Workshop: Homophobie, Devianz und weibliche Homosexualität im Nationalsozialismus. Geschichte und Gedenken, 08.-10.10.2010, Fürstenberg/Havel

Gedenkstätte Ravensbrück (Web) / Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Fürstenberg an der Havel
Zeit: 08.-10.10.2010
Ort: Mahn-und Gedenkstätte Ravensbrück, Straße der Nationen, 16798 Fürstenberg/Havel
Anmeldung/Deadline: 04.10.2010
Die Entstehungsgeschichte des „Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen“ ist seit den 1990er Jahren begleitet von der kontrovers diskutierten Frage: In welchem Ausmaß sind neben den homosexuellen Männern auch lesbische Frauen verfolgt worden? Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung war weibliche Homosexualität im „Dritten Reich“ – mit Ausnahme von Österreich und dem „Protektorat Böhmen und Mähren“ – kein Straftatbestand.
Gleichwohl sind Frauen aufgrund von sexuell und sozial deviantem Verhalten verfolgt worden. Als „Volksschädlinge“, „Asoziale“ und „Prostituierte“ bzw. auf-grund von „Rassenschande“, „Verkehr mit Fremdvölkischen“ oder „Wehrkraftzersetzung“ wurden zahllose Frauen verurteilt und inhaftiert. Aus dem Konzentrationslager Ravensbrück sind Fälle bekannt, in denen die Einlieferung zweier politischer und eines „asozialen“ Häftlings mit dem zusätzlichen Vermerk „lesbisch“ versehen war. Während bislang nur wenige Quellen der nationalsozialistischen Verfolgungsapparate zum Thema weiblicher Homosexualität bekannt sind, liegt eine ganze Reihe von Erinnerungsberichten von Überlebenden vor, die Lesben im Lager thematisieren.
Der Workshop wird die Frage nach den Verfolgungsgründen sozial und sexuell unangepasster Frauen im „Dritten Reich“ ebenso diskutieren wie Homophobie in der Erinnerungsgeschichte Ravensbrücks. Ein dritter Schwerpunkt liegt in den verschiedenen Formen der identitätspolitischen Besetzung der Geschichte des Frauenkonzentrationslagers. Der Workshop widmet sich abschließend der Frage, welche Funktion und Bedeutung der Kategorie Geschlecht im Kontext öffentlichen Gedenkens zukommt.
Programm
Freitag, 8.10.2010
17.15 – 19.00 Uhr

  • Begrüßungen: Dr. Insa Eschebach, Gedenkstätte Ravensbrück; Renate Rampf, Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD); Dr. Gabriele Kämper, Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen; Dr. Birgit Bosold, Schwules Museum
  • Einführung: Homophobie, weibliche Homosexualität und das “Lesbische”: Anmerkungen zur Geschichte und Politik der Begriffe; Dr.in Gudrun Hauer, Wien
  • Kommentar: Dr. Kirsten Plötz, Hannover

Samstag, 9.10.2010
9.30 – 11.00 Uhr: Devianz und Homosexualität in der Weimarer Republik und im „Drittem Reich“; Moderation: Dr. Gabriele Kämper, Berlin

  • Der homosexuelle Staats- und Volksfeind – zur Radikalisierung eines Feindbildes im Nationalsozialismus; Dr. Susanne zur Nieden, Berlin
  • Verfolgung von lesbischen Frauen im Nationalsozialismus: Mythos und Realgeschichte; Dr. Claudia Schoppmann, Berlin

11.30 – 13 Uhr

  • Weibliche Homosexualität im Wien der NS-Zeit; Johann Kirchknopf, Wien
  • Trotzdem Unzucht! Lesbenverfolgung im Nationalsozialismus am Beispiel von Kuppelei; Dr. Jens Dobler, Berlin

14.00 – 15.30 Uhr: Devianz, Homosexualität und die Geschichte der Erinnerung an das Konzentrationslager Ravensbrück; Moderation: Dr. Matthias Heyl, Fürstenberg

  • Homophobe Konstruktionen in den Erinnerungsberichten Überlebender; Dr. Insa Eschebach, Fürstenberg
  • Lesbische Feministinnen und Aktivistinnen und das österreichische Ravensbrück-Gedächtnis. Ein Erfahrungsbericht; Maria Newald, Wien (angefragt)

15.45 – 18.30 Uhr: Homosexualität und die Praxis des Gedenkens; Moderation: N.N.

  • Gedenken und Verachtung: Zum gesellschaftlichen Umgang mit der nationalsozialistischen Homosexuellenverfolgung; Dr. Klaus Müller, Berlin / Washington
  • Das Berliner Homosexuellen-Denkmal: Kontext, Erwartungen und die Debatte um den Videofilm; Prof. Dr. Stefanie Endlich, Berlin
  • Das Berliner Homosexuellen-Denkmal: Ein Denkmal für Schwule und Lesben? Dr. Corinna Tomberger, Berlin / Hildesheim

Sonntag, 10.10.2010
9.30 – 11.30 Uhr: Initiativen und Projekte; Moderation: Dr. Birgit Bosold / Dr. Insa Eschebach

  • Initiative „Lesben in der Kirche“: Ravensbrück 1986
  • Projektgruppe aus Bielefeld: Blumen für die Zwangsprostituierten. Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V.

11.45 – 13.OO Uhr Abschlusspodium

  • Gegenwart und Zukunft des Gedenkens; Dr. Klaus Müller, Dr. Thomas Lutz; Renate Rampf, Prof. Dr. Stefanie Endlich

Kontakt
Janna Lölke
Mahn-und Gedenkstätte Ravensbrück, Straße der Nationen, 16798 Fürstenberg / Havel
49 33093-608-25
49 (0)33093 608-29
volontariat@ravensbrueck.de
Website
URL zur Zitation dieses Beitrages: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=14514

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