Konferenz: Geltungsansprüche schriftlich fixierter Normen und ‚ungeschriebener Gesetze’ im Mittelalter, 26.-28.09.2007, Münster

Prof. Dr. Gerd Althoff, Universität Münster
Datum: 26.-28.09.2007
Ort: Universität Münster, Katholisch-Theologische Fakultät, Johannisstr. 8-10
Die Frage nach den normativen Grundlagen menschlichen Handelns gehört gewiss zu den fundamentalen Problemen, die eigentlich interdisziplinärer Aufmerksamkeit sicher sein sollten. Der geplante Workshop zielt auf einen konkreten Ausschnitt aus diesem weiten Forschungsfeld: Auf den Geltungsanspruch schriftlich fixierter Normen im Mittelalter und ihr Verhältnis zu den ungeschriebenen Gesetzen, den Gewohnheiten, die auf vielen Gebieten gleichfalls zur Ordnungsstiftung beitrugen. Es soll diskutiert werden, wieviel Geltungsanspruch hinter den unterschiedlichen Normen steht und auch, in welchen Formen dieser Anspruch als verbindlich akzeptiert wird. Mit der zweiten Frage verknüpfen wir unser Interesse an Ritualen mit der Leitproblematik des Geltungsanspruchs von Normen.
Außerdem soll hinterfragt werden, ob der Geltungsanspruch von Normen im Mittelalter nicht auf anderen Voraussetzungen ruht, als wir sie gewohnt sind. Weder kann man Vorstellungen wie die moderne Gleichheit aller vor den Gesetzen im Mittelalter als existent voraussetzen noch existierte allem Anschein nach ein Bewusstsein, dass Normen immer und in jedem Fall durchzusetzen seien. Welche Vorstellungen aber prägten den Umgang mit den Normen und deren ‚Sitz im Leben’?
Wir richten diese Fragen an HistorikerInnen, LiteraturwissenschaftlerInnen und RechtshistorikerInnen und denken, dass sie für alle Epochen des Mittelalters relevant sind.

Programm:

Mittwoch, 26.09.
20.00 WERNER RÖCKE (Berlin), Das Spiel mit der Transgression. Normübertretung und Sanktionswille im geistlichen Spiel des Mittelalters (Maria Magdalena und Martha)
Donnerstag, 27.09.
9.15-9.30 Einführung von Gerd Althoff
Diskussionsleitung: DIETMAR WILLOWEIT (Würzburg)
9.30-10.30 GERHARD DILCHER (Frankfurt a. M.), Gewohnheit, Ritual, Norm im
Verhältnis zu Zeitlichkeit und Wiederholung
Pause
10.45-12.30 ROB MEENS / ADRIAAN GAASTRA (Utrecht), Kirchliche Buße und
Konfliktbewältigung
Pause
Diskussionsleitung: KARL KROESCHELL (Freiburg)
14.30-15.30 STEFFEN PATZOLD (Kassel), Normen im Buch: Überlegungen zu
Rechtshandschriften und zu ihrem Geltungsanspruch in der Karolingerzeit
16.00-17.00 DIRK HEIRBAUT (Gent), Rituale und Rechtsgewohnheiten im Flämischen
Lehnsrecht des hohen Mittelalters
Pause
17.00-18.00 CHRISTIANE WITTHÖFT (Münster), König Artus auf dem Schandkarren
oder die Veränderbarkeit von Rechtsgewohnheiten im ‚Prosalancelot’
18.00-19.00 ALOIS HAHN (Trier), Differenzielle Sanktionsinteressen
Freitag, 28.09.
Diskussionsleitung: UDO FRIEDRICH (Göttingen)
9.15-10.15 FRANK REXROTH (Göttingen), Rituelles Verschriften. Beobachtungen an der Gutachtertätigkeit spätmittelalterlicher Gelehrter
Pause
10.45-11.45 GERD ALTHOFF (Münster), Von Normen, die andere Normen außer Kraft setzen
11.45-12.45 WOLFGANG HAUBRICHS (Saarbrücken), Die Narration der Normen oder die Beschreibung des Ungeschriebenen. Das Beispiel ‚Erec’
Pause
Diskussionsleitung: HAGEN KELLER (Münster)
14.30-15.30 STEPHAN FUCHS-JOLIE (Mainz), Von der Gnade erzählen. Parzival, Gottes hulde und die Gesetze des Grals
15.30-16.30 HEINZ KRIEG (Freiburg), Im Spannungsfeld zwischen christlichen und adligen Normvorstellungen. Zur Beurteilung Friedrich Barbarossas in stauferzeitlicher Historiographie
16.30-17.00 Abschlussdiskussion
URL des Beitrages: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=7831

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