhängen immer Versprechen und Dilemma zugleich: Sie entstehen aus einem Konflikt zwischen einer oppositionellen Gruppierung und einem „solideren“ Staatsapparat. Sie sind dadurch prekär – sowohl materiell als auch institutionell. Die begrenzte Lebensdauer von Film und VHS gibt Anlass, über die Bedeutung dieser fragilen Dokumente nachzudenken. Zeit und chemische Prozesse hinterlassen Spuren in den Bildern, die offensichtlich vergänglich sind: Höchste Zeit also, darüber ins Sprechen zu kommen. Für alle jene, die dabei waren, so sehr wie für jene, die es nicht waren: Was ist hier zu sehen und was nicht? Wer erinnert sich woran? Was sehen wir? Was macht das mit uns? Und vor allem: Was hat das mit uns heute zu tun? Und nicht zuletzt: Was soll mit dem Material geschehen?

Veranstaltung für Frauen* / FLINTA | Unkostenbeitrag: € 3,50 | Gefördert von der ÖH Continue reading

Klicktipp: 40 Fundstücke zu lesbischer Geschichte in Wien (Publikation)

STICHWORT. Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung (Web)

2023 feiert STICHWORT. Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung in Wien das 40-jährige Bestehen. Aus diesem Anlass wurde die Publikation „40 Fundstücke zu lesbischer Geschichte in Wien“ zusammengestellt.
In dem Sonderkatalog wird der Bestand des Archivs anhand von 40 besonderen Quellen und ausgewählten Fundstücken zu lesbischer Geschichte in Wien vorgestellt. Die Entstehungszeit der verschiedenartigen historischen Dokumente reicht von der Mitte der 1970er Jahre bis in die jüngste Vergangenheit. In den Begleittexten werden die Fundstücke kontextualisiert und es wird von den Zusammenhängen erzählt, in denen sie entstanden sind.

40 Fundstücke

  • „40 Fundstücke zu lesbischer Geschichte in Wien. Sonderkatalog anlässlich 40 Jahre STICHWORT“ ist als PDF frei verfügbar (PDF)

Lesetipps: Das PDF ist optimiert für Firefox (neuere Versionen), diese Anzeige ist voreingestellt. Einzelseite, Wechsel auf Doppelseiten (ungerade + gerade) und Lesezeichen sind möglich. Bei externen Links mit Browser-Backknopf zum PDF retour.

Copyright wo nicht anders angegeben bei STICHWORT. Das Projekt wurde gefördert durch die MA 13/WAST.

40 feministische Lieblingsbücher

  • Ein zweites Projekt von STICHWORT zu “40 Jahren” ist der Zusammenstellung “40 feministische Lieblingsbücher”, die ebenfalls online frei verfügbar ist (Web).

CfP: Solidarity Across Borders: Revisiting the ‚Free Angela Davis‘ Movement and Its Global Impact (Publication), by: 01.02.2024

The American Communist History journal; Tatsiana Shchurko and Denise Lynn (Web)

The „Free Angela Davis“ movement of the 1970s was an international campaign advocating for the release of Angela Davis, a distinguished Black political activist, scholar, and author. Thanks to this campaign Angela Davis emerged as an international symbol of resistance against racial injustice, political repression, and the criminalization of dissent. The movement garnered momentum and support from diverse oppressed groups, activists, and organizations worldwide, especially in Soviet Eurasia and state socialist countries in Asia, Africa, and Latin America. It also elicited sympathy from marginalized communities not directly involved in social justice activism. Hundreds of people, from children to peasants and factory workers, expressed solidarity by writing to Davis during her incarceration and trial. It appears that today, with the surge of carcerality, authoritarianism, capitalism, and warfare incited by various imperial formations, the significance of this past movement and the urgency of transnational solidarity take on a new meaning.
This special edition seeks reflections on how this historic moment of global solidarity influenced different communities politically and personally, exploring the contemporary relevance of the past, including its limitations and possibilities. Potential topics include, but are not limited to:

  • The importance or influence of the „Free Angela Davis“ movement on diverse communities in a non-U.S./non-Western context.
  • The lasting impact the movement had on global activism and discussions surrounding civil rights, racial justice, capitalism, and the rights of political dissidents. What the „Free Angela Davis“ movement may bring to contemporary struggles and forms of solidarity.
  • How the movement was part of the mobility of ideas across borders, revealing intellectual exchanges between communities historically and in the present.
  • Personal reflections on witnessing or participating in the „Free Angela Davis“ campaign in a non-U.S./non-Western context.
  • The different historical circumstances that facilitated the exchanges within the „Free Angela Davis“ movement. Continue reading

