Vortrag: André Weibel: Johannes von Müller: »Einen Spiegel hast gefunden, der in allem Dich reflectirt« Briefe an Graf Louis Batthyány 1802–1803, 10.06.2014, Wien

Zentrum QWIEN in Zusammenarbeit mit dem Veranstaltungsmanagement und dem Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien, der Heinrich Hössli-Stiftung (Zürich) und dem Wallstein Verlags (Göttingen) (Web)
Zeit: Di., 10. Juni 2014, 19:00 Uhr
Ort: Aula am Campus der Universität Wien, Spitalgasse 2, 1090 Wien
Einladung mit Programm als PDF
Die sogenannte „Hartenberg Affäre“ ist wohl die schillerndste homosexuelle Skandalgeschichte der Goethezeit. Der zu dieser Zeit in Wien lebende Schweizer Gelehrte Johannes von Müller wurde Opfer einer Intrige seines Zöglings und Geliebten Fritz von Hartenberg. Hartenberg erfand einen Grafen Batthyány, fingierte in dessen Namen Liebesbriefe an von Müller, die dieser – naiv und von den Liebesschwüren überrumpelt – überschwänglich beantwortete. Als der Betrug aufflog – es ging auch um große Geldbeträge, die von Müller seinem erfundenen Grafen „vorgestreckt“ hatte –, war beider Aufenthalt in Wien unmöglich geworden. Obwohl der Skandal von offiziellen Stellen unterbunden wurde, zog die Affäre weite Kreise in der intellektuellen Welt Mitteleuropas und führte zu einer kontroversen Auseinandersetzung über Homosexualität und die Person von Johannes von Müllers.
Neben einem interessanten Einblick in die Wiener Gesellschaft des frühen 19. Jahrhunderts bietet die Herausgabe der Briefe von Müllers vor allem eines der frühesten Zeugnisse einer homosexuellen Identität in der deutschsprachigen Literatur- und Geistesgeschichte. Erstmals wurden alle erhaltenen Briefe und Dokumente zu dieser Affäre vollständig editiert und ausführlich kommentiert. Der Herausgeber und ausgewiesene Müller-Kenner André Weibel wird diese für die „schwule“ Stadtgeschichte Wiens und die homosexuelle Identitätsgeschichte Europas so bedeutende Edition vorstellen.
aus: wiso-informationen@lists.univie.ac.at

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