Institut für Protest- und Bewegungsforschun; Carolin Genz, Damla Keskekci, Ilse Lenz, Michael Neuber, Christoph Sorg und Simon Teune (Web)
Zeit: 25.-26.11.2021
Ort: Berlin oder virtueller Raum
Einreichfrist: 25.06.2021
Der Begriff “soziale Frage” bezeichnete im ausgehenden 19. und frühen 20. Jhd. neue Ungleichheiten, die mit der Industrialisierung und der Urbanisierung immer deutlicher sichtbar wurden. Dabei ging es um drängende Missstände bei der Versorgung mit Wohnraum und medizinischer Infrastruktur, aber auch um den Schutz vor Gewalt und gefährliche Arbeitsbedingungen. Soziale Bewegungen, wie die Arbeiter- und Frauenbewegung, städtische Bewegungen oder die Jugendbewegung, entwickelten sich im Kampf um Verbesserungen in diesen Bereichen.
Inwiefern stellt sich die soziale Frage unter den heutigen Bedingungen? Wie thematisieren soziale Bewegungen Ungleichheit und Verelendung im postkolonialen, digital vernetzten und mit fossilen Brennstoffen angetriebenen Neoliberalismus? In Auseinandersetzung mit Themen wie dem ökologischen Kollaps, intersektionaler Entrechtung, zunehmender Prekarisierung, Anerkennung von Sorgearbeit und dem Recht auf Wohnen mobilisieren soziale Bewegungen nicht nur entlang einer Achse (reich und arm bzw. Kapital und Arbeit), sondern mit Blick auf die Verschränkung verschiedener Ungleichheitsverhältnisse.
Der gesellschaftliche Umgang mit dem Corona-Virus wirkt dabei wie ein Brennglas und zeigt globale Ungleichheitsverhältnisse noch deutlicher auf: Von Armut Betroffene, Frauen*, People of Color und die sogenannten ‘systemrelevanten Berufe’ sind ungleich mehr von Covid-19 bedroht und tragen zugleich die größere Last. In einer globalisierten Welt stellt sich die ‘soziale Frage’ über nationale Grenzen hinaus, wenn die Europäische Union Geflüchtete unter menschenunwürdigen Bedingungen leben lässt, anstatt sie sicher unterzubringen oder Patenten höhere Priorität einräumt als der schnellen Impfung der Weltbevölkerung.
Auf der Jahrestagung wollen die Veranstalter:innen die Verschiebung von Rahmenbedingungen für soziale Ungleichheit genauso diskutieren wie die Strategien und Visionen, die soziale Bewegungen im Umgang damit entwickeln. Sie wollen einen Raum schaffen, um zu reflektieren, inwiefern die „soziale Frage“ in aktuellen gesellschaftlichen Transformationsprozessen neu verhandelt wird, welche … weiterlesen … (Web).
Quelle: Female-l