CfP: Queer contemporary histories – international and intersectional perspectives (Event; 07/2024, Berlin); bis: 15.03.2024

Forschungsnetzwerk „Queere Zeitgeschichten im deutschsprachigen Europa“; Martin Lücke, Benno Gammerl und Andrea Rottmann (Web)

Zeit: 01.-02.07.2024
Ort: Freie Univ. Berlin
Einreichfrist: 15.03.2024

Im Rahmen des DFG-Netzwerks „Queere Zeitgeschichten im deutschsprachigen Europa” findet die internationale Abschlusstagung „Queer contemporary histories – international and intersectional perspectives“ statt. Die Konferenz soll die räumliche und thematische Perspektive der bisherigen Arbeit des Netzwerks über den deutschsprachigen Raum erweitern und in einen breiten Kontext internationaler und intersektionaler Forschungen zu Queer History stellen. Neben einer solchen Weitung soll die Tagung auch Raum zur wissenschaftspolitischen Diskussion über eine weitere Verankerung queerhistorischer Forschung bieten. Vorstellbar sind zum Beispiel Paper zu folgenden Themenbereichen:

  • Queer Temporalities: Wie perspektiviert sich die queere Zeitgeschichte in temporaler Hinsicht? Wie verhält sie sich zur Erinnerungspolitik? Wie denkt sie das Verhältnis von Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft? Welche alternativen Modelle von historischer Zeit bietet sie an?
  • Queer Power: Welche Bedeutung hat die Frage von Macht in Analysen der queeren Zeitgeschichte? Mit welchen Konzepten von Macht, Herrschaft und Gewalt arbeitet die queere Zeitgeschichte und zu welchen Befunden kommt sie?
  • Queer Subjectivities and Identities: Ist das Konzept der Subjektivität oder jenes der Zugehörigkeit in der queeren Geschichte lediglich ein Platzhalter für das der Identität, die ja ohnehin in Forschungszusammenhängen als hybrid und vielschichtig gedacht wird? Wie passen der im Kern anti-identitäre Ansatz der Queer Studies und die Erforschung historischer Identitäten zusammen?
  • Decolonizing Queer (German) History: Wie sind Themen und Akteur:innen queerer Zeitgeschichte in postkoloniale Machtverhältnisse verwoben? Wie können wir als Forschende damit umgehen? Weiterlesen und Quelle … (Web)

CfP: Antifeminismen (ZS traverse); bis: 15.04.2024

traverse. Zeitschrift für Geschichte; Stéphanie Ginalski, Pauline Milani und Matthias Ruoss (Web)

Einreichfrist: 15.04.2024

Antifeminismus ist eine Gegenbewegung. Antifeministische Ideen zirkulieren in dem Masse, in dem Frauen ihre Emanzipation fordern. Seit Mitte des 19. Jhds. verweigerten Antifeministen Frauen das Recht auf Bildung und Arbeit sowie auf bürgerliche und politische Autonomie im Namen der Geschlechterdifferenz und der Tradition. Indem sie eine Gesellschaft befürworten, die auf scheinbar «natürlichen» Hierarchien beruht, gehören antifeministische Diskurse zu den wichtigsten kontinuierlichen Bestandteilen patriarchalisch organisierter Gesellschaften. Doch der Antifeminismus ist nicht homogen: Er ist ein globales Phänomen, das sich an nationale Rahmenbedingungen anpasst und je nach historischem Kontext in seiner Intensität und Ausprägung variiert. Es ist daher angemessener, von Antifeminismen zu sprechen, um die Vielfalt seiner Protagonisten, Organisationen und Handlungsweisen hervorzuheben und so letztlich die komplexe Beziehung zwischen antifeministischen und feministischen Positionen zu differenzieren. Auch die aktuelle Forschung unterstreicht die Anpassungsfähigkeit des Antifeminismus an die Gegenwart. So sind zum antifeministischen Kampf gegen die Präsenz von Frauen im politischen und öffentlichen Raum neue Formen des Antifeminismus hinzugekommen, die insbesondere auf die Verteidigung der heterosexuellen Familie abzielen.
Angesichts der Wandlungsfähigkeit und Vielfalt des Phänomens sucht die Ausgabe nach Beiträgen, die Antifeminismen aus verschiedenen Perspektiven beleuchten und so unterschiedliche analytische Einblicke ermöglichen. Obwohl Antifeminismen hauptsächlich in der Moderne (19. bis 21. Jhd. ) virulent und wirkmächtig sind, begrüssen die Herausgeber:innen Vorschläge, die sich mit frauenfeindlichen Manifestationen in früheren Perioden befassen und insofern als Vorläuferbewegungen angesehen werden können. Dasselbe gilt für konzeptionelle Beiträge, die sich mit Definitionsfragen beschäftigen und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Antifeminismus, Misogynie und Sexismus problematisieren.
Folgende Themen können behandelt werden:

