Monthly Archives: Feber 2015

Der Erste Weltkrieg in Selbstzeugnissen – Auszüge aus Beständen der Sammlung Frauennachlässe Nr. 29: Tagebuch von Bernhardine Alma, 6. bis 8. Februar 1915, Wien

NL 09 Alma Bernhardine 1915 02 06Im Februar 1914 schien sich für Bernhardine Alma (geb. 1895) eine Möglichkeit zu finden, sich in der Kriegskrankenpflege zu engagieren. In ihrem Tagebuch dokumentiert sie dabei auch den großen bürokratischen Apparat, der die verschiedenen (freiwilligen) Hilfstätigkeiten von Frauen und Männern im Ersten Weltkrieg administrierte.

6. Februar 1915. Samstag, abends.
„Was wäre das Leben ohne Hoffnung!“ – Das Wetter ist kalt. (…) Heute ging ich mit Sigrid [der älteren Schwester, geb. 1891] ins Rote Kreuz – sie wartete heraussen. Ich fragte einen jungen Mann um die Frau v. B. (sie ist zwar ein Frl.) der mich hinwies. Ich hätt‘s alleine auch gefunden! – Ich gab ihr die Empfehlung zurück (sie sagte, daß die Baronin S. gestern da gewesen war!) und dann sagte ich, daß ich auch in die Kanzlei ginge oder in die Küche – aber Pflegerin sei mir am liebsten. Nun gab sie mir eine Empfehlung an ein Frl. B. oder B. [zwei ähnlich klingende Namen] (ich sah ihr beim Schreiben zu), sie fing an: „Überbringerin wurde vom Gf. Traun empfohlen“ (so ähnlich) und dann merkte sie mich auch als Hilfspflegerin vor, und sagte, daß sie mir schreiben würde, das heißt darum ersuchte ich sie. Sollte die Empfehlung keinen Erfolg habe, soll ich wieder zu ihr kommen. Nun gingen Sigrid u. ich (Sigrid wartete dann wieder) (der eine Beamte fragte mich heute, ob die Sache erledigt sei, was ich leider verneinen mußte). Übrigens hatte mich der Dr. v. ? dem Grafen Traun als Fräulein Alma vorgestellt, (am Donnerstag) also, wir gingen in die Tuchlauben 7. Ein sehr netter älterer Herr führte mich zum Frl. B., dem er meine Empfehlung gab. Nun war das Frl. sehr nett, ich setze mich, sie schrieb sich Namen, Alter, Wohnung auf von mir, daß ich von 3-6 für Büroarbeiten, Depots oder Küche sei, Continue reading

Tagung: Do it! Yourself? Fragen zu (Forschungs-)Praktiken des Selbermachens, 05.-07.03.2015, Wien

Ausschnitt aus dem ProgrammInstitut für Europäische Ethnologie der Universität Wien; Nikola Langreiter und Klara Löffler

Zeit: Do. 5. bis Sa. 7. März 2015
Ort: Institut für Europäische Ethnologie, Hanuschgasse 3, 1010 Wien
Programm als PDF
Das Selbermachen ist eine selbstverständliche Praxis in Alltagen, als DIY erfährt es derzeit eine Hochkonjunktur. Die Tagung zielt einerseits auf die kritische Revision von Mythologisierungen des Phänomens ab, andererseits wird die Auseinandersetzung mit Praktiken des Selbermachens auf eine empirisch fundierte Basis gestellt.
Die vielfältigen ökonomischen Dimensionen des Selbermachens (die etwa für die Kulturwirtschaft einer Stadt wie Wien eine erhebliche Rolle spielen, die auch für eine Veränderung von Konsumkulturen stehen) wurden bislang deutlich vernachlässigt. Daher rückt „Do it! Yourself? Fragen zu (Forschungs-)Praktiken des Selbermachens“ die wirtschaftlichen Ebenen dieses Handelns sehr unterschiedlicher AkteurInnen und Gruppen – neben sozialen, historischen, biographischen Bezügen – in den Vordergrund. In den Beiträgen werden Continue reading

Der Erste Weltkrieg in Selbstzeugnissen – Auszüge aus Beständen der Sammlung Frauennachlässe Nr. 28: Tagebuch von Bernhardine Alma, 4. Februar 1915, Wien

NL 09 Alma Bernhardine 1915 02 04Die Wienerin Bernhardine Alma war gerade 20 Jahre alt geworden. Seit Schulaustritt war sie im elterlichen Haushalt tätig. In ihrem Tagebuch formulierte vehement den Wunsch, sich in der Kriegskrankenpflege zu engagieren. Bisher hatte sie von ihren Eltern aber keine Erlaubnis dazu erhalten. Einen entsprechenden Kurs hatte sie im Herbst 1914 abgeschlossen, ohne die Prüfung abzulegen. Im Februar 1915 erhielt sie nun eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch.

