15. Workshop des Forschungsschwerpunktes Frauen- und Geschlechtergeschichte der Historisch-Kulturwiss. Fakultät der Univ. Wien; Organisation: Theresa Adamski, Johanna Gehmacher, Gabriella Hauch und Michaela Neuwirth
Zeit: – neuer Termin (seit 19.07.2021): Fr., 29.10.2021
Ort: virtueller Raum, via Wien
Einreichfrist: – neuer Termin (seit 19.07.2021): 20.08.2021; CfP als PDF
In den 1880er-Jahren agierte die „Radikale Arbeiter-Partei“ als antiparlamentarischer Flügel der österreichischen Sozialdemokratie. Das „radikal“ im Namen der Organisation hieß — in Abgrenzung zu reformorientierten Strömungen innerhalb der Arbeiter_innenbewegung – vor allem „revolutionär“.*1) Auch die militanten Suffragetten in Großbritannien und den USA zielten auf grundlegende gesellschaftliche Veränderungen. Ihre Forderungen polarisierten: Laut der österreichischen Arbeiterinnenzeitung 1913 etwa hätten die Proletarierinnen nichts von den Suffragetten zu erwarten, auch wenn letztere sich „noch so radikal gebärden“.*2) Dennoch erhielten sie durchaus auch aus marxistischen und anarchistischen Kreisen Anerkennung für ihre „direkte Aktion“.
„Radikalsein“ war und ist einerseits Selbstidentifikation und Ausdruck politischer Haltung. Andererseits dient der Radikalitätsbegriff als Projektionsfläche für Normierungsprozesse und Ausschlussmechanismen sowie politische, soziale und religiöse Kämpfe. Diesem ambivalenten Feld von Selbstzuschreibungen und Fremdzuschreibungen der Radikalität widmet sich der 15. Workshop des Forschungsschwerpunkts Frauen- und Geschlechtergeschichte. Über empirische Beispiele und Schärfung von Begrifflichkeiten nähern wir uns der Frage: „Was ist radikal?“ Die zeitliche, räumliche und soziale Verortung von Radikalitätskonzepten wird im Zentrum der Diskussion stehen.
Der Workshop richtet sich an Forscher_innen,die sich – unabhängig von Zeit und Ort – mit Geschlecht und Radikalität in Arbeiter_innen- und Frauen*bewegungen beschäftigen. Der Workshop soll den interdisziplinären Austausch anregen, deshalb sind Beiträge nicht nur aus den Geschichtswissenschaften, sondern explizit auch aus den Gender-, Queer- und Postcolonial-Studies, den Politik-, Kultur-, Literatur- und Sprachwissenschaften sowie der Soziologie und der Sozial-Anthropologie erwünscht.
Abstracts (1 Seite inkl. Kurz-CV) bis 15.07.2021 an: Theresa Adamski, Institut für Geschichte: theresa.adamski@univie.ac.at
*1) Anna Staudacher: Sozialrevolutionäre und Anarchisten. Die andere Arbeiterbewegung vor Hainfeld. Die Radikale Arbeiter-Partei Österreichs (1880-1884), Wien 1988, S. 3.
*2) Die Suffragetten, in: Arbeiterinnenzeitung Heft 10/1913, 4-5, S. 4.