Feministische Studien 01/2027; Doris Gödl, Tanja Obex, Birgit Riegraf und Madeleine Scherrer (Web)
The ecofeminist perspective analyses capitalist, patriarchal and racist exploitation of humans and nature as hegemonic domination and appropriation of the re/productivity of life. (Bauhardt 2019b, S. 23) Reaktionäre Kräfte gelten mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft als salonfähig. Sie attackieren immer schon und aktuell in unverhohlener Weise zentrale Errungenschaften des Feminismus, die das Resultat jahrzehntelanger beharrlicher Kämpfe sind (bspw. Beschneidung von Selbstbestimmungsrechten von Frauen*, Zurückdrängung von Frauen* in die Sphäre des Privaten, Verbote gendergerechter Sprache in öffentlichen Institutionen…). Darüber hinaus stellen sie wissenschaftliche Fakten etwa zur Klimakrise infrage, und sie torpedieren sowohl aktivistische Interventionen, die eine ökologisch-gerechtere Lebensweise einfordern, als auch deren Akteur*innen.
In diesen Praktiken verknüpfen sich patriarchale Herrschaftsformen, Antifeminismus und kapitalistische Ausbeutungsverhältnisse. Petromaskulinität ist das Konzept, das Cara New Daggett (2023) geprägt hat, um die Verknüpfung von Frauen*feindlichkeit und Klimawandelleugnung als Waffen „neuer autoritärer Bewegungen“ (ebd., S. 10) zu verstehen. Petromaskulinität bezeugt diese „wechselseitige Konstituierung, wobei neben Klimaangst auch gender anxiety zum Vorschein kommt, und frauenfeindliche Gewalt sich zuweilen als fossile Gewalt entlädt“ (S. 10f.; Hervorh. i.O.).
Diese spezifische Verknüpfung von Misogynie und Wissenschaftsfeindlichkeit (die sich u.a. in der Leugnung des anthropogenen Klimawandels zeigt), scheint uns eine neue, bedeutsame Beobachtung zu sein, die im aktuellen Klimadiskurs bislang keine Rolle spielt(e). Vielmehr dominieren dort technologiebasierte Lösungsansätze, die mit einer naiven Hoffnung auf einfache „technological fixes“ (Alaimo 2012, S. 563) verbunden sind. Sie basieren auf wissenschaftlich-technischen Machbarkeitsphantasien, wobei Fragen nach sozialer Gerechtigkeit, insbesondere nach der Geschlechtergerechtigkeit, ausgeklammert werden. Weiterlesen … (Web)
Quelle: Gender Campus
