Vortrag: Claudia Opitz-Belakhal: Die frühneuzeitliche „Querelle des femmes“ – ein Experimentierfeld für (non-)binäre Geschlechterkonzepte der Moderne?, 21.11.2023, Wien

Forschungsplattform GAIN – Gender: Ambivalent In_Visibilities (Web)

Zeit: 21.11.2023, 18.00 Uhr
Ort: Dachgeschoss Juridicum, Schottenbastei 10-16, 1010 Wien

Die Forschungsplattform GAIN veranstaltet eine GAIN Gender & Agency Lecture mit Claudia Opitz-Belakhal. In diesem Rahmen findet auch die Verleihung der GAIN Gender & Agency Forschungspreise 2023 statt. (Web)

GAIN Gender & Agency Lecture (Web)

Die queer theory, die seit gut zwei Jahrzehnten die akademische Diskussion über Geschlechterkonzepte und Sexualpraktiken kritisch begleitet, hat uns u.a. die wichtige Erkenntnis beschert, dass das Denken in binären Geschlechterkategorien nicht nur repressiv sein kann für Menschen mit diverser Geschlechtsidentität – es ist vor allem auch hinderlich im Hinblick auf Diskurse und Praktiken fernerer Zeiten und Kulturen. Claudia Opitz-Belakhal wird daher in ihrem Vortrag den Versuch unternehmen, die methodologischen Vorschläge der queer theory jenseits des Feldes der Sexualitätsgeschichte im Sinn einer Wissens- und Normierungskritik zu erproben – und zwar im Hinblick auf diejenige Debatte über Geschlechterordnungen und -grenzen, die sich seit dem späten Mittelalter in fast ganz Europa entfaltete und die wir heute mit dem Begriff „querelle des femmes“ umschreiben. Sie möchte sie hier jedoch lieber mit dem historisch korrekteren Begriff „querelle des sexes“ bezeichnen, um eben auch ihr queer-historisches Potential deutlicher sichtbar zu machen.
Claudia Opitz-Belakhal wird zunächst einige einleitende Überlegungen zu queer-theoretischen Konzepten und Analyse-Vorschlägen anstellen, die ihr auch für die Geschlechtergeschichte (nicht nur) der Frühen Neuzeit wichtig erscheinen. Danach stellt sie kurz wesentliche Aspekte der frühneuzeitlichen „querelle des femmes“ bzw. „querelle des sexes“ vor. In einem dritten Schritt wird sie der Frage nachgehen, inwiefern insbesondere die egalitätsfeministischen Schriften innerhalb dieser „querelle“ dazu geeignet waren, heteronormative Ordnungsvorstellungen über Geschlechter und ggf. auch Geschlechtlichkeit zu durchkreuzen.

Moderation: Christa Hämmerle

Prof. Dr. phil. em. Claudia Opitz-Belakhal war bis Anfang 2023 Professorin für Neuere Geschichte am Departement Geschichte der Univ. Basel. Ihre Arbeitsbereiche sind die politische Theorie und Kultur der Frühen Neuzeit, insbesondere Frankreichs, sowie die Geschlechtergeschichte der Frühen Neuzeit. Sie ist Autorin zahlreicher Publikationen, u.a. einer Einführung in die Geschlechtergeschichte (2010 und öfter) sowie Mit-Herausgeberin von L’Homme. Europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft. Eine ihrer jüngsten Publikationen ist das Buch „Streit um die Frauen und andere Studien zur frühneuzeitlichen ‚Querelle des femmes'“ (2020).