Syndikat A. Anarcho-syndikalistischer Medienvertrieb; Maurice Schuhmann (Web)
Einreichfrist: 01.12.2025
Anarchist:innen waren (und sind) stets aktiv in Befreiungsbewegungen – auch innerhalb sexueller Befreiungsbewegungen. Die erste Homosexuellenzeitung Europas – Der Eigene (1896-1932) – war eine anarchistische Gründung, die anarchistische Sexualreformbewegung setzte sich für die Entkriminalisierung von Homosexualität ein und auch in der Homosexuellenbewegung der 1960er Jahre waren Anarchist:innen, wie der Franzose Daniel Guérin, sehr aktiv. Ein früher Vorläufer der emanzipatorischen Strömungen und Kämpfe war der französische Frühsozialist Charles Fourier, der mit seiner Utopie einer freien Liebeswelt in Gefolgschaft des Marquis de Sade die Befreiung der Sexualität propagierte und als ein Vorläufer des Anarchismus gelten kann.
Gleichzeitig gab (und gibt) es auch jede Menge Homo- und Transphobie in der Bewegung. Weibliche Homosexualität war zudem lange Zeit überhaupt kein Thema und wurde selbst in anarchafeministischen Strömungen ignoriert oder gar abgewertet. Generell ist das Thema Geschlecht – sowohl im Sinne eines biologischen (sex) oder gesellschaftlich-konstruierten Geschlechts (gender) – ein großes Thema in der Bewegung. Das zeigt sich z.B. in der bis heute gebräuchlichen Beschreibung von Louise Michel als „rote Jungfrau“ im anarchistischen Diskurs.
Anarchist:innen waren dabei stets aktiv in der Sexualaufklärung – und auch das wäre aus heutiger Sicht interessant zu beleuchten, was eine moderne Form und Inhalt anarchistischer Sexualaufklärung sein kann – über eine „rein“ (queer-)feministische Position hinaus.
Aus aktueller Perspektive wären auch anarchistische Sichtweisen auf andere Bereiche der Sexualität – z.B. auf unterschiedliche sexuelle Subkulturen (Swinger:innen, BDSM, Fetisch,…) – und auch auf Phänomene wie Pornographie und Sexwork / Prostitution von Interesse. Gerade in Bezug auf Sexwork / Prostitution würde sich auch die anarchosyndikalistische Selbstorganisation von Sexworker:innen (z.B. im Rahmen der IWW oder zeitweilig in einer Sektion der FAU) als Beitrag anbieten. Als Randaspekt könnte ebenfalls die Darstellung von Sexwork / Prostitution in anarchistischer Belletristik wie z.B. dem Werk von B. Traven näher untersucht werden. Weiterlesen … (Web)
Quelle: HSozKult
