Vortrag: Bernd Weisbrod: Kriegsjugend und Generationserfahrung. Eine deutsche Obsession im 20. Jahrhundert, 26.05.2014, Wien

Forschungsschwerpunkt „Diktaturen, Gewalt, Genozide“, Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät und  Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien
Zeit: 26. Mai 2014, 10-12 Uhr
Ort: Aula am Campus,Universität Wien, AAKH Campus
Die beiden Kriegsjugendgenerationen gelten – neben der 68er Generation – als die eigentlichen politischen Generationen in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Der ersten wird der Aufstieg des Nationalsozialismus, der zweiten der Durchbruch der Demokratie zugeschrieben. Die Nähe der Kriegserfahrung scheint als Prägung insbesondere für die männliche Jugend eine Überdetermination als Erfahrungs- und Willensgemeinschaft produziert zu haben. Die jüngere Generationsforschung kann dagegen zeigen, dass die Generationsrede zwar auch als Erfahrungsverarbeitung für biographische Brüche, aber vor allem als Mobilisierungserwartung und Sehnsuchtsort diente, in dem die „Zeitheimat“ der verlorenen Kriege als „letztes“ Gemeinschaftsversprechen imaginiert und inszeniert wurde.
Prof. Dr. em. Bernd Weisbrod ist Professor emeritus für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Göttingen. Sein Spezialgebiet ist die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts, insbesondere im Bereich der politischen Kultur und der Zeitgeschichte, darüber hinaus auch die englische Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts. Zuletzt forschte er zur Generationengeschichte, zur Geschichte der Armut und zur Geschichte der politischen Gewalt. Gastprofessuren führten ihn unter anderen an das Magdalen College Oxford, die New School in New York City und die University of Jerusalem. Im Sommer 2012 war er Visiting Professor der Gerda Henkel Stiftung in Stanford (USA). Bis zu seiner Emeritierung 2011 fungierte Bernd Weisbrod als Leiter des Zeitgeschichtlichen Arbeitskreises Niedersachsen und als Sprecher des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Graduiertenkollegs „Generationengeschichte. Generationelle Dynamik und historischer Wandel im 19. und 20. Jahrhundert“. Zu seinen Veröffentlichungen zählen unter anderem: Historische Beiträge zur Generationsforschung, Göttingen 2009; (Hrsg. mit Hartmut Berghoff, Uffa Jensen, Christina Lubinski) History by Generations. Generational Dynamics in Modern History, Göttingen 2013; (Hrsg. mit Alf Lüdtke) No Man’s Land of Violence. Extreme Wars in the Twentieth Century, Göttingen 2006; German Generations. The Anxiety of Belonging in Modern GermanHistory, in: Kirsten Gerland, Benjamin Möckel, Daniel Ristau (Hrsg.), Generation und Erwartung. Konstruktionen zwischen Vergangenheit und Zukunft, Göttingen 2013, S. 269-285.

Schreibe einen Kommentar