  • Intersektionalität des Hasses: Konvergenzen zwischen Antifeminismus, Antisemitismus und Rassismus
  • transnationale Zirkulation von antifeministischen Ideen, Protagonisten und Praktiken
  • «Gender-Theorie» als neues Ziel des Antifeminismus Continue reading

Klicktipp: Frauenbewegungen und Feminismen im kulturellen Gedächtnis (ZS GENDER 3/23): Open Access

GENDER. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft 3/23; Anne Schlüter und Uta C. Schmidt (Web)

Inhalt (PDF)
Beiträge im Open Access auf der Website Budrich-Journals (Web)

Schwerpunkt
Wiederholt wurde festgestellt, dass kaum Erinnerungen an vergangene Frauenbewegungen und Feminismen in der hegemonialen Geschichtskultur existieren. Dabei haben die Akteurinnen der Bewegungen Dokumente hinterlassen. Der Heftschwerpunkt präsentiert Beispiele, wie feministische Erinnerungskultur und ihre Erforschung aussehen können. Der Blick geht in die ehemalige DDR und nach Bosnien-Herzegowina, richtet sich auf internationale Künstlerinnen in Berlin und vertieft sich in feministische Archivarbeit.
Autorinnen der Beiträge sind Constanze Stutz, Zlatiborka Popov-Momčinović, Marie van Bömmel, Barbara Schnalzger sowie Katharina Hugo und Rita Kronauer

Offener Teil
Der Offene Teil erinnert konkret an Lebens- und Werkgeschichte der panafrikanischen Aktivistin Unokanma Okonjo und gleich drei Beiträge kreisen um das Thema Männlichkeit und Care: Es geht um die Transmission von Fürsorglichkeit zwischen Vätern und Söhnen, Fürsorglichkeit von Männern in Pflegeberufen und eine theoretische Auseinandersetzung zum Verhältnis von Caring Masculinities und hybrider Männlichkeit.
Autorinnen dieser Beiträge sind Hanna Hacker, Luisa Streckenbach, Lena Weber und Johanna M. Pangritz

CfP: Das Engagement im Laufe der Zeit: Erbe und Vermittlung von Engagement in deutschsprachigen Ländern (19.-21. Jhd.) (Event: 03/2024, Toulouse); bis: 15.12.2023

Doktorandinnen des Maison de la Recherche der Univ. Toulouse II (Web)

