Vortrag: Roberta Rio: „Ars Erotica“ oder „Scientia Sexualis“? Der Spatial Turn und die Sexualität: eine interdisziplinäre Herangehensweise aus der Perspektive der Geschichtswissenschaft, 09.01.2013, Wien

Vortrag im Rahmen der Reihe “Geschichte am Mittwoch/Geschichte im Dialog” des Instituts für Geschichte der Univ.Wien
Ort: Universität Wien – Institut für Geschichte, HS 45
Zeit: Mi., 09.01.2013, 18.30 s.t.-20.00 Uhr
Aus der Vergangenheit sind uns wunderschöne Manuale über die Kunst der Erotik überliefert worden. In ihnen wurden Sexualpraktiken und die damit verbundene Suche nach körperlicher Befriedigung als eine Möglichkeit gesehen, den Körper mit dem Geist zu vereinen. Der Geschlechtsverkehr erhielt somit bei vielen Völkern eine sakrale, religiöse Dimension. Durch die Verschiebung geografischer Grenzen kamen unterschiedliche Kulturen miteinander in Kontakt. Die Grenze als „limen“ und „limes“, sowohl Trennung als auch Berührung, spielte eine maßgebliche Rolle in der Geschichte der Sexualität.
Es ist durch den Kontakt unterschiedlicher Kulturen geschehen, dass die kultische Tänzerinnen Prostituierte wurden, dass die Liebe zwischen Lehrer und Schüler zur Päderastie wurde, um dann in einer Folge signifikanter Ereignisse in die Gegenwart zu kommen, in welcher die „Ars Erotica“ von der „Scientia Sexualis“ ersetzt wurde. Die Geschichte der Sexualität zeigt in ihrem Werdegang eine immer stärker werdende Verbindung zu Faktoren wie Kultur, Religion und Macht von denen sie maßgeblich konditioniert wird, während zeitgleich der authentische Kontakt zum Körper progressiv verloren geht. Sexualität wird, von den gegenwärtigen Technologien gestützt, zu einer mentalen, virtuellen Erfahrung und in der wissenschaftlichen Forschung auf messbare Parameter (z.B Herzfrequenz, physiologische Änderungen) reduziert (siehe dazu Studien von Masters & Johnson).
Was wird in Zukunft sein?
Zur Person: Dr. Roberta Rio. Studium der Geschichte an der Universität Triest. Promotion: Urkundenlehre und alte Schriftenkunde, Staatsarchiv Triest. Mitglied des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands. Geschichtsforscherin. Lektorin an der Johannes Kepler Universität Linz. Autorin vieler Bücher u.a „Die heilige Prostitution“ (2004) (in Kürze erscheint die Neufassung mit dem Titel „Heiliger Sex“) und Artikel mit geschichtlich/historischen Thematiken u.a. „Die kultische Tänzerinnen. Der Körper als kulturelles Kommunikationsmittel“ und „Tantra. Ausgleichstechniken zwischen körperlicher Selbsterfahrung und energetischer Transformation“.
Konferenzen, Seminare und Lehraufträge an verschiedenen europäischen Universitäten: u.a. Oldenburg, Glasgow, Athen, Klagenfurt.
Forschungsschwerpunkte: Körperlichkeit und interkulturelle Kommunikation, Spatial Turn, Geschichte der Sexualität.
Tänzerin und Perkussionistin.

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