Symposium: Musik und Genderdiskurs, 16.-18.02.2011, Freiburg

Zentrum für Anthropologie und Gender Studies der Universität Freiburg (ZAG) (Web); Musikhochschule Freiburg; Carl-Schurz-Haus (Deutsch-Amerikanisches-Institut)
Zeit: 16.-18.02.2012
Ort: Freiburg, Carl-Schurz-Haus, Eisenbahnstraße 58-62, 79098 Freiburg
Männer und die Konstruktion von Männlichkeit rücken derzeit stark ins Blickfeld. Sind die Fragen, die vor gut 50 Jahren unter dem Titel ,Frau und Musik? am Anfang einer genderorientierten Musikwissenschaft standen, inzwischen beantwortet? Keinesfalls.
Nach wie vor gilt es, den Anteil von Frauen an Musik und Musikgeschichte aufzuarbeiten und ihre Hinterlassenschaften zu sichern, heute allerdings mit einem erweiterten Forschungsansatz. So sind etwa unterschiedliche Handlungsspielräume von Frauen und Männern in den Blick gerückt. Konstruktionen von ,Weiblichkeit? und ,Männlichkeit? sind ebenso hinterfragt wie deren bipolare Verengung.
In der notierten europäischen Musik hat das Spiel mit Geschlechterrollen eine weit zurückreichende Tradition. Diverse Geschlechterregelungen und Musikverbote (religiöse, ständische, ethnische, biologisch legitimierte) haben dazu herausgefordert, sie zu hintergehen. Hohe Stimmen können außer als ,weiblich‘ auch mit ,engelhaft?, ,göttlich? oder hochherrschaftlich ,rein? konnotiert sein, unabhängig davon, wer sie ausführt. Keusch lebende ,heilige? Frauen und Männer wurden im monastischen Kontext lange geschlechtlich von profanen unterschieden, ebenso wie Kastraten, die bis ins 18. Jahrhundert hinein als gesondertes Geschlecht gelten. Die sichtbare und vorgetäuschte Camouflage spielt von Beginn an auch im Musiktheater eine zentrale Rolle. Mit der Kolonialisierung und der Globalisierung konnten auch ganz andere Konzepte des Musizierens entdeckt werden. In elektronischer Musik, in der Töne synthetisch erzeugt und die Ton produzierenden menschlichen Körper durch Maschinen ersetzt werden, oder in sogenannter ‚Netzmusik’ ist indessen der Geschlechterdiskurs nicht aufgehoben, wie anfänglich vermutet worden war. Vielmehr hat sich das Spielfeld durch die digitalen Medien und das Internet entschieden verbreitert, nicht zuletzt in Bezug auf die Selbstinszenierung von Stimme und Körper. Es bleiben grundsätzliche Fragen offen. Gibt es eine geschlechtsneutrale Musik? Welche Bedeutung haben erweiterte Geschlechterkonzepte in der gegenwärtigen Musiktheorie und Musikpraxis? Wird Musik geschlechterspezifisch vermittelt?
Programm
Donnerstag 16. Februar 20 h c.t.

  • Prof. Dr. Eva Rieger (Vaduz, Liechtenstein): Von der Frauenforschung zu den Genderstudien am Beispiel Richard Wagners; Moderation und Diskussion: Prof. Dr. Janina Klassen (Freiburg), Prof. Dr. Nina Degele (Freiburg)

Freitag, 17. Februar: Panel „Körper“

  • 15:15 – 15:30 Eröffnung
  • 15:30 – 16:15 PD Dr. Christa Brüstle (UDK Berlin): Körper in der modernen Musik. Objekte, Medien, Kreaturen
  • 16:15 – 17:00 Prof. Dr. Rolf Großmann (Lüneburg): „Zeigt uns die Instrumente!“ Körperlose Medien und ihre Musik
  • 17:30 – 18:15 Julia Gerlach (Karlsruhe): Körper – Musik – Gender. Effekte von Medialisierung und Theatralisierung auf zeitgenössische Musikpraxen
  • 18:15 – 19:00 Kirsten Reese (Berlin): live und medial, abstrakt und real, virtuell und physisch – Zur Präsenz von Körpern und Räumen in elektronischer Musik und akustischer Kunst
  • 19:00 – 20:00 Eröffnung der Ausstellung „Sophisticated Ladies – Women and Jazz“
  • 20:15 – 21:45 Podiumsdiskussion der Vortragenden, Moderation und Diskussion Prof. Dr. Janina Klassen (Freiburg)

Samstag, 18. Februar: Panel „Stimme“

  • 9:15 – 10:00 Dr. des. Anke Charton (Leipzig): Was dem Manne die Bruststimme, das ist dem Weibe das Falset – Die Erfindung des Stimmgeschlechts
  • 10:00 – 10:45 Prof. Dr. Corinna Herr (Saarbrücken): “D’abord il est naturel & vrai-semblable que tous les hommes ayent la voix mâle.” Singstimme und Männlichkeit in Frankreich zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert
  • 11:15 – 12:00 Sarah Lipfert (Freiburg): „Die Stimmen von morgen“ – Singen im Klassenzimmer versus Castingshows
  • 12:00 – 12:45 Dr. Fernand Hörner (Freiburg): “Ain’t no particular sign I’m more compatible with.” Genderinszenierung durch eigene und fremde Stimmen bei Prince
  • 13:00 – 14:30 Podiumsdiskussion der Vortragenden, Moderation und Diskussion Dr. Cornelia Bartsch (Basel)

Ausstellung

  • „Sophisticated Ladies – Women and Jazz“ von Arne Reimer (Leipzig), Kuratorin: Friederike Schulte (Freiburg): 17. Februar 2012 – 19. April 2012, Carl-Schurz-Haus

Schreibe einen Kommentar