Konferenz: (Un)sichtbarkeit. 7. Schweizerische Geschichtstage, 08.-11.07.2025, Luzern

Schweizerische Gesellschaft für Geschichte (SGG) (Web)

Zeit: 08.-11.07.2025
Ort: Universität Luzern

Im Fokus der Konferenz stehen vier thematische Schwerpunkte: «Sichtbarkeit und Macht», «Umgang mit Bildquellen», «Funktion und Nutzen von Bildern» und «Was macht die Geschichtsforschung (un)sichtbar?». (Un)sichtbarkeit ist nicht zuletzt eine Frage der Kontrolle über das eigene Bild, aber auch über das eigene Schicksal, zum Beispiel, wenn es darum ging, ungesehen über eine Grenze zu gelangen oder durch ein gemaltes Porträt mehr Prestige zu erwerben. Die visuelle Kommunikation gewinnt heute gegenüber der schriftlichen Kommunikation immer mehr an Bedeutung. Was bedeutet das für künftige Historiker:innen, die nicht mehr primär Schriftquellen, sondern zunehmend auch Bilder zur Einordnung vergangener Zeiten werden untersuchen müssen? Die Geschichtswissenschaft, die sich mit der Einordnung und Deutung vergangener Entwicklungen und Ereignissen beschäftigt, ist eine «Sichtbarkeits-Agentin»: Sie macht Menschen, Praktiken, Ideen sichtbar, die in Vergessenheit geraten sind und gibt ihnen eine Stimme. Indem sie das tut, werden gleichzeitig frühere Sinngebungen des Wandels menschlicher Gesellschaften überschrieben und damit wieder unsichtbar.

Programm (PDF) | (Web)

Beiträge mit einem u.a. frauen- und geschlechterhistorischen Fokus (Auswahl):

  • Sarah Probst: Das (un)sichtbare Private. Die Namensrechtsklage der Solothurner Juristin Lucie Hüsler von 1977
  • Lena Joos: “Finding our Own Voice”: Transnationale Kämpfe von Frauen aus dem ökonomischen Süden um Sichtbarkeit und politische Visionen, 1980–2000
  • Cenk Akdoganbulut: (Un-)Sichtbarkeit migrantischer Perspektiven in den Abstimmungskampagnen zur Rassismus-Strafnorm
  • Paola De Martin, Jovita dos Santos Pinto: Wir suchen, wenn wir kämpfen, auch den Namen der anderen
  • Brigitte Semanek: Bananen im Heu. Landwirtschaftliche Transformationsprozesse im Spiegel der Amateurfilmsammlung «Niederösterreich privat» (1950er bis 1980er Jahre)
  • Verena Halsmayer: “Counter-planning from the Shop Floor”. Alternative Ökonomien, situiertes Planungswissen und der Lucas-Plan
  • Anja Suter: Systematisch unsichtbar gemacht: Die Arbeit der Saisonniers in der Schweizer Hotellerie (1945–2002)
  • Simona Isler: Die Geschichte der schweizerischen Frauenarchivlandschaft (1982–2024). Ein hartnäckiger Kampf um Sichtbarkeit und Anerkennung
  • Stefan Länzlinger: Welche Bilder die Frauenbewegung prägen, wer sie macht und wie sie der Nachwelt erhalten bleiben
  • Acacio Calisto: Une histoire (in)visible, une présence (in)visible?
  • Nora Lehner: Zuhälterei als Begleitkriminalität: zur Sichtbarmachung von Zuhältern in Wien ab den 1960er Jahren
  • Audrey Bonvin: Périodiques et photographies de la propagande des milieux dits «pro-vie»
  • Stefanie Jungo: «Wem gehört dieser Bauch?» Antifeministische Mobilisierung im Abstimmungskampf um die Fristenregelung
  • Marie Spang: Normaliser l’avortement: projections féministes et mobilisations par l’image à Fribourg (1974–1976)
  • Noemi Steuerwald: Herrschaftliche Sportladies oder androgyne Amazonen? Praktiken der weiblichen (Selbst-)Inszenierung im Pferdesport (1880–1933)
  • Yvonne Schüpbach : Wunderbar, weiblich – und wagemutig? Vergeschlechtlichte Praxen des (Un)sichtbarmachens im Frauenkunstturnen in der Schweiz (1970–1985)
  • Daniel Alsarve: Photography, Sport, and the Hegemony of Men. A Material(-)Discursive Perspective
  • Marianne Meier: Homosexualität im Sport: Das letzte Tabu?
  • Nils Widmer: «[…] in Tat und Wahrheit habe Elsa Roth den SSV dirigiert» – Die sichtbar unsichtbare Skifunktionärin Elsa Roth (1906–2000)
  • Nathalie Büsser: Finanzieren statt regieren? Die mächtigen Vermögen der Frauen in den eidgenössischen Patrizierfamilien (15.–18. Jahrhundert)
  • Margareth Lanzinger: Vermögen und Verhandlungsmacht im Gericht Kastelruth im 18. Jahrhundert
  • Elena Valdameri: Between Matter and Discourse: Women’s Moving Bodies in Colonial India
  • Claire Nicolas: Erased Bodies in the History of the World’s Young Women’s Christian Association (1947)
  • Kirsten Kamphuis: Emotions, Childhoods, and Roman Catholic Missionaries in Eastern Indonesia, c. 1880–1930
  • Loraine Chappuis: “This Girl is an Open Door”: The Visibility of Retributed Sex in Eighteenth-Century Geneva
  • Jann Kraus: Explicitly Encrypted: Queer Sexual Practices in the Diaries of 19th-Century Gentlewoman Anne Lister
  • Adrina Schulz: (In)visible Sex Work: Discussions of Common Women in Early Modern Neighborhood Complaints
  • Olivia Vernay: Minorisées, silencées, violentées. L’expérience des jeunes filles privées de liberté en psychiatrie (Genève, années 1960–années 2020)
  • Amélie Rabine: Histoire et mémoires de jeunes filles placées (France, 1945–2025)
  • Sandra Rebecca Fleischmann: Girls in Danger – Girls Endangering Others: Gender-Specific Narratives in the Institutionalization of Girls and Young Women. The Example of Mädchenerziehungsheim Frenkendorf (1908–1945)
  • Katharina Scharf: Blinde Flecken der Umweltgeschichte? Rechte vergeschlechtlichte Diskurs- und Handlungswelten im Natur- und Umweltschutz (19./20. Jahrhundert)
  • Stefan Rindlisbacher: Auf den Spuren der Lebensschutzbewegung: Umweltschutz, Biopolitik und Anti Abtreibung nach 1945
  • Veronika Springmann: Gewalt im Nationalsozialismus
  • Mirjam Janett: BERTA. Ein Frauenleben im 20. Jahrhundert
  • Andrea Zimmermann, Judith Grosse, Isabella Gagliardi und Jann Kraus: Undoing Patriarchy in the Historical Sciences
  • Sarine Waltenspül, Silvy Chakkalakal, Nils Güttler und Mario Schulze: Mit Visuellem über Visuelles

Quelle: HSozKult