Frauenarbeitsgemeinschaft der österreichischen Gesellschaft für Exilforschung (Web)
Zeit: 15.11.2021, 18.30 Uhr
Ort: virtueller Raum, via Wien
Moderation: Katharina Prager
„… she had something which you would call a salon, only it was without any pretension. Everybody liked to be there; everybody felt immediately at home. It was not very elegant, but very well – the house was with much taste.“ Mit diesen Worten erinnert Marta Feuchtwanger rund 30 Jahre später an die Salongeselligkeiten, die sie im Haus von Salka und Berthold Viertel in den 1940/50er Jahren in Santa Monica erlebt hat. Wie sie und ihr Mann Lion Feuchtwanger war ein Teil der ständigen Salongäste Künstler:innen und Intellektuelle, die vor politischer, ethnischer oder religiöser Verfolgung aus Europa geflüchtet waren.
Sie zogen in den 1930er Jahren nach Los Angeles, um, wie die Viertels, in der Filmindustrie finanzielles Auskommen und eine berufliche Perspektive zu finden. Genau hierfür erwies sich Salka Viertels Salon als zentrales Drehkreuz, denn die im Nachhinein häufig als „emigré community“ bezeichneten Geflüchteten – wie Maria und Aldous Huxley, Hanns und Louise Eisler, Helene Weigel, Ruth Berlau und Bert Brecht, Charlie Chaplin, Katja und Thomas Mann, Nelly und Heinrich Mann, Marta und Lion Feuchtwanger, Arnold und Gertrud Schönberg, Theodor W. und Gretel Adorno, Helene Thimig und Max Reinhard – trafen in diesem Mikrokosmos auf etablierte Größen der Filmindustrie, wie Ben Schulberg, Greta Garbo, Ernst Lubitsch oder Wilhelm Dieterle.
Und auch Salka Viertel selbst hatte sich zu dem Zeitpunkt bereits ein umfangreiches Netzwerk innerhalb der Filmindustrie Hollywoods erarbeitet. Sie war 1928 mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in die Stadt umgesiedelt und begann Anfang der 1930er Jahre, nachdem sie als deutschsprachige Schauspielerin in ihrem alten Beruf keinen Anschluss fand, erfolgreich als Drehbuchautorin zu arbeiten. Im Vortrag wird die zentrale Bedeutung von Salka Viertels Salon als Treffpunkt der emigré community sowohl zum professionell-ästhetischen und politischen Austausch, der Netzwerkbildung, als auch als eine Art heimatlicher Hafen diskutiert.
Die Zoom Zugangsdaten sind folgende: https://zoom.us/j/96198268647?pwd=aUFCQ3FwdHlOTEgvcmFLUW50QmRjZz09
Weitereführende Informationen zu dem Thema (Web)
Carol Bebermeier (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien – mdw). Studium Lehramt für Musik, Geschichte und Erziehungswissenschaften an der Hochschule für Musik und Tanz Köln und an der Universität zu Köln (Abschlussarbeit: „Francesco Petrarca – Humanismus, Kultur und Musik“); Dissertation bei Melanie Unseld über Celeste Coltellini (Böhlau 2014/15); wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Oldenburg und Köln (DFG-Forschungsprojekt „Musikalische Preisausschreiben 1766-1870“); Jänner 2019 Wechsel an das Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung der mdw (Lehrstuhl: Melanie Unseld), Arbeit am FWF-Projekt „Musical Crossroads. Musikkultureller Austausch Europa-USA 1800-1950“ (Habilitationsprojekt zur Musikkultur in nordamerikanischen Salons).