Ehemalige Synagoge St. Pölten (Web)
Laufzeit bis: 10.11.2025
Ort: Ehemalige Synagoge St. Pölten
Menschen sind – freiwillig oder durch Zwang – unterwegs. Sie nehmen Dinge mit oder lassen sie zurück, sie bewegen sie von einem Ort zum anderen. Aber diese Dinge bewegen auch emotional, vor allem diejenigen, welche zurückgelassen werden mussten oder verloren gegangen sind. Mit ihnen verbinden Flüchtlinge und Vertriebene ihre Familie, Heimat und Kultur. So werden einfache Gebrauchsgegenstände Symbole für Verlust und materiell wertlose Dinge zu kostbaren Erinnerungsstücken.
Die Ausstellung zeigt diese äußeren und inneren Bewegungen anhand einiger Gegenstände, deren jüdische Besitzer/innen von den Nationalsozialisten vertrieben wurden. Diese Dinge sind somit Zeugen einer Gewaltgeschichte. Wenn sie selbst einem gewaltsamen Eingriff ausgesetzt waren, ergibt sich eine weitere Bewegung: Durch die Beschädigung wurden ihre materielle Beschaffenheit und ihr Aussehen verändert. Damit änderte sich aber auch ihre Verwendung: sie wurden entsorgt, zweckentfremdet oder, wie viele Ritualobjekte, zu einem Museumsstück.
Schließlich steht das Upcycling im Fokus, das in der jüdischen Tradition bereits seit der Antike einen großen Stellenwert hat. Allerdings darf die Wiederverwendung nur in „aufsteigender“ Bewegung erfolgen: ein weltlicher Gegenstand darf für einen heiligen Zweck gebraucht werden, wie etwa ein Brautkleid, das zu einem Toravorhang umgearbeitet wird. Die umgekehrte Richtung ist verboten. Heute hat das Upcycling eine globale Dimension: Ein aus einer Fahrradkette hergestellter Chanukka-Leuchter steht für Nachhaltigkeit und Verantwortung.
Kuratorin: Martha Keil | Design: Renate Stockreiter | Koordination: Heidrun Wenzel | Projektbetreuung: Ariadni Yfanti