CfP: Zwischen guter Hoffnung, Risiko und Projekt: Zur Soziologie der Geburt (Event: München), Deadline: 15.01.2009

Deutsches Jugendinstitut München e.V. (Dr. Karin Jurczyk), Sektion Kultursoziologie (Prof. Dr. Stephan Moebius) und Frauen- und Geschlechterforschung (Prof. Dr. Paula-Irene Villa) der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, München

Zeit: 10.-11.07.2009,
Ort: LMU München
Deadline: 15.01.2009

Erstaunlicherweise existieren bislang – weder national noch international – kaum dezidiert soziologische Analysen zum Thema Geburt. Dies ist umso bemerkenswerter, als Geburt ebenso wie Tod kein bloßes bio-physiologisches Phänomen darstellt, sondern aufs engste mit sozialen, politischen und kulturellen Vorstellungen und Ritualen sowie einer Vielzahl verschiedener Praxen verbunden ist. Entsprechende Ansatzpunkte und damit auch Anstöße für soziologische Analysen finden sich reichlich:

  • Welche Praktiken und Imaginationen gibt es rund um die Geburt?
  • Wie wird Geburt in der Gesellschaft gegenwärtig diskutiert/thematisiert? Welche Konfliktlinien zeichnen sich dabei ab?
  • Geburt zwischen Natur und Kultur: Grenzziehungen und -verschiebungen
  • Geburt als Gegenstand der Biopolitik
  • Welche unterschiedlichen symbolischen Ordnungen der Geburt, Vorstellungen und Praktiken gibt es im Kulturvergleich?
  • Welches sind die zentralen Akteure rund um die Geburt?
  • Geburt und Gender, z.B. Väter als Akteure, Weiblichkeitsbilder, Vergeschlechtlichungspraxen usw.
  • Wie wird Geburt institutionalisiert? Welche sind die maßgeblichen Organisationen rund um die Geburt?
  • Relevanz von Geburt für die Herstellung von Familie
  • Bürokratisierung und Professionalisierung der Geburt
  • Rituale rund um die Geburt
  • Geburt als Bestandteil demographischer Diskurse bzw. Praxen inkl. deren ethnischer, geschlechtlicher, ungleichheitsrelevanter, sexualpolitischer usw. Dimensionen
  • Geburt zwischen Öffentlichkeit und Privatheit
  • Ethnographie der Geburt
  • Sozialgeschichte der Geburt
  • (Sozial-)Politische Dimensionen des Themas Geburt
  • Geburt und „Risikolagen“

Aus dem Blickwinkel einer historischen Kultursoziologie erweist sich die Geburt als interessantes Thema. Denn es lässt sich vermuten, dass es in den letzten Jahrzehnten zu einer gravierenden Bedeutungsveränderung der Geburt gekommen ist, die in einem bedeutsamen Wandel der Geburtskultur resultiert.
Ähnlich wie beim Thema Tod, so eine These, kann man neuartige diskursive Verschiebungen ausmachen, durch die die Geburt immer mehr einen projektförmigen Charakter annimmt. Es kommt in den letzten Jahrzehnten zu einer verstärkten Institutionalisierung der Geburt, die verschiedenen und z.T. in Konflikt stehenden normativen Fluchtpunkten folgt: „gute, natürliche Geburt“, „Risikominderung durch geplanter Kaiserschnitt“ usw. Die Geschlechtersoziologie ist mindestens ebenso aufgerufen, sich mit dem Thema Geburt (weiterhin) zu beschäftigen. Auch wenn seitens der Frauen- und eschlechterforschung das Thema Geburt durchaus aufgegriffen worden ist, so sind angesichts gravierenden gesellschaftlicher Transformationen neue Fragen zu stellen. Grundsätzlich gilt dabei: Am Thema ‚Geburt’ lassen sich geschlechtliche Differenzierungen von Optimierungsimperativen, Medikalisierungsprozessen, Pathologisierungen und Normalisierungspraxen besonders gut diskutieren – ebenso wie die kreativen und eigensinnigen Praxen seitens der Akteure/innen, die sich womöglich den diskursiven und normativen Imperativen entziehen.

Die geplante Tagung will eine erste Annäherung an das Thema vornehmen.

Dabei sollen nicht nur die gegenwärtigen Forschungsdesiderata soziologischer Theorien und Forschungen mit Blick auf das Thema Geburt näher untersucht werden, um daran aufbauend neue Forschungsfelder auszumachen. Es sollen ebenso bereits erste konkrete Forschungsdesigns für zukünftige soziologische
Erforschungen rund um das Phänomen Geburt erarbeitet und vorgestellt werden.

Ziel der Tagung ist es auch, über konkrete Forschungskooperationen ins Gespräch zu kommen.

Abstracts (maximal 1.600 Zeichen) sind bis zum 15.01.2009 zuzusenden.

URL: http://www.stephanmoebius.de/Projekte.html
Kontakt: Stephan Moebius: stephan.moebius#uni-erfurt.de

aus: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=10510

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