Zeit: 14.-15.03.2024
Ort: Toulouse
Einreichfrist: 15.12.2022

Sophie Scholl „verkörpert, manchmal als einzige, den deutschen Widerstand, oft auf Kosten einer Verzerrung der Fakten und zum Nachteil anderer Frauen […]” (Camarade, 2021). Während zahlreiche Erinnerungsrituale generell dazu beigetragen haben, das Engagement von Widerstandskämpfer:innen im kollektiven Gedächtnis zu verankern, scheinen manche engagierte Persönlichkeiten dabei ein günstigeres Los gezogen zu haben als andere. Die revolutionäre, österreichisch-jüdische Künstlerin Agathe Löwe zählt zum Beispiel zu den „Verschütteten der Geschichte” (Andreas Pavlic, Eva Schörkhuber, 2021), während die deutsche Expressionistin Käthe Kollwitz, die in ihren Lithographien den Krieg und die soziale Not anprangert, in Deutschland einstimmig als engagierte Künstlerin anerkannt wird, in Frankreich dagegen eher unbekannt ist.
Diese Beispiele für verschiedene Formen politischen, sozialen und künstlerischen Engagements bringen dieses zum Vorschein und hinterfragen zugleich jene Prozesse, die bei der Entstehung und Vermittlung von Wissen von Engagement am Werk sind und zu Phänomenen der Über- oder Unterbetonung oder gar des Verschweigens führen. Daraus entspringt die Frage nach dem Erbe und der langfristigen Vermittlung von Formen des Engagements. Durch welche Prozesse entsteht die Erinnerung an ein Engagement oder an eine Person und wie werden manche dieser engagierten Persönlichkeiten zu Ikonen, während andere dem Vergessen anheimfallen? Welche Leitbilder und welche Traditionen des Engagements erben wir? Wie erfolgt deren Rezeption durch unterschiedliche Generationen und in unterschiedlichen Ländern? Über welche Kanäle wird dieses Engagement weitergegeben, sei es die Art und Weise der Verbreitung einer Botschaft oder die entsprechenden von unterschiedlichen Akteur:innen benutzten medialen Strategien, um Spuren zu hinterlassen? Das Engagement von Sophie Scholl, von Agathe Löwe oder Käthe Kollwitz, das unterschiedliche Ebenen eines zur selben Zeit stattfindenden Handelns widerspiegelt, zeigt jeweils sehr verschiedene und unterschiedliche Nutzungen von Medien (Flugblatt, Karikatur, Lithographie). Diese Beispiele fordern folglich besonders dazu auf, sich den „Mitteln der Vermittlung“ zur Zeit des Engagements zu zuwenden, das heißt den Medien, den Informationsträgern und den Prozessen des Engagements, seien sie dazu da gewesen, eine These zu vermitteln, einen Kampf auszutragen oder aus Protest. Weiterlesen und Quelle … (Web)

Vortrag: Martina Kopf: Wangari Maathai und ökofeministisches Denken in Kenia, 21.11.2023, Wien und virtueller Raum

Referat Genderforschung der Univ. Wien – RGF: Ringvorlesung „Kulturelle Pluralität in Feminismus sichtbar machen“, WiSe 2023/24 (Web)

Zeit: 21.11.2023, 18.30 Uhr
Ort: Universität Wien und virtueller Raum

In „Decolonization and Afro-Feminism“ (2020) schlägt Sylvia Tamale, feministische Aktivistin und Theoretikerin aus Uganda, afrikanischen Ökofeminismus als eine besondere Form der Intersektionalität vor, welche die Verbindung zwischen Gendergerechtigkeit, sozialer und ökologischer Gerechtigkeit in den Vordergrund stellt. Der Begriff „Ökofeminismus“ geht auf die französische Philosophin und Aktivistin Françoise d’Eaubonne zurück. Sie war in der westlichen Frauenbewegung der 1970er Jahre eine der ersten, welche konsequent Zusammenhänge zwischen der patriarchalen Unterdrückung der Frau als Subjekt und der Natur als Lebensraum benannte. Tamale schlägt jedoch eine andere Genealogie des afrikanischen Ökofeminismus vor, die sich auf kommunale Werte, Glaubenssysteme, landwirtschaftliches Wissen und ökologisches Verhalten beruft, nach denen afrikanische Gesellschaften organisiert waren: „Women in the global South may not have self-identified as ‚ecofeminists,‘ but they have a long history of ecological consciousness and moral obligation towards future generations.“
Eine, die diesen Ansatz verkörperte, war die kenianische Naturwissenschaftlerin, Umweltaktivistin und Parlamentarierin Wangari Maathai, die 2004 für das von ihr gegründete „Green Belt Movement“ mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Sie verband in ihrem Denken und Handeln den Kampf gegen die Kapitalisierung und Zerstörung von Wald mit Feminismus, dem Kampf für Demokratisierung, kulturelle Dekolonisierung und ökonomische Rechte und gilt heute als Wegbereiterin eines dekolonialen, intersektionalen Ökofeminismus im afrikanischen Kontext und darüber hinaus. In diesem Vortrag wird auf Verbindungen von Umweltbewusstsein, Feminismus und politischem Kampf in Maathais Autobiographie „Unbowed: A Memoir“ eingegangen und sie im Licht anderer wegweisender feministischer Denkerinnen in Kenia bzw. der Diaspora gelesen, insbesondere in Bezug darauf, welche Bedeutung kulturelles Wissen und feministische Vorbilder aus der eigenen Geschichte in ihrem Denken haben. Continue reading