Call for Participation: Festival: Beyond western queer_feminism, 6-9 June 2013, Vienna

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Next meeting: Thursday 21 February, 4pm, Referat Genderforschung, Campus Spitalgasse 2-4, Hof 1.11

Transregionales queer_feministisches Festival: Beyond western queer_feminism

Das, was im deutschsprachigen Raum unter (Queer_)Feminismus und Feminismen verstanden wird, sind Konzepte, die oft für sich beanspruchen, die einzig „Richtigen“ und „Gültigen“ zu sein. So werden queer 1)_feministische Initiativen, Aktionen und Gruppen aus „Ost-“ und „Südosteuropa“ häufig nur dann wahrgenommen und anerkannt, wenn sie bestimmten westlichen Vorstellungen davon entsprechen, wie (Queer_)Feminismus ‚auszusehen hat‘. Im Zuge der westeuropäischen Rezeption von queeren, queer-feministischen und feministischen Zugängen aus „dem Osten“ lässt sich dann eine Aneignung oder Konsumption dieser Ideen und Handlungen beobachten. Bei dieser Gelegenheit werden „die Anderen“ für die Bestätigung des eigenen, westeuropäischen Gedankenguts benutzt, häufig missinterpretiert oder in ihrer „Andersheit“ festgeschrieben.

Ein Beispiel stellt dafür die breite westliche Rezeption des feministischen russischen Punkkollektivs Pussy Riot dar. Abseits des kurzlebigen Interesses der Presse und politischer Institutionen, wie etwa der EU oder Menschenrechtsorganisationen, bildeten sich zahlreiche queer_feministische Solidaritätsbewegungen in der „westlichen Welt“. Dabei fiel auf, dass nur ein bestimmter Ausschnitt des Pussy Riot Kollektivs und dessen Protestes rezipiert wurde (Pussy Riot sind sehr viel mehr Personen als die drei verhafteten Aktivist*innen und ihre Aktionen umfassten weitaus mehr als das „Punkgebet“), dass die Gegensätze vom „primitiven repressiven Osten“ und dem „progressiven feministischen Westen“ in der Debatte immer wieder konstruiert und festgeschrieben wurden und dass Pussy Riot schlussendlich auch zum popkulturellen Konsumgut der queer_feministischen westlichen „Szene“ geworden sind (zu beobachten z.B. bei Peaches „free pussy riot“).

Die Idee, ein queer_feministisches festival zu veranstalten, das als Ausgangspunkt die Kritik an der Hegemonie westlicher queer_feministischer Konzepte hat und den Fokus auf Eigenrepräsentation, Selbstermächtigung und Vernetzung legt, ist von uns, einigen Migrant*innen aus diesem imaginären Ort, (Süd)Osteuropa, entstanden. Wir wollen ein festival ohne „Osteuropa“-Expert*innenwissen, ohne das Sprechen über oder für „die Anderen“, ohne Fremdrepräsentationen. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, Aktivist_innen Künstler_innen, Musiker_innen, politische Bildner_innen und Interessierte aus unterschiedlichen feministischen und LGBTIAQQ-Kontexten und Ländern zusammenzubringen, um einen Raum zu eröffnen für die Auseinandersetzung um Repräsentationen, Differenzen und die darin eingebetteten (Macht)Verhältnisse.

Queer_feministischer Aktivismus in „Süd-Osteuropa“? Wo gibt es das, wie sieht er aus und wer sind die Akteur_innen? Welche Gruppen und Formen des Aktivismus und Protestes existieren in Ländern wie Russland, Polen, Serbien, Kroatien, Slowenien, Mazedonien, Belarus, Ukraine etc.? Was sind die Ausgangs- und Rahmenbedingungen für konkretes politisches Handeln und welche Repressionsmechanismen wirken vor Ort? Welche Formen der Solidarisierung sind im Hinblick auf Repression und Staatsgewalt sinnvoll und notwendig? Wie können wir Heterosexismus, Transphobie, Homophobie und anderen Unterdrückungsformen gemeinsam entgegentreten? Welche Diskussionen müssen transregional innerhalb der queer_feministischen communities hinsichtlich bestehender Differenzen und Machtverhältnisse geführt werden, damit dies möglich wird? Diesen und vielen anderen Fragen wollen wir uns im Rahmen des festivals widmen. Angestrebt sind Austausch, die „interne“ sowie transregionale queer_feministische Vernetzung und der Aufbau eines nachhaltigen Netzwerkes.

Das nichtkommerzielle, selbstorganisierte D.I.Y.-Festival ist als ein mehrtägiges event für den Zeitraum 6-9 Juni 2013 geplant, das Workshops, Vorträge, Diskussionspanels, Werkstätten, eine Ausstellung und ein Musikfest umfassen soll. Hier soll ein Freiraum entstehen für Begegnung, Austausch und Diskussion des jeweiligen (Selbst)Verständnisses von queer_feministischem Aktivismus aus unterschiedlichen Kontexten.

Damit das alles möglich wird, brauchen wir deine Hilfe! Das Organisationskollektiv sucht weiterhin Menschen für die konkrete Planung und Organisation des festivals. Bring dich und deine Ideen ein, jede Hilfe ist willkommen! Informiere dich über unser nächstes Organisationstreffen und komm einfach vorbei!

Auch die Organisation des Festivals ist eine Möglichkeit der Selbstermächtigung und Vernetzung, vor allem für Personen, die nicht aus dem deutschsprachigen Raum kommen, entsprechende Erfahrungen mit Fremdzuschreibungen vom „Anderssein“ haben und für die bestimmte Privilegien nicht selbstverständlich sind. Menschen, die aus dem deutschsprachigen Raum kommen, sind im Organisationskollektiv willkommen, sofern sie bereit sind, sich mit ihren Privilegien auseinanderzusetzen, sofern sie das event unterstützen wollen, ohne vorab ihre Strategien und Ansichten vorzuschreiben und sofern sie fähig und gewillt sind, zuzuhören.

