Workshop: Memoria und Geschlecht. Zuständigkeiten und Performanzen, Objekte und Orte, 27.02.2015, Wien

8. Workshop des Forschungsschwerpunktes Frauen- und Geschlechtergeschichte; Institut für Geschichte: Meta Niederkorn in Kooperation mit dem Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien: Klara Löffler
Zeit: Fr., 27. Februar 2015
Ort: Institut für Geschichte, Universitätsring 1, 1010 Wien
Anmeldung bis 15. Februar 2015
Einladung und Programm als PDF
Es geht um das Dazwischen. »Erinnerungskultur« ist jene Kategorie, mit der die gesellschaftliche und politische Dimension des Erinnerns und Vergessens verhandelt wird. »Biographie« wiederum ist jenes Konzept, das als Teil der individuellen Identitätskonstruktion und deren unterschiedlichen Formen und Funktionen diskutiert wird.
Andere soziale Dimensionen der Gestaltung und Organisation, der Vermittlung und Übertragung von Erinnerung und Andenken aber und die performative Seite dieser Prozesse werden darüber vernachlässigt. Hier setzt der Workshop an: Uns beschäftigt, wer in den alltäglichen, eher privaten Rahmungen etwa einer Familie Sorge für die Memoria trägt. Welche Formen der Memoria an der Schnittstelle zwischen individuellen Vorstellungen, gruppenspezifischen Konventionen, religiösen Traditionen, politischen und staatlichen Regularien werden von wem innerhalb und für eine Gruppe gepflegt, in Ritualen vor Anderen inszeniert? Welche Konkurrenzen oder auch Konflikte zeichnen sich hier ab? Unter welchen Umständen kann es zur gänzlichen Auslöschung der Memoria kommen? Gibt es, das ist unsere zentrale Frage, ein Geschlecht der Erinnerung?
Mit dem Workshop wollen wir uns in epochen- und disziplinenübergreifender Perspektive diesen Fragen nähern. Dazu schlagen wir eine Fokussierung der Diskussion auf konkrete Objekte und deren Orte jenseits der relativ dicht erforschten Praktiken der Memoria von Eliten vor. Ausgehend von der materiellen Kultur des Erinnerns und deren Räume interessieren die unterschiedlichen Medien und Dinge und die Personen, die sie gebrauchen und wertschätzen: also Votivgaben so gut wie Testamente, Briefe, Andenken, Photographien, Photoalben, Korrespondenz- und Postkarten etc. Von wem wurden diese Dinge aufbewahrt, gesammelt, weitergegeben? Welche Zuständigkeiten entwickelten sich vor dem Hintergrund welcher Geschlechterkonstruktionen?
Kurze Impulsreferate und offene Diskussionsrunden sollen einen möglichst intensiven Austausch ermöglichen. Die oben formulierten Fragen sind als Einstieg in das Themenfeld gedacht, aber auch als Aufforderung, die Aufmerksamkeit auf den Stellenwert von Memoria in der Lebenswirklichkeit von Nichteliten und damit auf wenig prominente und bislang unbeachtete Memorialdokumente zu lenken.
Wir laden Sie sehr herzlich zum Gespräch über Memoria und Geschlecht ein und freuen uns auf Anmeldung zur Teilnahme, bitte, bis 15. Februar 2015. Die Rückmeldung erbitten wir an Meta Niederkorn meta.niederkorn@univie.ac.at