4. Februar 1915. Donnerstag, abends
[…] Nachmittags zog ich mich nett an, nahm den Brief vom Dienstag (er lautete: „Sehr geehrtes Fräulein! Im Auftrag des Kommissärs für Öst. Hilfsvereinswesen Grafen [Rudolf] Abensperg und Traun[-Maissau] beehre ich mich sie einzuladen, im Laufe des nächsten Nachmittag in der Kanzlei des K.K. Kommissärs I, Milchgasse 1, 1. Stock zur Besprechung einzufinden. Im Auftrag: Dr. Walter von ?“ Das ist so ungefähr der Brief, den ich eingelegt hatte. Die Unterschrift konnte ich nicht lesen.) Ich ging also zum (die Eltern sind grauslich!!!)
Es war eine Unterbrechung während welcher die Mama dem Papa die Geschichte mit dem Grafen so erzählte, daß Papa schimpfte, das Pflegen für unpassend fand u.s.w. – Ich möchte so, so, so gerne pflegen. Warum mir kein Wunsch ausgeht, warum? – Warum gerade ich kein Glück habe? – Aber nun weiter: Ich ging also in die Milchgasse zum Roten Kreuz (dessen Präsident der Graf Traun ist) wurde sehr hochachtungsvoll behandelt und mußte warten; dann in einem Zimmer wo der Dr. ? war. Der Beamte hatte mich hineingeführt, und dem Dr. den Brief vom Dienstag von mir (den ich bekommen hatte!) übergeben, worauf mich der Dr. ersuchte Continue reading

CfP: The History of Gender / The Historiography of Gender (AWHN’s Symposium, 07/2015, Sydney); DL: 28.02.2015

Lilith-20-cover 2014Australian Women’s History Network (AWHN)’s Symposium (Web) as a part of the 2015 Australian Historical Association conference ‘Foundational Histories’

Time: Wednesday 8 July 2015
Venue: University of Sydney
Proposals not later than 28.02.2015

Just over three decades ago, Jill Julius Matthews published Good and Mad Women: The historical construction of femininity in twentieth century Australia (1984), her path-breaking feminist history. This important book pre-dated Joan W. Scott’s proclamation of gender as a ‘useful category of historical analysis’ (1986) and continues to be influential. The Australian Women’s History Network celebrates the book’s anniversary by calling for papers that historicise gender and/or reflect on the historiography of gender. In particular we seek work that aims to trace and analyse – as Matthews did in Good and Mad Women – ‘the specific meaning and experience of becoming a woman’, whether in 20th-century Australia or elsewhere in time and place. Continue reading

CfP: Family Narratives / Nation(alistic) Narratives (Event, 06/2015, Zürich); DL: 28.02.2015

The Institute for Social Anthropology and Cultural Studies (ISEK) and the Gender Studies Program at the University of Zurich (Web)

Time: 10.-12.06.2015
Venue: Zurich
Proposals not later than 28.02.2015

Call for papers from junior researchers interested in exploring narrative analysis as a means by which to gain insight into the construction of social discourses on national and social identities, as well as various symbolic constructions of the ‘ideal’ family. Identity scholars suggest that in order to understand the complex technologies behind identity formation, one needs to see this process as a perpetual telling of stories. The exchange of stories pervades nearly every aspect of our social life. Our ‘storied selves’ are continually informed by intersecting discursive categories, such as nationality, ‘race’, ethnicity, family or kinship, language, class, gender, religion, etc. Consequently, specific narratives dealing with each or some of these discursive constructions facilitate the creation and negotiation of subject positions, making it possible to regard our stories as sites where cultural meta-narratives can be obtained and observed. Read more … (PDF)

Website-Release und Diskussion: feminIEsta. The f-word and its dis/content, 23.03.2015, Wien

feminIEsta via WebsitefeminIEsta. queer_postkolonial_entwicklungskritisch (Web)
Präsentatin der Website: 23. März 2015, 19.00 Uhr
Ort: Depot, 1070 Wien, Breite Gasse 3
feminIEsta ist ein (Online-)Projekt kritischer Entwicklungs-Wissenschafter_innen, die queer-feministische und entwicklungs-kritische Ansätze zusammenbringen und an Strategien arbeiten, wie dies gehen kann. Körper- und Sexualitäts-Politiken bilden einen ihrer Schwerpunkte. Aus Anlass des Release der Website feminIEsta diskutieren Aktivist_innen, Medienmacher_innen und Theoretiker_innen über feministisches Begehren, queere Körper und internationale Missverhältnisse.
Präsentation und Diskussion mit

