CfP: „Zedaka“ – Jüdische Wohlfahrt und Armenfürsorge bis 1938 (Event, 07/2020, Wien); bis: 31.12.2019

30. Internationale Sommerakademie des Institut für jüdische Geschichte Österreichs (Web)

Ort: 8.-10.07.2020
Zeit: Volkskundemuseum Wien
Verlängerte Einreichfrist: 30.12.2019

Wohl­tätigkeit ist außer Gebet und religiösem Studium die dritte Ersatzhand­lung für das Tempelopfer und trägt somit zum messianischen Erlösungswerk bei. Der Begriff der Zedaka – wörtlich: Gerechtigkeit – umfasst somit sowohl ein religiöses und sozialpolitisches Ideal als auch gesellschaftliche Praxis und individuelles Handeln. Auf Basis der Abgabe des Zehnten (Lev. 27,30-33) sind alle Juden und Jüdinnen zur Wohltätigkeit verpflichtet, theoretisch auch die Armen, sofern sie damit nicht ihre eigene Existenz gefährden.

Dieses grundsätzliche Rechtskonzept entwickelte im Lauf der Jahrhunderte eine enorme Differenzierung, die auch jüdischen Frauen die Möglichkeit zur Partizipation und damit zur Sichtbarkeit im Gemeindeleben bot. Die Bandbreite reichte von „Liebeswerken“ an Bedürftigen, Armen und Sterbenden bis zur Förderung von religiöser und weltlicher Infrastruktur, Bildung und Kunst. Die jeweilige Gestaltung, also Bedingungen, Empfängerkreis, Organisation und Gegenleistung der Empfänger/innen der Spenden, Stiftungen und Verfügungen hing selbstverständlich vom jeweiligen Kontext und von den lokalen und politischen Gegebenheiten ab.

Bereits die Tora und vor allem die Prophetenbücher betonen die politisch-soziale Komponente von Zedaka, nämlich die Wahrung des gesellschaftlichen Ausgleichs und damit des sozialen Friedens. Dem Ideal der Gerechtigkeit, die im Begriff „Zedaka“ zum Ausdruck kommt, entgegengesetzt ist allerdings nicht jede/r Bedürftige würdig, in den Genuss von Wohltätigkeit zu kommen. Bereits der Talmud hierarchisiert die Armenfürsorge – Fremde befinden sich am unteren Ende der Empfängergruppen – und auch in sozialer Hinsicht inkludiert und exkludiert Zedaka. Ihre Zuteilung hängt von einem moralischen Lebenswandel ab, schließt also etwa Prostituierte aus – ein Konzept, das auch in der christlichen Caritas seine Anwendung findet. Weiterlesen … (Web)