CfP: Jugend im 20. Jahrhundert in der Tschechoslowakei (Event: Bad Wiessee 11/2013); DL: 05.05.2013

Jahrestagung des Collegium Carolinum 2013; Prof. Dr. Karl Braun, Philipps-Universität Marburg/Lahn; Doc. Dr. Tomás Kasper, Technická univerzita v Liberci; Dr. Christiane Brenner, Collegium Carolinum München

Zeit: 07.-10.11.2013
Ort: Bad Wiessee (nahe München)
Deadline: 05.05.2013

Die Kultur des 20. Jhds. ist in nachhaltiger und mannigfacher Weise von Jugendbewegungen und -kulturen beeinflusst und bestimmt worden. Zum 100. Jahrestag des Treffens der deutschen Jugendbewegung auf dem Hohen Meißner, das weit über die Grenzen hinaus Strahlkraft entfaltete, wird die Jahrestagung des Collegium Carolinum 2013 dem Thema „Jugend“ gelten. In den Blick genommen werden soll dabei die Geschichte von Jugendverbänden, -bewegungen und -kulturen sowie von Bildungs- und Erziehungskonzepten auf dem Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei zwischen 1898 und 1989.

Es gilt, die Rolle der organisierten Jugendverbände – parteilich angebunden oder frei organisiert – im tschechisch-deutschen Nationalitätenkampf, in der Ersten Tschechoslowakischen Republik und während des Protektorats in ihrer jeweiligen Spezifik als Alterskohorte und als Trägerschaft sich radikalisierenden Selbstverständnisses in Aufbruch und Rückbindung sowie in ihren Aktions- und Protestformen zu beschreiben. Gedacht werden könnte u. a. an die tschechischen, slowakischen und sudetendeutschen Verbände innerhalb der Jugendbewegung, die Turnjugend des Sokol und des Deutschen Turnverbandes in der CSR, die jüdische Jugendbewegung „Blau-Weiß“, kirchliche Jugendverbände oder die Jazz-Jugend. Thematisiert werden soll auch die Lebenswirklichkeit der Jugend unter der deutschen Okkupation von den Studentenproteste gegen die Schließung der tschechischen Universitäten und höheren Bildungseinrichtungen 1939 und der Bildungssituation der tschechischen Jugend im „Protektorat“, über die Instrumentalisierung der Jugend für politische und propagandistische Ziele im „Kuratorium für Jugenderziehung in Böhmen und Mähren“ bis hin zu Aktivitäten einzelner Jugendlicher und Jugendleiter im Rahmen der „Jugendfürsorge“ im Ghetto Theresienstadt.

Die Jugend in der CSR/CSSR nach 1948 stand in der Spannung der kommunistischen Einheitsjugend und deren Organisationszwang und der – wie immer weltanschaulich geprägt – oppositionellen Bestrebungen. Vor allem gilt es einen Blick auf die oppositionelle studentische Bewegung der sechziger Jahre mit allen ihren inneren Widersprüchen, auf die Ziele und die Rolle der Jugend- und Studentenprotestarbeit im Rahmen des „Prager Frühlings“, auf die Eigenständigkeit der protestierenden tschechoslowakischen Jugendopposition und auf ihre Bezüge zum Tschechoslowakischen sozialistischen Jugendverband und nicht zuletzt auf die Bedeutung der „Bewegung der revolutionären Jugend“ nach 1968 zu werfen.

In den Jahren der „Normalisierung“ bewegte sich die Jugend in der CSSR auf dem breiten Feld zwischen der Opposition in der „Underground-Bewegung“, über die graue Zone staatlicher Popkultur bis hin zur kommunistischen „Genossenkultur“ im Tschechoslowakischen Verband der sozialistischen Jugend. Bei der Tagung wird das Interesse auf dem Verhältnis von offizieller „Regimekultur“, Massenkultur und alternativen bzw. oppositionellen Kulturen liegen (Lebensstil, Musik, Kleidung, Sexualverhalten).

Während des gesamten 20. Jahrhunderts versuchten Erziehungs- und Bildungskonzepte, die Jugend zu beeinflussen. Solche Konzepte wollen die Jugend „gestalten“, können diese aber – trotz gewisser Erfolge – nicht abbilden: Gelebte Jugendkultur geht nicht auf in pädagogischen Vorgaben, sucht Autonomie. Als unterlegte Folie für die Ausgestaltung der verschiedenen Sektoren der Jugendkulturausprägung sollen die Auswirkungen von pädagogischen Konzepten in den Blick genommen und an den Praktiken der Jugendbewegten selbst überprüft werden.

Die Tagung wird interdisziplinär angelegt sein – willkommen sind Beiträge aus dem Bereich Geschichte, Europäische Ethnologie/Volkskunde, Pädagogik und anderen Disziplinen.

Um Themenvorschläge bitten wir bis zum 5. Mai 2013 an:

Prof. Dr. Karl Braun
Philipps-Universität Marburg/Lahn
Europäische Ethnologie / Kulturwissenschaft
Biegenstraße 9, 35032 Marburg, Deutschland
braunk@staff.uni-marburg.de
Homepage: http: //www.uni-marburg.de/fb03/euroethno/institut/ma/braun

Quelle: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=21399

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