  • Isa Garde, Entwicklungswissenschafter_in
  • Hanna Hacker, Sozial- und Kulturwissenschafterin, Universität Wien

CfP: Gender, Ernährung und Gesundheit. Gegenwärtige Fragestellungen und historische Annäherungen (Event, Stuttgart, 06/2015); DL: 15.02.2015

Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung (Web)

Ort: Stuttgart
Zeit: 25.-26.06.2015
Einreichfrist: 15. Februar 2015

Menschliche Ernährungs-Gewohnheiten werden durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Neben ökonomischen Umständen und der bloßen Verfügbarkeit von Lebensmitteln sind medizinische sowie kulturelle und soziale Faktoren ausschlaggebend für die Entstehung individueller Ernährungs-Präferenzen. Insbesondere Geschlechtervorstellungen hatten und haben das Potenzial, die Ernährungs-Gewohnheiten von Menschen zu beeinflussen.

Historisch betrachtet gibt es viele Beispiele für Lebensmittel, die phasenweise eher der weiblichen oder männlichen Konsumkultur (und Physiologie) zugeschrieben wurden (z. B. Alkohol, Fleisch, Zucker, Kaffee). Auch Erfahrungen von Hunger und Übersättigung werden zum Teil geschlechtsspezifisch thematisiert. Während Magersucht-Erkrankungen in der öffentlichen Wahrnehmung eher weiblich konnotiert sind, wird Übergewicht häufig als männliches Leiden thematisiert. Im Hintergrund solcher Zuschreibungen standen auch medizinisch-diätetische Modelle und Vorstellungen von einer „Physiologie des Geschmacks“, wie es… weiterlesen und Quelle (PDF)

CfP: Deutschland: (post)kolonial? Visuelle Erinnerungskulturen und verwobene Geschichte(n) (FKW // Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur); DL: 15.02.2015

FKW // Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur (Web)

Einreichfrist: 15.02.2015

Im Zusammenhang mit dem 100jährigen Gedenken an den Beginn des 1. Weltkrieges thematisieren Fernseh-Dokumentationen, Ausstellungen und Zeitungsartikel auch die Verhandlungen zwischen den europäischen Kolonialmächten auf der Berlin-Konferenz, den Erwerb der deutschen Kolonien und so genannten Schutzgebiete, den Ersten Weltkrieg in Afrika, das Ende der deutschen Kolonial-Herrschaft usw.

Damit scheint in der offiziellen Erinnerungskultur angekommen, wofür eine Vielzahl lokaler Initiativen (z.B. ADEFRA e.V., Arbeitskreis Hamburg Postkolonial, Berlin Postkolonial e.V., freiburg-postkolonial.de) sich seit längerem, insbesondere aber in den letzten 10 Jahren einsetzen: eine Aufarbeitung des deutschen Kolonialismus, seiner Verbrechen, seiner Hinterlassenschaften und seiner bis heute alltäglich sichtbaren und zugleich verunsichtbarten Spuren und oft übersehenen Fortwirkungen. Weiterlesen und Quelle … (Web)

Haus der FrauenGeschichte – Bonn

Haus der FrauenGeschichte, Wolfstraße 41, 53111 Bonn, Website

Die Akteurinnen des Haus der Frau­en­Ge­schich­te verstehen diese als ei­ne Ge­schich­te der Ge­schlech­terbeziehun­gen und als ei­ne ent­schei­den­de allgemein-his­tori­sche Kraft. Seit 1974 be­stimmt die­se Zielsetzung For­schung und Leh­re am ers­ten Lehr­stuhl für Frau­en­Ge­schich­te in Deutsch­land an der Universität Bonn. Em. Pro­fessorin An­nette Kuhn verfolgt das mit einer privat­rechtli­chen und gemeinnützigen Stiftung, der Trägerin des Hauses, weiter.

„Erinnerung verpflichtet – Zukunft fordert“

In der Dauerausstellung wird seit 2012 aus einer frauengeschichtlichen Perspektive die Geschichte seit über 40 000 Jahren erfahrbar. Der Weg führt über die sog. Hochkulturen im Mittelmeerraum nach Europa ins christliche Mittelalter und in die Moderne – bis zur Fran­zö­si­schen Revolution. Ein Schwerpunkt liegt auf den Frauenbewegungen in Europa, ihren Kampf um die Anerkennung der Menschenrechte sowie auf der Frauenpolitik in Deutsch­land von 1938 bis 1958. Im Widerstand von Frauen werden Visionen und Konzepte für eine Welt der Zukunft sichtbar.