Für alle weiteren Nachfragen: queerfem.activism@gmail.com
Frauen*referat der ÖH Uni Wien, frauenreferat@oeh.univie.ac.at
Referat für HomoBiTrans*-Angelegenheiten, homobitrans@oeh.univie.ac.at

1) Als Organisationskollektiv ist es uns bewusst, dass „queer“ mittlerweile ein sehr theorielastiger und akademischer Begriff ist, der auch immer mehr zum Synonym von Konsum und einem bestimmten „schicken lifestyle“ wird. Dennoch oder gerade deswegen haben wir uns dafür entschieden, diesen Begriff zu verwenden, um uns „queer“ als Kampfbegriff wieder zurückzuholen und ihn im Raum Wien sichtbar und stark zu machen. Es ist uns auch bewusst, dass „queer“ ein sehr westliches und hegemoniales Konzept ist bzw. so gesehen wird, und dass sich im Kontext des festivals nicht alle Menschen durch ihn angesprochen fühlen werden. Das ist auch nicht beabsichtigt und die beschriebene Problematik wird im Rahmen des Festivals auch immer wieder thematisiert werden.

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Beyond Western queer_feminism – June 6-9, Vienna

Planners wanted for a trans-regional queer_feminist festival

What is understood as queer 1)_feminism or feminisms in German-speaking contexts are often concepts that claim to be the only “right” or “valid” ones. Queer_feminist initiatives, actions and groups from “Eastern” or “Southeastern” Europe are often only recognized when they match certain Western ideas of what queer_feminism should look like. In the Western European reception of queer_feminist actions from “the East”, some kind of consumption and appropriation is taking place. Here, “the Others” serve to validate own Western conceptions, are often misinterpreted in their actions, while being defined via their “Otherness”.

An example for this process is the wide Western reception of the Russian feminist punk collective Pussy Riot. Not only was there a massive, but short-term interest shown by the media and political institutions, such as the EU or human rights organizations, but also a lot of queer_feminist solidarity movements were formed in the “Western world”. It was striking that only a fracture of the Pussy Riot collective and their protests was absorbed by the media and Western activists (Pussy Riot are more people than the three arrested activists and their political actions were more than the “punkprayer”), that images of the “backward, repressive East” and the “progressive, feminist West” were reconstructed and defined in the debate, and that Pussy Riot ultimately became a pop-cultural consumer good to the Western queer_feminist scene. (see Peaches’ “Free Pussy Riot”)

Therefore we, a few migrants from this imaginary place called (South)Eastern Europe, came up with the idea to organize a queer_feminist festival, which starts off by criticizing the hegemony of Western queer_feminist concepts and focusing on self-representation, empowerment and networking. We want a festival without “experts” on “Eastern” Europe, without speaking about or for “Others”, without external representation. Our goal is to bring together activists, artists, initiators of political actions and interested people from various feminist and LGBTIAQQ-contexts and to create a safe space for debating and examining representations, differences and imbedded power-relations.

Queer_feminist activism in “Eastern” Europe – Where does it take place, what does it look like, who are the activists? What groups and what forms of activism exist in Russia, Poland, Serbia, Croatia, Slovenia, Macedonia, Belarus, Ukraine, Hungary, etc.? What are the basic conditions and determining factors for political actions? Which mechanisms of repression exist? What forms of solidarity are necessary and useful when it comes to suppression by local authorities? How can we fight heterosexism, trans*phobia, homophobia and other forms of oppression together? What discussions concerning differences and power-relations need to take place trans-regionally within queer_feminist communities, to make actions successful? In the course of the festival we would like to discuss those and many other questions. Our goals are exchange and communication, “internal” as well as trans-regional linking-up of activists, and to build a long-lasting, sustainable, queer_feminist network.

This noncommercial, self-organized D.I.Y festival is planned in Vienna for June 6-9, 2013. We would like to include workshops, lectures, panel discussions, an exhibition, concert and party. It should become a safe space for meeting, exchange and discussion of the particular understandings of queer_feminist activism in different contexts.

To make this happen, we need your help! The organization collective is still looking for people who want to help planning and organizing the event. Bring in your ideas! Every form of help is welcome! Just join us at our next meeting!

The organization of the festival can also be a form of self-empowerment and networking, especially for people who are not from the German-speaking area and have made experiences with being “the Other”. People from the German-speaking area are welcome too, as long as they are willing to reflect on their privileges and positions, want to support the event without holding on only to their own strategies and ideas, and are able and open enough to listen.

For all further questions etc.: queerfem.activism@gmail.com
Frauen*referat der ÖH Uni Wien, frauenreferat@oeh.univie.ac.at
Referat für HomoBiTrans-Angelegenheiten, homobitrans@oeh.univie.ac.at

1) We are aware that by now, „queer“ is a highly theoretical and academic term, which at the same time becomes more and more linked to consumerism and a certain “chic lifestyle”. Nevertheless we decided to use it for our cause, to re-implement it to signify a form of fight, and to make it visible and strong again. We are also aware, that “queer” can be seen as a Western hegemonic concept and that in the course of the festival it will not appeal to everyone. One of the purposes of the festival will be to discuss exactly these problems.

Source: femail@liab.at

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  1. Redaktion

    Nächstes Treffen

    Zeit: 6. März 2013, 18.00 Uhr
    Ort: Referat Genderforschung, Campus Spitalgasse 2-4, Hof 1.11

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