Buchpräsentation, Diskussion und Konzert: Ina Markova: Tilly Spiegel. Eine politische Biografie / Über Kommunistinnen schreiben, 17.03.2020, Wien

VHS Ottakring
Ort: VHS Ottakring, Ludo-Hartmann-Pl. 7, 1160 Wien
Zeit: 17.03.2020, 19.00 Uhr
Programm

  • Kurze Buchvorstellung: Ina Markova
  • Diskussion „Über Kommunistinnen schreiben“: Linda Erker, Manfred Mugrauer und Ina Markova; Moderation: Katharina Kniefacz
  • Chor-Auftritt vom Hor 29. Novembar (Web)
  • Wein

Ina Markova: Tilly Spiegel. Eine politische Biografie. Wien: New Academic Press: 2019, ISBN: 978-3-7003-2143-9, 228 Seiten. Das Buch ist online im Open Access verfügbar (PDF).
Zum Inhalt: Ottilie „Tilly“ Spiegel wurde 1906 als Tochter jüdischer Eltern in der Bukowina geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg kam sie nach Wien. 1927 schloss sie sich der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) an und wurde zunächst Funktionärin in der Bezirks- und in der Wiener Stadtleitung.
Bereits unter der Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur verbrachte sie zwei Jahre im Gefängnis, später wurde sie auch in der Schweiz wegen der Organisation des Grenzübertritts von Interbrigadisten verhaftet. Im Mai 1938 wurde Tilly Spiegel nach Paris ausgewiesen. Hier organisierte sie zunächst kulturelle Veranstaltungen und engagierte sich in der Flüchtlingshilfe. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht schloss sie sich der Résistance an, wo sie in einer führenden Rolle im Travail allemand involviert war.
Nach der NS-Zeit kehrte Tilly Spiegel nach Wien zurück. Sie stellte ihr ganzes Leben in den Dienst der KPÖ und beteiligte sich als eine der allerersten ehrenamtlichen MitarbeiterInnen an der Aufbauarbeit des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW). Wie viele andere auch brach sie im Zuge der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ 1968 mit der Partei.
Die wissenschaftliche Biografieforschung hat in den letzten Jahren auch in Österreich an Bedeutung gewonnen. Weitaus seltener werden dabei aber diejenigen Personen in den Blick genommen, die zwar in der „zweiten Reihe“ standen, das politische Leben Österreichs im Rahmen ihrer Möglichkeiten jedoch ebenso mitgeprägt haben. Und noch seltener sind wissenschaftliche Biografien über politisch aktive Frauen – egal ob „erste“ oder „zweite Reihe“. Diese Leerstelle steht in keinem Verhältnis zum tatsächlichen politischen Engagement von österreichischen Aktivistinnen, Politikerinnen, Gewerkschafterinnen und Widerstandskämpferinnen der letzten 100 Jahre – dieses Buch ist ein kleiner Beitrag zum Stopfen dieser Lücke.
Ina Markova studierte Geschichte in Wien, Paris und New Orleans. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen Visual History, Geschichtspolitiken und österreichische Zeitgeschichte im Allgemeinen.