IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften
Zeit: Montag, 7.1.2013, 18:00 Uhr c.t.
Ort: IFK, Reichsratsstraße 17
Immer verworrener, unübersichtlicher und chaotischer werden die Städte in der Frühen Neuzeit. Wie da eine Wohnung finden, Arbeit oder eine Verkaufsgelegenheit für das Familiensilber? Zum Glück gibt es Adressbüros, die dafür sorgen, dass alle an die richtige Adresse geraten. Sie dienen gleichzeitig der Immobilien- und Arbeitsvermittlung, dem Informationsaustausch und der Kreditvergabe, geben Anzeigenblätter heraus, veranstalten zuweilen öffentliche Vorträge und übernehmen Botendienste. Die erste dieser Einrichtungen, das 1630 vom Arzt Théophraste Renaudot in Paris gegründete „Bureau d’adresse“, sollte zum Vorbild für eine Reihe ähnlicher Anstalten in London, Wien, Berlin und vielen anderen Städten werden. Mit ihrer registerbasierten Vermittlungstätigkeit können Adressbüros als Wegbereiter der Medialisierung zwischenmenschlicher Beziehungen sowie als Agenten der Informatisierung betrachtet werden; sie ermöglichten es zumindest partiell, Informationen unabhängig von den konkreten Subjekten nutzen zu können. Weiters agierten sie – ähnlich wie heutige Internet-Suchmaschinen – in einem Spannungsfeld zwischen Geheimhaltung und der Übernahme obrigkeitlicher Kontrollaufgaben; die Frage des Datenschutzes wurde somit schon in der Vormoderne virulent.
Der Vortrag ist eine Zusammenfassung der Habilitationsschrift von Anton Tantner: näheres dazu unter: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/104854424/
Vortrag: Anton Tantner: Suchen und Finden im analogen Zeitalter. Adressbüros im Europa der Frühen Neuzeit, 07.01.2013
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