Vortrag: Vida Bakondy und Martina Scholger: Bilder der Migration. Der fotografische Nachlass von Jovan Ritopečki und das digitale Bildrepositorium VISMIG, 04.11.2025, Wien

Forschungsbereich Balkanforschung des Instituts für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) (Web)

Zeit: Di., 04.11.2025, 18:00 Uhr
Ort: ÖAW, PSK-Gebäude, 1010 Wien, Georg-Coch-Pl. 2, 4. Stock, Raum 4

Sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Aspekte der jugoslawischen Arbeitsmigration nach Österreich sind mittlerweile gut erforscht. Neue Einblicke bieten alltags- und mikrogeschichtliche Zugänge, die historische Migrationserfahrungen sowie alltagskulturelle Praktiken und ihre transnationale Verflechtung untersuchen. In diesem Kontext rücken zunehmend visuelle Quellen ins Zentrum der Forschung, insbesondere Fotografien, die eine zentrale Rolle für die Selbstverortung in der Migration und als Kommunikationsmittel spielen.
Am Beispiel des Fotonachlasses von Jovan Ritopečki (1923-1989) geht die Historikerin Vida Bakondy dem Potential von Fotografien für die historische und kulturwissenschaftliche Forschung zur jugoslawischen Arbeitsmigration nach. Jovan Ritopečki war ein jugoslawischer Fotograf und Bildjournalist, der in den 1970er und 1980er Jahren als Bildchronist der jugoslawischen Community in Österreich bekannt wurde. Welche Erkenntnisse liefert sein fotografischer Nachlass über fotografische Praktiken, Auswahlprozesse und Strategien der Sichtbarmachung von Migration? Gemeinsam mit der Digital Humanist Martina Scholger wird im Rahmen des Vortrages auch die Konzeption und Umsetzung der digitalen Bildsammlung VISMIG präsentiert. Diese bietet eine thematisch aufbereitete Auswahl aus Ritopečkis umfangreichem Werk. VISMIG ist Teil der online Bildplattform VASE (Visual Archive Southeastern Europe) und entstand in Zusammenarbeit mit dem Institut für Digitale Geisteswissenschaften der Univ. Graz.

Vida Bakondy ist Historikerin und Kulturwissenschafterin mit Schwerpunkt Visual Studies. Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Hertha-Firnberg-Postdoc Stipendiantin im Forschungsbereich Balkanforschung des IHB der ÖAW mit dem vom FWF geförderten Projekt Visualisierung migrantischer Lebenswelten. Jovan Ritopečkis fotografische Dokumentation der Arbeitsmigration (T 1083). Publikationen u.a.: 2024: On the Margins. Jovan Ritopečki’s Photographs of Migrant Housing in 1970s Vienna, in: Zeitschrift für Migrationsforschung, 4 (2024), 1-37, https://doi.org/10.48439/zmf.244; Fotoalben als Quellen der Zeitgeschichte, zeitgeschichte, 49 (2022) 2, V&R unipress [gem. mit Lukas Meissel, Adina Seeger, Eva Tropper]; Montagen der Vergangenheit. Flucht, Exil und Holocaust in den Fotoalben der Wiener Hakoah-Schwimmerin Fritzi Löwy, Göttingen 2017: Wallstein.

Martina Scholger hat ein Studium der Kunstgeschichte an der Univ. Graz abgeschlossen und promovierte 2018 im Fach Digitale Geisteswissenschaften mit einer Arbeit über Künstlernotizbücher und deren digitaler Erschließung und Edition. Senior Scientist am Institut für Digitale Geisteswissenschaften der Univ. Graz. In ihrer Forschung befasst sie sich mit der digitalen Edition kultur- und geisteswissenschaftlicher Quellen sowie der Anwendung von Textmining- und Machine-Learning-Methoden auf diese Korpora. Seit 2022 ist sie Managing Editor der Rezensionszeitschrift RIDE – A Review Journal for Scholarly Digital Editions and Resources.

Die Veranstaltung ist ein Teil der Vortragsreihe „Balkanforschung an der ÖAW“. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.