Johanna Evers (Marburg); Nadine Rüdiger (Freiburg/Heidelberg/Paris); Anna Scherer (München) und Schloss Heidelberg
Ort: Heidelberg
Zeit: 10.-11.12.2025
Anmeldung bis: 21.11.2025
Programm (Web)
Sektionen: Geschwisterkonstellationen im Wandel: Formen und Herausforderungen | Risiko und Kapital von Geschwisterbeziehungen | Zwischen Ideal und Umsetzung: Darstellung von Geschwisterbeziehungen
Keynote: Sven Externbrink (Hagen): Geborene Rivalen, stille Teilhaber/Teilhaberinnen oder gemeinsame “Projekte”? Beobachtungen zu Geschwisterbeziehungen in Herrscherdynastien im frühneuzeitlichen Europa
Die längste Beziehung im Leben – auf diese Weise werden Geschwisterbeziehungen gerne bezeichnet. Von emotionalem Zusammenhalt dargestellt über tödliche Rivalität bis hin zu sexuellen Beziehungen unter Geschwistern – Mythologie, Literatur und Popkultur beschäftigen sich seit Jahrtausenden mit Geschwisterbeziehungen und deren Wahrnehmungen. Die Tagung nimmt Geschwisterbeziehungen im Europa der Neuzeit (ca. 1500–1900) in den Blick, um das gegenwärtige Bild von Geschwistern zu schärfen. Die Universität der Bundeswehr München erklärt sich bereit, als Förderin der Tagung aufzutreten und sie finanziell zu unterstützen.
Geschwister und ihre Beziehungen sind ein Thema mit einer hohen Alltagsrelevanz und genießen eine dementsprechende öffentliche Präsenz und Popularität. Dies zeigt jedoch vor allem ein alltagspsychologisches Interesse. Ebenso beschränkt sich die Diskussion in der weiteren Medienlandschaft in erster Linie auf die Diskussion psychologischer Studien. Unbeachtet bleibt in der öffentlichen Wahrnehmung hingegen, dass soziale Beziehungen – Geschwister eingeschlossen – ebenso kulturell und historisch geprägt werden. Auf Seiten der Geschichtswissenschaft floriert die Familienforschung seit den letzten Jahrzehnten. Allerdings fokussiert sich diese deutlich auf Eltern-Kind- bzw. Mutter-Kind-Beziehungen. Geschwisterbeziehungen bleiben deutlich unterrepräsentiert. Ähnliches gilt für Forschungen zum Hochadel.
Diesem unausgeschöpften Potential will die Tagung begegnen: Hochadlige Geschwisterbeziehungen der Neuzeit werden in den Mittelpunkt gestellt und in den aktuellen Forschungskontext eingeordnet. Dabei werden nicht nur kultur-, politik- und geschlechterhistorische Fragstellungen zusammengebracht, sondern auch materielle Quellen in den Fokus gestellt. Der europäischen Dimension des Hochadels wird durch die Auswahl der Untersuchungsbeispiele Rechnung getragen. Im Zentrum der Tagung stehen Geschwisterreihen verschiedener europäischer Dynastien im Fokus, deren Schwestern nach ihrer Hochzeit mit der Heimatdynastie brachen und an den Hof ihrer Ehemänner zogen. So kann der Stellenwert der räumlichen Distanz, der Sprache, des Kulturtransfers und der Heimatdynastie für Geschwisterbeziehungen beleuchtet werden. Um den Wandel von Interessen, Merkmalen und Inszenierung in Zusammenhang mit Geschwisterbeziehungen besser zu verstehen, erstreckt sich der in den Blick genommene Zeitraum über die gesamte Neuzeit.
Quelle: HSozKult
