in Zusammenarbeit mit der Grünen Bildungswerkstatt
Zeit: Dienstag, 5. Dezember 2006, 18.00 Uhr
Ort: IWM-Bibliothek, Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), Spittelauer Lände 3, 1090 Wien (U4 Station Friedensbrücke)
Um Anmeldung wird gebeten: events@iwm.at oder +43-(0)1-313 58-0
„Sollen denn Witwen weniger wert sein als verheiratete Frauen?“, beklagte sich 1958 eine Kölnerin beim Arbeitsministerium. Ganz ähnlich protestierte 1956 eine Ostberlinerin. Beide waren Arbeiterinnen und versorgten einen Haushalt mit halbwüchsigen Kindern oder pflegebedürftigen Eltern. Doch der monatliche, bezahlte „Hausarbeitstag“, der jung verheirateten Kolleginnen zustand, wurde ihnen vorenthalten. Die Auseinandersetzungen spiegeln die in Ost und West divergenten, aber gleichermaßen umstrittenen Vorstellungen über die gerechte Verteilung von Arbeit, Freizeit, Einkommen und sozialem Status zwischen Männern und Frauen, aber auch zwischen verschiedenen Gruppen von Frauen wider. Hausarbeit war ein Politikum, dessen Brisanz im Kalten Krieg lauter als je zuvor und danach artikuliert wurde.
Carola Sachse ist Professorin für Zeitgeschichte an der Universität Wien.
Literaturtipps
Der Hausarbeitstag. Gerechtigkeit und Gleichberechtigung in Ost und West 1939-1994. Göttingen: Wallstein 2002.
Siemens, der Nationalsozialismus und die moderne Familie. Eine Untersuchung zur sozialen Rationalisierung in Deutschland im 20. Jahrhundert. Hamburg: Rasch & Röhring 1990.